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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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dir einen völlig neuen Körper verschaffen kann. Einen Körper, den man nicht alle zwei Jahre mit neuen Ersatzteilen füllen muß. Du bist transplantationssüchtig, Drake, und das mußt du auch sein. Aber ich kann dich mit einem Herzen versorgen, das nicht verschleißt, Drake. Du kannst dir zwar im Universum eine Menge Dinge kaufen, aber das nicht. Außer von mir.“
    Drake schwieg. Hart grinste und verließ den Wald. Er blieb stehen und deutete mit einer Hand auf Haven.
    „Schau dir das an“, sagte er. „Als ich von hier fortging, bestand diese Ortschaft aus zwei schmutzigen Straßen, ein paar Läden, einem Marktplatz und vielleicht vierhundert Menschen. Siehst du das Gebäude da drüben? Stadthalle, Theater und Auditorium. Am Ende der Ortschaft liegt das Hospital; da drüben, hinter den Bäumen. Als ich noch ein Kind war, bestand die Schule aus einer Hütte mit einem einzigen Raum. Jetzt hat sie vier Stockwerke. Gepflasterte Straßen. Wasserleitungen. Es gibt eine Kanalisation. Früher war das alles Flickschusterei. Jeder Haushalt besaß einen Methankonverter. Jetzt hat man eine ganze Anlage, die dafür zuständig ist. Und die Kassies ziehen hierher, haben das Wahlrecht und betreiben Geschäfte, wie jeder andere, der zu faul zum Arbeiten ist. Auf To’an-Cault dürften etwa zweitausend Menschen leben, und die meisten davon hier.“ Er machte eine Pause und schaute auf die Ortschaft hinab. „Sie verbreiten sich auf dem ganzen Planeten“, murmelte er. Dann wandte er sich ab.
    „Hart, hör zu. In drei Tagen wird hier ein Zubringerboot landen. Sorg dafür, daß wir deinen Vater da hineinpacken und verschwinden können. Du kannst die Maschinen bedienen, die ihn am Leben erhalten. Wenn er wach wird, sind wir längst auf Kroeber – und er hat die Hälfte der Behandlung bereits hinter sich. Was hältst du von meinem Vorschlag?“
    Hart wirbelte herum.
    „Er ist mein Vater, Drake!“ schrie er. „Er wird selbst darüber entscheiden, ob und wann wir etwas tun! Hast du das verstanden?“
    „Du bist ja verrückt“, sagte Drake. „Ich biete dir für den Rest deines Lebens ein Dasein im Überfluß – und du machst es von den Launen eines alten Mannes abhängig?“
    „Man kann sich kein neues Herz kaufen, Drake“, erwiderte Hart. „Vergiß das nicht.“
    „Vielleicht kann ich dort eins bekommen, wo du offenbar deins gekauft hast“, sagte Drake.
    Hart grinste fröhlich und schlenderte zum Anwesen seiner Familie zurück.
     
    „Jason!“
    „Ich bin platt“, sagte Ozchan lachend. Jason, der im Rollstuhl saß, lächelte ebenfalls. Quilla umrundete den Tisch und schob ihm ein Hindernis aus dem Weg.
    „Ich dachte, du wolltest ihn nicht haben“, sagte sie.
    „Ich hab’s mir anders überlegt“, sagte Jason. Ozchan schob ihn an den Tisch. „Das Zimmer hing mir einfach zum Halse heraus.“
    Quilla lächelte. „Es freut mich, dich mal unten zu sehen. Willst du raus? Ich habe die Wehe rund um das Haus glattgemacht. Das Wetter ist schön …“
    „Nein, noch nicht. Später.“ Jason schaute sich um. „Ich komme mir so nutzlos vor. Kann ich dir vielleicht mit den Büchern helfen?“
    „Klar. Ich war sowieso gerade dabei. Warte hier, ich hole etwas Tee, in Ordnung?“
    Jason nickte. Quilla verließ das Zimmer. Ozchan folgte ihr einen Augenblick später. Jason hörte, daß sie sich auf dem Korridor murmelnd unterhielten. Sie sprachen über ihn. Das war zu erwarten. Der Schmerz in seinem Magen nahm zu. Er zog eine Grimasse. Entweder hatte er Schmerzen, oder er fühlte sich matt. Heute wollte er bei klarem Verstand bleiben, selbst wenn ihn dies einiges kosten sollte.
    Das Zimmer sah immer noch so aus wie in jenen Tagen, als Mish sich um die Finanzen und Exporterträge des Planeten gekümmert hatte. Er sah Regale voller Bücher und Kassettenbänder, und auf dem Schreibtisch waren Blätter mit Zahlen verstreut. Die Vorhänge waren aufgezogen, um das Sonnenlicht des Nachmittags hereinzulassen. An der Wand hing ein Pinnbrett mit angehefteten Zetteln und Bemerkungen. Jason schloß die Augen und fühlte, wie ihn eine Welle der Sehnsucht überschwemmte. Es ist alles in Ordnung. Sie wird bald wieder dasein. Es sind nur die Dinge, die sie mich jetzt so nahe sehen lassen.
    Quilla kam zurück. Sie trug ein Tablett mit einem Teeservice und allem, was dazugehörte. Mit dem Fuß stieß sie die Tür hinter sich zu.
    „Ozchan ist für eine Stunde oder so weg“, sagte sie. „Ich habe den Eindruck, er hat sich in Meya

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