Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ihn die ganze Zeit um uns haben, stimmt’s, Liebling?“
    Sie lächelte zu ihm hoch, in der alten, vertrauten Art und Weise, und murmelte: „Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir das regeln können.“
    Aber Joda hatte sie offensichtlich aus den Augenwinkeln beobachtet. Als er sah, wie sich Riannas Aufmerksamkeit Dane zuwandte, kam er auf sie zu.
    „Würdet Ihr mir diesen Angriff noch einmal zeigen? Ich versuche es noch einmal, ohne zurückzuzucken.“
    Rianna berührte Danes Lippen sanft mit den Fingerspitzen, und ihr Mund formte flüsternd das Wort „später“, was er als gespenstisches Echo aus seiner Scheibe in der Kehle vernahm. An manchen Tagen vergaß er es für längere Zeit. Dann lächelte sie Joda resigniert an, nahm die geschnitzte Waffe, die den kurzen Klingen der Eingeborenen ähnelte und die sie zu Übungszwecken benutzten, und ging in die schattige, weicherdige Ecke, wo sie immer übten.
    Als er die Verteidigungsposition einnahm, ging sie auf ihn zu, um ihn zu korrigieren.
    „Nein“, sagte sie. „Deine Füße müssen weiter auseinander stehen. Erinnere dich immer daran, daß du dein Balancezentrum finden mußt. Wenn du meine Position nachahmst, klappt es nicht, weil ich eine Frau bin und mein Gewicht anders verteilt ist. Finde heraus, wo dein eigenes Körperzentrum liegt. Und jetzt komme ich auf dich zu …“ Sie machte einen Ausfall und senkte dabei langsam die Waffe. „Bück dich und laß mich durch meine Bewegung davontragen und darüber …“ Sie gestattete ihm, über sie zu treten und fing sich mitten in der Bewegung auf. „Und jetzt versuchen wir es in normaler Geschwindigkeit.“
    Ihr Holzschwert sauste auf seinen Kopf zu. Er fuhr zur Seite, wie sie es ihm gezeigt hatte, griff nach dem Handgelenk, schien jedoch mitten in der Bewegung zu erstarren. Schmerzhaft schlug das Schwert auf seinen Arm, und der Junge schrie auf und umklammerte den verletzten Arm.
    „Ich kann es nicht!“ jammerte er. „Ich bin einfach zu tolpatschig. Ich werde es nie schaffen!“
    „Unsinn!“ rief Rianna und fügte dann mit einem geduldigen, ermunternden Lächeln hinzu: „Dieses Mal habe ich doch deinen Arm getroffen und nicht deinen Kopf, stimmt’s? Das ist schon besser.“
    Der Junge befühlte die Narbe auf seiner Stirn und blickte nervös mit einem unsteten Blick zu Dane. Dane dachte widerwillig: Warum, zum Teufel, kann er mir nicht geradewegs in die Augen sehen? Er tut so, als erwarte er von mir, daß ich ihn trete, und dann möchte ich dies manchmal auch gerne tun .
    „Es wird schon spät“, sagte Rianna, „und langsam bekomme ich Hunger. Gehen wir uns waschen, oder?“
    Dane fragte: „Wo sind Dravash und Aratak?“ Die Übungsstunde des Jungen hatte ihn wieder davon abgelenkt, Dravash die wichtigen Neuigkeiten, die er auf dem Markt gehört hatte, zu übermitteln – schon wieder, dachte er vorwurfsvoll, steht uns der Junge bei der Aufgabe im Wege, deretwegen wir hergekommen sind. Er blickte Rianna stirnrunzelnd an.
    „Dravash sonnt sich oben auf dem Herd“, sagte sie, wobei sie mit „Herd“ den Mittelteil des Hauses meinte, der für Menschen unerträglich heiß war. „Und Aratak badet schon wieder.“
    Joda kicherte. Baden war Arataks heimlicher Luxus geworden. Ungeachtet des Regens am ersten Tag nach ihrer Landung, der Dane einen völlig falschen Eindruck vom Klima vermittelt hatte, war dieser Planet weitaus trockener als der Arataks, und Aratak empfand dies trotz seiner Hautumwandlung als ziemlich unerträglich. Es gab nicht die Tümpel mit dickem, schwefelhaltigem Schlamm, die auf Arataks Heimatwelt so zahlreich waren; daher hatte er sich das regelmäßige Baden in dem Zierteich des Hauses angewöhnt. Schnell merkten sie, daß dies als bemerkenswerte Exzentrizität galt, und sie versuchten, die Häufigkeit seiner Badezeiten geheimzuhalten. Dane vermutete, daß die Submenschen darüber tratschten, doch er glaubte nicht, daß ihnen andere außer ihresgleichen zuhörten. Daher spielte es wahrscheinlich keine Rolle. Doch er wünschte, Aratak würde seine Baderei in die Nacht verlegen.
    „Komm besser mit, sie suchen“, meinte Dane. „Ich habe … etwas erfahren.“ Sie nickte verstehend und wandte sich Joda zu. „Nimm dein Schwert und übe damit bis zum Abendessen auf dem Holzstoß, wie ich es dir gezeigt habe.“
    Der Junge ging, und Dane und Rianna machten sich auf den Weg zum Hauptteil des Hauses. Rianna trug zu diesen Unterrichtsstunden die Kleidung der Männer hier –

Weitere Kostenlose Bücher