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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Raubtier auf der Jagd, das kurz davor stand, seine Beute zu schlagen. Hoffentlich war die Beute in diesem Fall nur die Geschichte des Amuletts und nicht der ahnungslose Mr Mortens.
    »Dann bin ich gespannt, Ihre Geschichte zu hören«, sagte Skyler ernst.
    Am anderen Ende der Leitung klapperte etwas, es hörte sich an, als würde Mr Mortens mit einem Glas hantieren und noch einmal etwas trinken, bevor er mit seiner Erzählung begann. »Es ist nicht nur die Geschichte des Medaillons, sondern auch die einer großen Liebe«, sagte er schließlich. »Die Geschichte eines Hexers.«
    Skyler nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »Sein Name war Calder Ravenwood«, fuhr Mortens ohne Unterbrechung fort. »Er wurde in eine Zeit hineingeboren,in der Magie noch nichts Verbotenes war, und war von klein auf ein Bewunderer der Zauberer und ihrer Fähigkeiten. In seinen Adern floss jedoch keine Magie, ein Umstand, den er von jeher zutiefst bedauert hatte. Um zu werden wie seine großen Vorbilder, wählte er den einzigen Weg, der einem Nichtmagischen möglich ist: Er beschwor einen Dämon und schloss einen Pakt mit ihm.«
    Wenn ein Nichtmagischer, jemand ohne eigene Magie im Blut, die Kunst der Zauberei erlernte, wurde er zum Hexer. Zauberer und Magier durften sich nur jene nennen, die die Gabe von Geburt an in sich trugen.
    »Der Dämon pflanzte ihm den magischen Funken ein, jenen Kern, der nötig ist, um Magie anzuzapfen und ihn in der Kunst der Hexerei zu unterweisen. Im Gegenzug und um seine Dankbarkeit zu beweisen, hatte er Aufträge für seinen Mentor zu erfüllen und ihm nach seinem Tod seine Seele zu übereignen.«
    »Ist der Name dieses Mentors bekannt?«, fiel Skyler ihm ins Wort.
    »Mein Onkel kannte ihn, ich bin mir jedoch nicht mehr sicher. Ich glaube, er hieß Abbas oder Abaras. Etwas in der Art.«
    »Arabas?«
    »Ja, das war der Name!«
    Skylers Blick war auf das Hennaset mit den Pinseln gerichtet, als überlege er, mit welchen Runen er sich vor dem Dämon schützen könne. Verflucht, war es am Ende ein Dämon, der sich aus meinem Amulett zu befreien versuchte?
    »Ravenwood hat seine Seele verkauft, um zu bekommen, wonach er sich am meisten sehnte, ohne zu ahnen, dass er dem Kostbarsten in seinem Leben erst später begegnen sollte«, berichtete Mortens weiter. Es erstaunte mich, wie freimütig er über Magie sprach, dann jedoch wurde mir bewusst, dass es für ihn nicht mehr als eine Geschichte war, die sein Onkel ihm immer erzählt hatte. Er wusste nicht um die Wahrheit dahinter. »In den kommenden Jahren saugte er alles Wissen auf, das der Dämon zu geben bereit war. Er erfüllte seine Aufgaben gewissenhaft und nutzte das Erlernte, um sich ein angenehmes Leben zu schaffen. Dann begegnete er Lavinia, einer wunderschönen Hexe, die ebenfalls ein Zögling des Dämons war. Es war Liebe auf den ersten Blick. Eine Liebe, von der Calder Ravenwood sicher war, dass sie alle Zeiten überdauern würde. Als jedoch die Zauberei verboten und schließlich verfolgt wurde, gerieten er und Lavinia ins Visier jener Leute, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, alles Magische auszurotten. Ihre Verfolger schafften es, die Verbindung zu ihrem dämonischen Mentor zu kappen und das Tor zu schließen, durch das Arabas Kontakt zu dieser Welt hielt. Bei dem Versuch, aus dem Land zu fliehen, fiel Lavinia den Magiejägern in die Hände und fand ihr Ende auf dem Scheiterhaufen.« Mortens legte eine kunstvolle Pause ein, vermutlich an derselben Stelle, an der auch sein Onkel früher pausiert hatte. »Calder wollte sich jedoch nicht mit ihrem Tod abfinden. Es gelang ihm, ihre Seele einzufangen, als diese aus ihrem sterbenden Körper aufstieg, und in ein Medaillon zu bannen. Als er sich damit davonstehlen wollte, wurde er gestellt. Ihm gelang die Flucht, das Medaillon jedoch fiel in die Hände seiner Verfolger.«
    Ganz allmählich begann ich zu begreifen, warum diese Seele so altertümlich klang. Sie war ein Wesen, eine Frau, die vor Jahrhunderten gelebt hatte. Jemand, der keine Ahnung von Handys, Fernsehen oder dem Internet hatte und der trotzdem mit aller Macht in diese Welt drängte. Die Frage war nur, warum jetzt? Warum nicht vor 50 oder 100 Jahren? Was war geschehen, dass es sie ausgerechnet jetzt in die Freiheit drängte – auf meine Kosten?
    Ich setzte an, meine Frage zu stellen, doch Skyler legte mir die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Sofort klappte ich meinen Mund wieder zu. Mr Mortens wusste nicht, dass es sich bei

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