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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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ihnen.«
    » Es gibt Teile unserer Vergangenheit, Todd, von denen du nichts weißt «, fährt Viola fort. » Das tut mir leid, aber wenn du Bescheid wüsstest, würdest du in großer Gefahr schweben. Du wirst nur dann willkommen sein, wenn du unwissend und unschuldig bist .«
    Ich spüre, wie ich noch mehr erröte, aber zum Glück ist es so dunkel, dass man es nicht sehen kann.
    » Aus dem Buch deiner Mutter wirst du mehr erfahren, aber zuerst musst du den Rest der Welt warnen, Todd. Prentisstown rüstet sich. Die Pläne dazu wurden schon vor Jahren geschmiedet, man wartet nur noch darauf, bis der letzte Junge zum Mann geworden ist .« Sie blickt von der Karte auf. »Bist du das?«
    »Ja«, sage ich. »Ich war der Jüngste. In siebenundzwanzig Tagen werde ich dreizehn Jahre alt und dann bin ich nach dem Gesetz von Prentisstown ein Mann.«
    Ich kann nicht anders, ich muss daran denken, was Ben mir in seinem Lärm gezeigt hat. Darüber, wie ein Junge zum Mann wird ... Aber ich verdränge den Gedanken ganz schnell und sage: »Ich habe keine Ahnung, weshalb sie gerade auf mich gewartet haben sollen.«
    » Der Bürgermeister will Farbranch erobern und wer weiß, was sonst noch alles. Sillian und ich ... «
    »Cillian«, verbessere ich sie. »Das C am Anfang wird wie ein K gesprochen.«
    » Cillian und ich werden versuchen, sie so lange wie möglich aufzuhalten, aber wir werden es nicht verhindern können. Farbranch ist in großer Gefahr und du musst die Menschen dort warnen. Vergiss niemals, dass wir dich lieben, als wärst du unser eigener Sohn. Dich wegzuschicken ist das Schlimmste, was ich je zu tun gezwungen war. Wenn möglich, sehen wir uns wieder, aber das Allerwichtigste ist, dass du schnell nach Farbranch gehst. Du musst sie warnen. Ben .« Viola schaut auf. »Den letzten Abschnitt hat er unterstrichen.«
    »Ich weiß.«
    Und dann sagen wir eine Minute lang gar nichts. Ein Vorwurf liegt in der Luft, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
    Wer wird schon aus einem Mädchen schlau, das still ist? »Meine Schuld«, sage ich. »Alles meine Schuld.«
    Viola liest die Anmerkung noch einmal still für sich. »Sie hätten es dir sagen müssen«, erklärt sie schließlich. »Sie hätten nicht warten dürfen, bist du es selbst liest, noch dazu, wo du ...«
    »Wenn sie es mir gesagt hätten, dann hätte es ganz Prentisstown in meinem Lärm gehört, und dann hätten alle gewusst, dass ich es weiß. Dann hätten wir nicht einmal den kleinen Vorsprung, den wir jetzt haben.« Ich schaue sie an und dann gleich wieder weg. »Ich hätte das Buch jemandem geben sollen, der es mir vorliest, das ist alles. Ben ist ein guter Kerl.« Und mit leiser Stimme setze ich hinzu: »Er war ein guter Kerl.«
    Viola faltet die Karte zusammen und gibt sie mir zurück.Im Augenblick nützt sie uns nichts, trotzdem verwahre ich sie sorgfältig in der vorderen Umschlagseite des Buches.
    »Ich könnte es dir vorlesen«, sagt Viola. »Das Buch deiner Mutter. Wenn du willst.«
    Ich kehre ihr den Rücken zu und verstaue das Buch im Rucksack. »Wir müssen weiter«, sage ich. »Wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet.«
    »Todd ...«
    »Eine Armee ist hinter uns her«, erinnere ich sie. »Zum Vorlesen ist keine Zeit.«
    Also machen wir uns auf. Wir rennen, so schnell und so weit wir nur können, aber als die Sonne aufgeht, langsam, träge und kalt, wir keinen Augenblick geschlafen haben nach einem Tag voll harter Arbeit, sind wir auch mit einer Armee dicht auf den Fersen nur mit Mühe in der Lage, unser Tempo zu halten.
    Aber wir schaffen es, den ganzen nächsten Morgen lang.
    Wie wir gehofft haben, folgt die Straße dem Flusslauf. Das Gelände wird flacher und große, grasbewachsene Ebenen erstrecken sich bis zu niedrigen Hügelketten, hinter denen höhere Berge aufragen, und hinter diesen, zumindest im Norden, sogar richtig hohe Berge.
    Und alles ist Brachland. Nirgends Zäune, nirgendwo Getreidefelder, nirgends der Hinweis auf eine Siedlung oder auf Menschen, abgesehen von der staubigen Straße selbst. Einerseits ist das gut, andererseits auch ein wenig unheimlich.
    Wenn der Rest von New World also tatsächlich nicht ausgelöscht wurde, wo sind dann all die Menschen?
    »Glaubst du, wir sind auf dem richtigen Weg?«, frage ich, als wir wieder um eine staubige Kehre biegen, hinter dernichts als weitere staubige Kehren liegen. »Glaubst du, wir sind hier richtig?«
    Viola stößt nachdenklich die Luft aus. »Mein Dad sagte immer: ›Es gibt

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