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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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mit denen sie dasselbe bewirken konnten wie mit Zauberei! Wo war da bitte der Sinn?
    »Wir werden mit Max sprechen.«
    »Was, wenn er deine Fragen nicht beantworten will oder kann?«
    »Dann werde ich ihn verhaften und nach London bringen lassen. Unsere Verhörspezialisten haben bisher noch jeden weichgekocht. Ab sofort ist das eine offizielle Sucherangelegenheit.«
    Ich sparte mir die Frage, ob das nicht von Anfang an der Fall gewesen war, denn ich wusste, was er meinte. Bisher hatte er mehr oder weniger halboffiziell gehandelt, um mich zu schützen. Jetzt gab es keinen Grund mehr dafür. Er würde alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um die Seelezu bannen und das Amulett von seiner Magie zu befreien, denn das war sein Job. Mich zu retten gehörte nicht mehr zu seinen Prioritäten. Wenn mir etwas zustieß, würde er das als Kollateralschaden verbuchen und seiner Arbeit nachgehen, als wäre nichts gewesen. Als wäre ich nicht gewesen.
    »Komm mit.« Er packte mich am Handgelenk und schob mich vor sich auf den Gang hinaus. Mit der freien Hand schloss er die Tür ab, dann drehte er sich zu mir herum. Wieder sah er mich zwar an, vermied es aber, mir dabei in die Augen zu blicken. Als hätte er Angst vor dem, was er darin finden könnte. »Ich werde dich jetzt loslassen. Vorher möchte ich dich allerdings noch einmal an den Sender erinnern. Damit kann ich dich jederzeit und überall finden. Also erspare uns beiden bitte die Mühe und lauf nicht weg.«
    Was sollte ich darauf erwidern? Ich hätte ihn beschimpfen können, ihn treten oder sonst etwas. Nichts davon hätte etwas an meiner Situation geändert. In Sicherheit wiegen , rief ich mir in Erinnerung und nickte.
    Einen Moment noch ruhte sein Blick auf meinem Gesicht, das Nachtlicht tauchte seine Züge in kaltes Blau, dann gab er mein Handgelenk frei, blieb aber den gesamten Weg zu Max’ Zimmer so dicht neben mir, dass er mich mühelos jederzeit wieder hätte packen können. Noch vor zwei Stunden hätte er es darauf angelegt, dass wir uns beim Gehen berührten, jetzt jedoch achtete er sorgsam darauf, dass das nicht geschah. Als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschrien, dass Magie weder ansteckend noch böse war, doch sosehr es mich juckte, wäre ein derartiger Ausbruch meinen Plänen nur hinderlich gewesen. Also hielt ich den Mund.
    Vor Max’ Zimmer bedeutete er mir stehen zu bleiben und klopfte an. Von drinnen kam keine Antwort. Nicht weiter verwunderlich, immerhin war es nach Mitternacht und Maxschlief vermutlich tief und fest. Skyler versuchte es ein weiteres Mal, dann drehte er am Türknauf. Verschlossen. Holbrook Hill war ein sicherer Ort. Die meisten Schüler sperrten ihre Zimmer ab, wenn sie sie verließen, doch kaum einer verriegelte die Tür, wenn er sich schlafen legte. Vermutlich nur solche, die von besessenen Mitschülern, unbekannten Zauberern und magischen Gegenständen bedroht wurden.
    Also war ich wohl die Einzige.
    Zumindest bis zu diesem Augenblick.
    Skyler zückte seinen Dietrich und knackte zum zweiten Mal das Schloss zu Max’ Zimmer. Er stieß die Tür weit auf und es kostete uns lediglich einen Blick, um zu erkennen, dass der Raum verlassen war. Das Bett war unbenutzt und auch sonst deutete nichts auf Max’ Anwesenheit hin. Kein Lichtstrahl, der unter der Badezimmertür nach außen drang, keine Silhouette, die sich vor dem Fenster oder sonst wo im Raum von der Dunkelheit abhob.
    Nichts.
    Trotzdem schob Skyler mich in den Raum. Sobald wir über die Schwelle waren, schloss er die Tür hinter uns, knipste das Licht an und durchsuchte jeden Winkel des Zimmers. Selbst im Schrank sah der misstrauische Sucher nach. Als er Max auch unter dem Bett nicht fand, machte er sich daran, die Unterlagen auf seinem Schreibtisch, in den Schubladen und in seiner Schultasche nach Hinweisen auf seinen Verbleib zu durchsuchen.
    »Steht heute irgendeine Party an, auf der er sich herumtreiben könnte?«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass die Frage an mich gerichtet war. Ich sparte es mir, ihm zu sagen, dass ich nicht von jeder Party erfuhr, die in der Schule gefeiert wurde, und zuckte lediglich die Schultern. »Nicht dass ich wüsste. Abgesehen davon ist es mitten in der Woche.« Dann erinnerte ich mich daran, dass er den ganzen Tag nicht im Unterricht gewesen war. »Er ist nicht hier.«
    »Ach?«, erwiderte Skyler ätzend, mit einem Blick in den verlassenen Raum.
    »Nein, ich meine, er ist nicht

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