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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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zusammen und gab einen Blick auf seine im Wettstreit liegenden Gefühle frei. Wut, Bedauern und Enttäuschung flammten wie Blitze in seinen Augen auf, gruben für die Dauer einiger Herzschläge verräterische Linien in sein Gesicht, ehe es ihm gelang, sie abzuschütteln und erneut eine eisige Miene aufzusetzen.
    Seit er den Raum betreten hatte, hatte er mich zwar beinahe ununterbrochen angesehen, dabei seinen Blick aber von meinen Augen ferngehalten. Als fürchtete er, ich würde ihn verhexen, sobald sich unsere Blicke trafen. Oder als könne er es nicht ertragen, mir in die Augen zu sehen. Ich war nicht länger seine Freundin, sondern etwas, das er mit kalter Professionalität betrachtete. Etwas, das zu bekämpfen er sich geschworen hatte.
    »Sag mir nur eines, Raine. Hast du über mich gelacht,nachdem du herausgefunden hast, was ich bin? Hast du über den dummen Sucher gelacht, der auf dich hereingefallen ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe getrauert«, sagte ich leise. »Um uns. Und um das, was niemals aus uns werden kann.«
    Für einen Moment sah ich die Qual in seinen Augen, dann jedoch glätteten sich seine Züge wieder. Wurden hart und so eisig, dass es mir Angst machte.
    In dem Versuch, meine Furcht zu verbergen, biss ich die Zähne so fest aufeinander, dass meine Kiefer schmerzten. Ich würde ihn nicht um mein Leben anflehen. Es hätte ohnehin keinen Sinn. Die einzige Chance, die mir noch blieb, war die Flucht.
    Ich musste hier weg, doch dazu musste ich an ihm vorbei. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, schob ich mich zur Seite. Wenn ich schnell genug war, konnte ich die Tür vielleicht erreichen. Ich spannte meine Muskeln an, bereit loszuspringen, doch Skyler vertrat mir den Weg.
    »Du kannst nicht gehen.« Seine Stimme klang kalt und schneidend.
    Ich konnte aber auch nicht bleiben. »Dann verhaftest du mich jetzt?«
    »Noch nicht.« Ein Umstand, den er zu bedauern schien. »Erst werden wir diese Seele bannen und dem Amulett seine magische Kraft nehmen.«
    »Und danach wirst du mich verhaften.«
    Er nickte. »Das ist meine Aufgabe. Und ich werde sie erfüllen.«
    Seine Worte hätten mich in Panik versetzen sollen, doch stattdessen taten sie weh. Nachdem seine Küsse und seine Nähe Gefühle in mir geweckt hatten, die ich so lange zu verleugnen versucht hatte, fühlten sich seine Worte wieVerrat an. Ich wandte den Blick ab und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Da legte er seine Hand auf meinen Arm. Ich blinzelte die Tränen zurück und sah auf. Für einen Moment war die Kälte aus seinen Zügen gewichen und er war wieder der Skyler, den ich kannte. Mein Skyler.
    »Ich mag dich, Raine«, sagte er sanft. »Mehr, als ich sollte. Aber …«
    »Aber es darf nicht sein.«
    »Nein. Niemals.« Er zog seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Schlagartig war jede Wärme aus seinen Zügen gewichen und mir war bewusst, dass dies die letzten persönlichen, die letzten freundlichen Worte waren, die ich aus seinem Mund hören würde. Ab sofort hatte ich es nur noch mit einem Sucher zu tun, der seine Arbeit erledigte.
    Ich war versucht, es doch auf einen Fluchtversuch ankommen zu lassen. Sich mit der Hexenseele herumzuschlagen erschien mir allemal einfacher, als mein Leben oder zumindest meinen Verstand an die Magiepolizei zu verlieren. Wenn ich ihn zur Seite stieß … nein! Ich musste ihn außer Gefecht setzen. Ihm eins überbraten. Nur so konnte ich mir einen Vorsprung verschaffen.
    Dann jedoch wurde mir bewusst, dass es keinen Ort gab, an dem ich mich vor ihm verstecken konnte. Nicht, solange ich seinen Sender in mir trug. Das verdammte Ding, das es ihm möglich machte, mich immer und überall zu finden.

 30 
    »Was machen wir jetzt?«
    Es kostete mich alle Kraft, meiner Stimme einen kühlen, geschäftsmäßigen Tonfall zu verleihen. Mich selbst zu bemitleiden oder in Schockstarre zu verfallen, brachte mich im Augenblick nicht weiter. Heulend und zitternd zusammenbrechen konnte ich auch später noch, wenn ich in Sicherheit war. Doch dazu musste ich es erst einmal schaffen, Skyler zu entkommen.
    Wenn es mir gelänge, ihn in Sicherheit zu wiegen, ihn davon überzeugen, dass ich von seiner Hilfe abhängig war, würde seine Wachsamkeit früher oder später nachlassen. Dann konnte ich die Gelegenheit zur Flucht nutzen. Vorher jedoch musste ich einen Weg finden, den Sender zu deaktivieren. Heilige Scheiße, die Menschen hatten Angst vor Magie, gleichzeitig erfanden sie technische Geräte,

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