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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Großeinsatz zu sein.« Mit einem Mal fühlten sich meine Beine ziemlich wackelig an. »Was, wenn sie nichts Passendes finden?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Aber wenn …
    »Raine, hör auf! Sie werden etwas finden und sie werden es mir mailen. Du musst nur noch ein wenig durchhalten. Okay?«
    »Okay.«
    »Sie finden immer etwas«, fügte er dann noch hinzu, als müsse er nicht nur mich, sondern auch sich selbst davon überzeugen.
    »Was ist mit dem Amerikaner?«
    »Immer noch nichts. Ich habe ein paar Leute darauf angesetzt.«
    »Du lässt ihn verhaften?« Ich hatte Mühe, meine Lautstärke unter Kontrolle zu halten.
    Skyler schüttelte den Kopf. »Sie sollen nur nachsehen, wo er steckt. Bis heute Abend gebe ich ihm noch Zeit für seinen Rückruf. Ich glaube, auf diese Weise werden wir mehrInformationen bekommen, als wenn er festgenommen und verhört wird.«
    Er wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick bekamen wir Gesellschaft. Es war wirklich erstaunlich, zu beobachten, wie schnell Skyler vom ernsthaften Sucher auf die Rolle des unbeschwert witzelnden Schülers umschalten konnte. Erstaunlich und erschreckend, denn es führte mir einmal mehr vor Augen, dass ich nicht mehr über ihn wusste als das, was er mich wissen lassen wollte. Wie viel von dem Jungen, den ich kennengelernt hatte, war der echte Skyler gewesen?
    Der Nachmittag zog sich hin wie Kaugummi. Ich verweigerte jede weitere Kaffeeaufnahme, meine Füllmenge war mehr als erreicht. Noch eine Tasse und ich würde platzen.
    »Du brauchst das Koffein«, versuchte Skyler mich zu überzeugen.
    »Ich bringe keinen einzigen Schluck mehr runter.«
    Im ersten Moment schien es, als wolle er mir widersprechen, dann jedoch nickte er und trank den Kaffee selbst, den er für mich geholt hatte. Tatsächlich bekam ich die Wirkung des fehlenden Koffeins ziemlich schnell zu spüren. Schon in der folgenden Unterrichtsstunde wurden meine Lider schwer. Vielleicht war es auch nur das Wissen um das fehlende Koffein. So oder so, ohne Kaffee bekäme ich ganz schnell ein Problem. Mit Kaffee aber auch.
    Entsprechend erleichtert war ich, als Skyler mir nach der nächsten Pause eine Schachtel mit Koffeintabletten in die Hand drückte.
    »Wo hast du die her?«
    »Krankenstation.«
    »Schwester Hepsen hat die einfach so rausgerückt?«
    »Schwester Hepsen weiß nicht, dass sie fehlen.«
    »Oh.«
    Dankbar nahm ich die Packung entgegen und spülte zwei Tabletten mit einem Schluck Wasser herunter. Als ich das Gluckern in meinem Bauch spürte, wünschte ich mir, Skyler wäre schon früher auf die Idee mit den Tabletten gekommen.
    Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir zum ersten Mal seit Tagen wieder in der Bibliothek. An Lernen war allerdings nicht zu denken. Statt meiner Hausaufgaben kritzelte ich Muster auf meinen Block, während Skyler alle drei Sekunden auf sein Handy starrte, als könnte er es durch bloße Willenskraft dazu bewegen, die erwarteten Nachrichten auszuspucken.
    Beim Abendessen lud Ty uns zu seiner nächsten Zimmerparty ein, die er für den Samstag plante. Obwohl es bereits Donnerstag war, erschien mir der Samstag in so weiter Ferne zu sein, dass ich spontan zusagte. Ich konnte mir gerade noch ein »Wenn ich dann noch ich selbst bin, komme ich gerne« verkneifen.
    Als Skyler und ich wenig später den Speisesaal verließen, stieß ich an der Tür einmal mehr mit Kim zusammen, die gerade hereinkam.
    »Pass doch auf, du dumme Kuh!«
    Sie war definitiv wieder ganz die Alte. Ich war so erleichtert, dass die ganze Zauberei und Flucherei spurlos an ihr vorübergegangen zu sein schien, dass ich mit einem spontanen »Muh!« antwortete, ehe ich an ihr vorbei auf den Gang trat.
    »Was war das denn? Habt ihr eine Geheimsprache entwickelt?«
    »Kim spricht schon länger Muhisch, deshalb dachte ich, dass sie mich am besten versteht, wenn ich in ihrer Sprache antworte.« Ich konnte ihm schlecht sagen, welche Last es von meinem Gewissen nahm, zu sehen, dass ich ihr – egalwie bescheuert und unleidlich sie auch sein mochte – mit meiner Magie nicht dauerhaft geschadet hatte. Zum Glück gab Skyler sich mit meiner Antwort zufrieden und quittierte sie lediglich mit einem Grinsen. Gefolgt von einem Blick auf das dunkle Handydisplay.
    »Ist das Ding überhaupt aufgeladen?«
    Er warf mir einen strafenden Blick zu, auf den hin ich unwillkürlich die Hände hob. »Ich meine ja nur … Was machen wir jetzt?«
    »Wir gehen zu mir und warten.«
    Ich war mir nicht sicher, wie ich eine weitere

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