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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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diesem Planeten hatte und daß Sie versuchen, die beiden wieder zusammenzubringen. Und soweit ich weiß, ist Ihnen das auch schon gelungen.“
    Jes steckte die Füße ins Wasser und lachte. Ozchan stieß einen Fluch aus, umrundete die Wanne erneut und kam auf ihn zu. Jes ließ sich ins Wasser fallen und verschwand.
    „Irgendjemand war also vor Ihnen da, Doktor? Oh ja, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Und jetzt versuche ich, sie wieder mit ihm zusammenzubringen? Stimmt genau. Sie sind sehr scharfsinnig, Doktor. Welchen Kurs haben Sie auf der Universität als letzten belegt: Hellseherei?“
    „Können Sie mich nicht verstehen, Jes? Ich kam auf Ihren Planeten. Ich wußte weder wo er war noch wer auf ihm lebte. Es gefiel mir aber nicht schlecht. Ich mochte Ihre Familie. Auch Haven gefiel mir – und die Leute. Ich verliebte mich in Ihre Schwester. Ich glaube auch, daß sie mich liebt. Wenn sie nicht bereit gewesen wäre, andere Leute zu vergessen, hätte sie mich doch nicht geheiratet. Warum, zum Teufel, mußten Sie zurückkommen und das alles wieder kaputtmachen?“
    „Vielleicht deswegen, weil es dem Großen Unbekannten nicht in den Kram paßt? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? Vielleicht hat er eigene Interessen. Vielleicht, Doktor, sind Sie gar nicht allein in diesem Paradies.“
    „Aber es war ihre ureigenste Entscheidung!“
    „Das glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr, daß der Große Unbekannte in dieser Angelegenheit einfach nie zu Wort gekommen ist.“
    „Na schön.“ Ozchan ging einen Schritt zurück und ließ die Arme hängen. „Sagen Sie mir, wer dieser andere ist. Ich möchte ihn kennenlernen. Ich werde mit ihm reden. Aber hören Sie mit dieser … mit diesem Knüppel-zwischen-die-Beine-werfen auf.“
    Jes verließ erneut die Wanne. „Sie wollen es wirklich wissen?“
    „Ja. Wer ist es?“
    „Ich“, sagte Jes.
    „Verdammt. Ich wußte doch, daß man Sie nicht ernst nehmen kann.“ Ozchan wandte sich um. Er wollte gehen. Jes umrundete die Wanne und packte seinen Arm.
    „Jetzt hören Sie mir mal zu, Doktor, ich meine es nämlich bitterernst. Soll ich Ihnen etwas über Ihre Frau erzählen? Vor zwei Jahren, als ich nach Hause kam, um einen Urlaub zu machen, wanderten wir nach Süden – sie und ich. Ich fühlte mich elend, denn ich fand etwas über mich heraus, das mich zutiefst verstörte. Ich brauchte Platz – und den verschaffte sie mir. Also begaben wir uns zwei Wochen lang auf die Wanderschaft. Wir unterhielten uns, sahen uns die Gegend an und brachten es schließlich sogar fertig, wieder zu lachen. Sie und ich – wir sehen die Welt durch die gleichen Augen. Wir kennen die gleichen Dinge, wir haben die gleiche Vergangenheit. Wir fühlen gleich. Und in irgendeiner Nacht fing es an zu regnen. Das ist nichts Ungewöhnliches in den Bergen. Es war ein Sommerregen. Wir hatten ihn nicht erwartet. Wir bauten uns einen Unterschlupf und krochen hinein, und als es kalt wurde, krochen wir zusammen unter unsere Decken. Und wir hatten die gleichen Gefühle, Doktor. Wir kamen uns beinahe identisch vor.“ Jes schüttelte Ozchan hin und her. „Denken Sie darüber nach, Doktor. Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn man jemanden liebt, der einem so ähnlich ist, daß man glaubt, man tauscht das Bewußtsein aus. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man nur mit dem Kopf nickt und der andere einen sofort versteht? Ohne daß man ein Wort gewechselt hat? Wenn man einschläft und das Gefühl hat, den gleichen Traum zu träumen? Wenn man jede Bewegung im voraus weiß? Es war das erste Mal für sie. Zwei Wochen, die wir wirklich im Paradies verbrachten.“ Jes schubste Ozchans Arm beiseite. „So war es – und Sie haben es kaputtgemacht, Doktor.“
    „Du Hundesohn“, sagte Ozchan und holte aus. Der Schwinger traf Jes unvorbereitet und warf ihn rücklings ins Wasser. Bevor er wieder hochkam, warf sich Ozchan auf ihn und packte seinen Kopf. Jes bekam einen Arm zu fassen und stieß ihn weg, dann umfaßte er Ozchans Hüften und drückte ihn unter Wasser. Ozchan wirbelte herum und biß ihn in die Schulter. Jes fluchte und ließ ihn los. Der Arzt tauchte wieder auf und rückte erneut gegen ihn vor. Ihre Leiber verschmolzen miteinander, dann rutschten sie aus und verloren das Gleichgewicht. Ein Schwall warmen Wassers traf Jes’ Gesicht und steigerte die Hitze des Kampfes noch. Er zitterte vor Wut, sein Herz klopfte rasend schnell. Ozchans glatte Haut berührte ihn erneut. Jes griff

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