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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einen gewickelten Rock und ein kurzes Jäckchen mit einer Kapuze, die im Innern der Häuser abgelegt wurde. Sie band sich jedoch zusätzlich bei irgendwelchen Aktivitäten ein enges Band um die Brust. Wenn sie in die Stadt ging, was selten vorkam, mußte sie die hiesige Kleidung der Frauen tragen: Nackt bis zur Taille, mit einem langen Wickelrock, der sie in ihren Bewegungen hinderte. Am Oberkörper trug sie außer einem Kopfschleier und vielen klappernden Ketten und Amuletten nichts. Sie schwitzte von der Hitze und den Übungen, und ihr Haar lockte sich in vielen kleinen, zerzausten Spiralen um den Kopf. Dane beobachtete sie, wie sie mit ihrem stolzen Gang über den Hof schritt. Sie war ihm vertraut und lieb. Die dunkle Haut und das Haar gaben ihr einen aufregenden Aspekt von Fremdartigkeit und Geheimnis. Wenn sie auch schon ein Jahr zusammenlebten, war sie ihm doch immer noch fremd und würde es wohl immer bleiben. Plötzlich dachte er, daß sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder allein waren, eigentlich zum ersten Mal, seit Rianna den Jungen adoptiert hatte. Er legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten, und seufzte dann. Dies war eine wichtige Angelegenheit. Es wäre besser, gleich damit zu Aratak und Dravash zu gehen. Protosaurier dachten immer, Protosimianer mit ihren affenähnlichen Instinkten seien nur allzu bereit, die wichtigen Dinge der Welt ihren beherrschenden und unkontrollierbaren sexuellen Instinkten zu unterwerfen, und er wollte dieser Meinung nicht weitere Nahrung liefern.
    Sie lächelte, weil sie offensichtlich seinen Gedankengang erkannte, nickte jedoch und deutete auf die Tür zu „Herd“. Sie gingen dort niemals hinein. Es war wie ein Feuerofen und Dravashs Lieblingsplatz.
    Der riesige schwarze Sh’fejj lag ruhig da und hatte die durchsichtigen Innenhäute seiner vorstehenden Augen gesenkt, um die Pupillen zu schützen. Er schlief, oder er kommunizierte mit Weitsprecher.
    „Ich habe auf dem Markt etwas gehört“, begann Dane, und Dravash erhob sich sogleich lebhaft.
    „Erzähl es mir. Aber du fühlst dich natürlich in diesem Raum nicht wohl. Vielleicht sollten wir Aratak aufsuchen. Ich glaube“, fügte er stirnrunzelnd hinzu, „er geht wieder dieser unbegreiflichen Beschäftigung nach, seinen Körper in kaltes Wasser zu tauchen. Eines Tages, dessen bin ich gewiß, wird er davongeschmolzen sein.“
    Sie gingen in den Ziergarten mit Kakteen und Sukkulenten inmitten eines großen Hofes. In der Mitte befand sich ein großer Zierteich mit Marmormosaiken, riesigen Wasserblumen, die die Oberfläche hellila und blau betupften, und zwischen den Blumen entdeckte Dane die großen, vorstehenden Augen Arataks, der ansonsten unter Wasser lag. Dravash winkte ihn ungeduldig aus dem Wasser, und Aratak wälzte zögernd seinen riesigen Körper auf den Marmorrand.
    „Wenn du mit dieser sybaritischen Aufmerksamkeit, dich dem Zustand deiner Hautoberfläche zu widmen, fertig bist …“ begann Dravash.
    Milde entgegnete Aratak: „Du tust mir Unrecht, Kollege. Ich habe über Weisheit meditiert …“
    „Die Weisheit deines Heiligen Unausgebrüteten vermutlich“, meinte Dravash, und Aratak hob resigniert den Blick.
    „Nein, über die Weisheit der Gesegneten Heiligen, weil sie den kühlen Boden als ihr Reich gewählt haben. Die Göttliche Weisheit meint zu Recht, daß es richtig sei, für eine perfekte Meditation dem Körper Annehmlichkeit zu verschaffen, und es ist die größte Weisheit, seine Gedanken auf immer auf die Heilige Perfektion der Göttlichen Regionen zu lenken. Und wenn ich daher absolute Bequemlichkeit suche, schaffe ich gleichzeitig in meiner Seele eine metaphysische Reaktion auf den Status des Heiligen Segens …“
    „Die Heiligen mögen uns behüten!“ Dravash Brauenfalten zuckten so heftig, daß sich Dane flüchtig fragte, ob auch Saurier epileptische Anfälle bekamen. „Ich hätte mir denken können, daß du irgendeinen religiösen Vorwand für deine abscheulichen Schwelgereien finden würdest. Aber während du hier in …“ – er schluckte bei Arataks kurzem, drohenden Blick und fügte dann hinzu – „… in heiliger und gesegneter Meditation daliegst, ist unser protosimianischer Kollege wie ein Heiliger losgegangen, hat in der Sonne des Marktplatzes gelitten und ist nicht mit leeren Tatzen zurückgekommen. Sollen wir ihn anhören?“
    Dane gab die Unterhaltung wieder, die er in der Schenke gehört hatte, und die beiden Protosaurier hörten wortlos zu.
    „Hört

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