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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Hexenseele meinen Körper übernehmen oder die Magiepolizei die Wahrheit über mich herausfinden. So oder so wäre es mein Ende. Es war die Wahl zwischen Pest und Cholera.
    »London«, echote ich. »Und dort können sie mir helfen?«
    »Ich denke schon.« Aus seinem Blick sprach Zweifel. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, ob jemand aus seiner Behörde tatsächlich etwas für mich tun konnte. Dabei hattensie doch eigene Zauberer, die für sie arbeiteten und unter anderem dafür zuständig waren, die Runen auf den Körpern der Sucher anzubringen und magische Gegenstände zu analysieren. Sie mussten doch in der Lage sein, jemandem ein verflixtes Schmuckstück abzunehmen.
    Ganz sicher würde ich mich nicht in die Höhle des Löwen begeben, wenn ich nicht sicher sein konnte, dass ich sie ohne das Amulett und lebend wieder verlassen würde.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum ich plötzlich im Besitz des Medaillons bin«, überlegte ich laut. »Max hat es Kim geschenkt und so, wie es aussah, schien sie das Ziel der Seele gewesen zu sein. Was hat sich geändert? Warum ich?«
    »Darüber kann ich auch nur spekulieren. Vielleicht war Kim nicht kompatibel genug, sodass die Seele sich einen anderen Träger gesucht hat.«
    »Aber die Seele, diese Lavinia, kann doch in ihrem Zustand gar nicht imstande gewesen sein, sich einfach mal aus dem Medaillon zu befreien und damit zu mir zu marschieren, um es mir um den Hals zu legen. Wie kommt dieses Ding also dahin, wo es jetzt ist?« Hilflos deutete ich auf meinen Hals.
    »Sie muss einen Helfer haben.«
    Das ergab erschreckend viel Sinn. Das Ritual unter Kims Fenster. Das Gefühl, dass mich jemand verfolgte, als ich mich in den Wald geschlichen hatte, um den Fluch von Kim zu nehmen. Die gesichtslose Gestalt, die im Traum an meinem Bett erschienen war, ihre Worte gemurmelt und mir schließlich die Kette umgelegt hatte. Nur dass es wohl doch kein Traum gewesen war. »Wer könnte das sein? Calder Ravenwood?« Ich schnaubte. »Wohl kaum. Er müsste inzwischen um die dreihundert Jahre alt sein.«
    »Was, wenn er einen Weg gefunden hat, die Zeit zu überdauern?«
    Ein dreihundert Jahre alter Hexer, der auf dem Gelände herumschlich und versuchte, seiner Geliebten einen neuen Körper zu beschaffen. Die bloße Vorstellung jagte mir einen Schauder über den Rücken. »Du meinst, er könnte wirklich …?«
    »Es ist zumindest nicht auszuschließen.« Skyler drehte sich so weit zu mir herum, dass wir uns fast gegenübersaßen. »Was hat Mortens gesagt? Der Segen sollte verhindern, dass es aufgespürt wird. Ein Segen muss regelmäßig erneuert werden. Nach dem Tod des Priesters ist er langsam verblasst.«
    »Jemand, der wusste, wonach er suchte, hätte es also problemlos aufspüren können?«
    Er nickte. »Ich glaube, dieser Jemand ist Calder Ravenwood.«
    »Aber …«
    »Er muss es sein«, beharrte Skyler. »Wäre er nicht mehr am Leben, würde diese Seele auch nicht länger existieren.«
    »Soll das heißen …?«
    »Wenn derjenige stirbt, der die Seele gebunden hat, bevor sie einen neuen Körper findet, vergeht auch die Seele.« Er zuckte die Schultern. »Wer außer dem Hexer sollte daran interessiert sein, diese Seele zu befreien?«
    »Vielleicht jemand, der ihre Geschichte kennt und sich erhofft, dass sie ihm ein paar magische Tricks beibringen oder Kontakt zu diesem dämonischen Mentor vermitteln kann?« Wenn Calder wirklich noch am Leben war, musste der Dämon ziemlich angepisst sein. Immerhin wartete er schon seit ein paar hundert Jahren auf die ihm zustehende Seele des Hexers.
    »Eher unwahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass die Priester, die über die Generationen hinweg über die Seele gewacht haben, diese Geschichte über ihre eigenen Familien hinaus verbreiteten. Viele haben sie vermutlich nicht einmal ihrenFamilien anvertraut. Hätte es sich herumgesprochen, was sie bewachten, und sich jemand erhofft, darüber einen umfassenderen Zugang zur Magie zu bekommen, hätte sicher schon viel früher jemand versucht, das Medaillon an sich zu bringen. Wenn jemand von der Geschichte gehört hätte, hätte er – verborgene Aura hin oder her – auch gewusst, wo er es finden würde. Da es aber nicht gestohlen wurde und vermutlich nie auch nur einen Diebstahlversuch gab, tippe ich auf den Hexer.« Skyler rieb sich nachdenklich das Kinn. »Es klingt unwahrscheinlich angesichts seines Alters, aber er ist meiner Meinung nach der Einzige, der in der Lage wäre, die Aura aufzuspüren. Der Einzige,

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