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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Rechnung schicken könnte!“
    Die Anwesenden verstummten sofort. Sie wandten sich augenblicklich dem Fenster zu.
    Die Inspektorin schnaubte: „Sie werden es erst in vier Standardjahren sehen. Selbst Hinterwäldler sollten das wissen.“
    Hoku berührte ihren Arm. „Die meisten von uns kommen von Neuheim“, sagte sie. „Ich glaube, Sie gehen jetzt besser.“
    Die Leute machten Platz, um sie vorbeizulassen. Ein paar Minuten später sahen wir die Lichter des Zubringerschiffes am Himmel verschwinden. Nach und nach gingen die Leute hinaus und begaben sich den Hügel hinunter nach Haven. Mish, die Kinder und ich standen im Garten und sahen ihnen nach.
    „Jetzt sind sie wirklich zu Aeriten geworden“, sagte Mish und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter. Ich sah zu, wie die Lichter von Haven nacheinander ausgingen, dann beugte ich den Kopf und legte meine Wange gegen ihr Haar.
     
    Zwei Monate später erhielten wir die Rechnung. Simit tauchte bei uns auf, um den jährlichen Bericht über den Zustand der schulischen Fortschritte zu machen. Abgesehen davon, daß die Schüler gut vorankamen – was ihn dazu beflügelte, um mehr Mittel für die Schule zu ersuchen –, brachte er diesmal eine interessante Information mit.
    „Hart kommt jetzt ziemlich gut zurecht“, sagte er, nachdem wir die Hauptprobleme erörtert hatten und zu einer zwanglosen Unterhaltung beisammensaßen. „Er zeigt eine besondere Neigung für die Wissenschaften, und das erfreut mich sehr. Das hängt zweifellos mit Grens Einfluß auf ihn zusammen.“
    Mish und ich wechselten einen erstaunten Blick.
    „Gren?“ sagte Mish.
    „Kalor Gren; das ist der Mann, der direkt neben der Schule wohnt“, sagte der Lehrer. „Hart und er sind seit … oh, seit einer ziemlichen Weile eng miteinander befreundet. Sie waren es fast von Anfang an.“
    „Sind Sie sicher?“ fragte ich verwundert. „Er mag doch … kaum jemanden, außer seine Familie. Er ist ein sehr zurückhaltendes Kind. Wenn er mit jemandem Freundschaft schließen würde, dann bestimmt nicht mit Gren.“
    Simit brachte es fertig, sowohl betrübt als auch mißbilligend auszusehen. Seine Narbe verdunkelte sich. „Ich hatte keine Ahnung, daß Ihnen das nicht gefällt, sonst hätte ich schon früher darüber gesprochen. Ich habe natürlich angenommen, daß Sie wüßten, was Hart so treibt.“
    Ich glaube, daß Mish und ich in diesem Moment beide etwas verlegen dreinblickten.
    „Wir haben ziemlich viel zu tun gehabt“, sagte ich. „Die ganzen Zahlungsangelegenheiten. Büroarbeit.“
    Mish übernahm die Initiative. Sie verdeckte ihre Verlegenheit mit einem Ausdruck ernsthafter Neugier. „Wie paßt Gren überhaupt in die Wissenschaft?“ fragte sie und beugte sich vor.
    „Er hat auf Neuheim als Biochemiker gearbeitet“, erklärte Simit. „Er war sogar ziemlich bekannt, jedenfalls auf einem Planeten. Er hat mit Harmon zusammen auf Kroeber studiert, müssen Sie wissen.“ Simit lachte schnell; seine Mißbilligung schwand. „Aber zumindest hat er keine von Harmons Verhaltensweisen übernommen. Eine solche Kombination wäre auch unmöglich gewesen.“
    „Verhaltensweisen?“ sagte ich und freute mich, daß Simit zu vergessen schien, daß wir recht wenig über unseren Sohn wußten.
    „Oh, haben Sie nichts davon gehört? Harmon verbrachte ein Jahr auf Neuheim. Er hatte dort einen Lehrauftrag. Ich hatte das Glück, unter ihm zu studieren. Er war ein brillanter Mann, aber auch sehr exzentrisch, denn er schleppte seine Kleidung stets in einem Köfferchen mit sich herum, und wenn er ein paar Unterlagen brauchte, öffnete er ihn und wühlte zwischen Hemden, Socken und angebissenen Stullen herum. Er hielt auch nicht viel vom Rasieren.
    Und beim Experimentieren konnte er sich zu einem wahren Teufel entwickeln.“
    „Faszinierend“, sagte ich. „Noch ’n Tee?“
    Simit schüttelte den Kopf. „Gren hat zu Hause auch allerlei Forschungsarbeiten gemacht.“ Er machte eine Pause und sagte dann: „Auf Neuheim, meine ich. Auf jeden Fall scheint er Hart zu mögen. Ich glaube, sie sind jeden Nachmittag zusammen. Ich habe natürlich angenommen, Sie hätten es dem Jungen erlaubt.“ Er räusperte sich. „Wenn Sie wollen, dann sorge ich dafür, daß er nach Schulschluß auch weiterhin beschäftigt wird …“
    „Nein, es ist schon in Ordnung“, meinte Mish. „Wir haben nichts dagegen.“
    Simit lächelte erleichtert, und einen Moment lang tat der Mann mir leid. Er war offenbar der Meinung, daß es seine

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