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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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er sich jedoch um und deutete nach Osten zum Landeplatz. Meya folgte ihm schweigend. Er hörte ihre Schritte hinter sich im Matsch, wartete, bis sie ihn eingeholt hatte, dann nahm er ihre Hand und steckte sie in seine Tasche.
    Der Landeplatz war verlassen. Nur Hetchs Zubringer stand dort. Die Kom-Station war geschlossen. Jes bastelte sich einen Dietrich und öffnete die Tür. Sie gingen hinein. Kalte und feuchte Luft erfüllte das Innere der Hütte. Es roch nach Metall und feuchten Kleidern. Jes schloß die Tür, machte eine Lampe an, und Meya sah sich die Übermittlungsanlage an.
    „Mit wem man von hier aus nicht alles sprechen kann“, sagte Meya und legte eine Hand auf den unbeleuchteten Nummernspeicher. „Mit so vielen Welten, die ich noch nie gesehen habe.“
    „Da hast du nichts verpaßt. Das Universum ist voll von häßlichen, uninteressanten Gegenden und Menschen, die nicht anders sind. Hier bist du am besten aufgehoben.“
    „Du siehst doch nur die Häfen, Jes.“
    „Sicher. Ich sehe nur die Häfen.“ Er öffnete seinen Regenumhang. „Ist es dir warm genug?“
    „Ich kann mich nicht beklagen“, sagte sie, öffnete ihren eigenen Umhang jedoch nicht. Jes starrte vom Fenster aus auf den Zubringer.
    „Hoku fragte mich, ob ich wissen möchte, welches Geschlecht es hat“, sagte sie. Jes sah sie an. Sie lächelte und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ich sagte, lieber nicht.“
    „Warum behandelt Ozchan dich nicht? Warum gehst du zu Hoku?“
    „Weil er mein Mann ist. Es ist nicht gut, seine eigene Familie zu verarzten.“
    „Hübsche Entschuldigung.“ Er wandte sich wieder dem Fenster zu.
    „Na, komm, Jessie. Es hat genug Durcheinander gegeben. Laß es genug sein.“
    „Ich mache ja gar nichts“, sagte er verärgert. „Haben sie dich jetzt auch vereinnahmt?“
    „Wer?“
    „Die anderen. Vor zwei Tagen versuchte Quilla mich in die Zange zu nehmen; gestern war es Tabor. Warum können sie mich nicht einfach in Frieden lassen?“
    „Weil du dich so … anders benimmst. So komisch. Sie machen sich Sorgen um dich.“
    „Und du?“
    „Das weißt du doch.“
    Jes machte eine ungläubige Geste und schüttelte ihre Hand ab. Da sie hinter ihm stand, legte sie beide Arme um seine Hüften und steckte ihre Hände in seine Hosentaschen.
    „Sei nicht so grob zu mir, Jes.“
    Er spürte, daß sie den Kopf gegen seine Schulterblätter lehnte und umschloß mit seinen Händen die ihren.
    „Als ich noch ein Kind war“, sagte er, „war diese Gegend geradezu zauberhaft. Es gab so viele Abenteuer zu bestehen, so viel zu erforschen, so viele spannende Dinge, die man erleben konnte. Ich glaube, ich habe von Anfang an gewußt, wohin ich gehen und wie ich meine Zeit verbringen wollte. Ich wußte sogar, wer ich sein wollte. Ich habe alles dafür getan – und es auch geschafft.“
    „Ja.“
    „Weißt du überhaupt, wie es wirklich im All aussieht? Unsere Reisen gleichen einander so sehr, daß sie nicht nur langweilig werden, sondern dermaßen ineinander verschmelzen, daß man die eine nicht mehr von der anderen unterscheiden kann. Man sieht nur noch Häfen, Bars und Bordelle, und eins ist wie das andere. Man trifft immer die gleichen Leute, riecht die gleichen Gerüche und führt die gleichen Gespräche. Wenn etwas vom üblichen Schema abweicht, weiß man, daß Gefahr im Verzüge ist. Dann freut man sich nicht mehr, sondern bekommt Angst.“
    „Und warum tust du dann nichts anderes?“
    Jes schloß die Augen. „Es ist still dort oben, Meya. Dunkel, still und sauber. Man hat unendliche Möglichkeiten. Du wirfst einen Blick auf die Bildschirme und weißt, daß nichts unmöglich ist und alles passieren kann. Die Dunkelheit und die Stille drücken etwas aus, das wächst und sich verändert. Der Raum lebt, Meya. Er ist lebendiger als alles, was ich bisher gekannt habe.“ Er hielt inne. Sie bewegte sanft den Kopf. „Es ist nicht schwer, sich dort draußen wie ein Gott vorzukommen. Man ist von der übrigen Welt abgeschnitten, man bereist das ganze Universum. Man reist mit dem ganzen Universum. Und man ist Gott, weil alles göttlich ist. Ich kann es nicht sehr gut erklären, aber ich habe dann einfach das Gefühl, als sei mein Kopf rein.“
    „Stören wir dich dabei? Ist die Umstellung zu groß?“
    „Nein.“ Er öffnete die Augen, schaute in den grauen Regen hinaus, musterte den abgedeckten Zubringer und warf einen Blick auf die Hügel, die im Nebel verschwanden. „Es ist eine Umstellung, sicher. Es ist

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