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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Mal ein Zuhause gehabt, das allein mir gehörte. Ich möchte ein Haus, ich möchte ein Heim. Ich möchte an einem bestimmten Platz leben. Glaubst du, ich könnte glücklich sein, wenn ich nicht einmal auf einem Planeten leben kann?“
    „Du könntest auch hierbleiben“, sagte Jes. „Du könntest im Haus meiner Eltern wohnen.“
    „Ich will aber ein eigenes Haus.“
    „Dann werden wir uns eines bauen – in Haven. Mit Bäumen, einem Garten, mit allem, was du willst. Ich schwöre, daß ich eines bauen werde. Wir können sofort morgen damit anfangen.“
    „Nein, Jes. Ich möchte jemanden, der bei mir ist, und zwar für immer.“
    „Ich werde nie lange weg sein, Taine.“
    „Ich möchte überhaupt nicht von meinem Mann getrennt leben. Bitte, hör mir zu, Jes. Ich möchte dich nicht heiraten. Ich könnte es nicht aushalten.“
    Jes kämpfte einen kurzen Kampf mit sich. „Na gut“, sagte er dann. „Ich muß ja auch nicht unbedingt mit Hetch gehen. Hier gibt es auch eine Menge für mich zu tun.“
    „Jessie, sei kein Narr.“ Taine beugte sich vor, als wollte sie sein Gesicht berühren, aber dann hielt sie mitten in der Bewegung inne und umschlang wieder ihre Knie. „Glaubst du tatsächlich, du könntest hier auf Aerie glücklich werden, wenn du im Grunde lieber im Raum sein möchtest? Wie lange würde es dauern, bis du mich beschuldigst, daß ich dich hier festhalte? Wann würde ich anfangen, mir selbst Vorwürfe zu machen? Ich will nicht mit einem Raumfahrer verheiratet sein. Ich möchte jemanden, der solide und beständig ist und mir weder Überraschungen liefert noch mich ändern will – jemanden, der nicht plötzlich verschwindet. Ich will ein eigenes Heim und meine eigenen Kinder aufziehen. Ich will jemanden, der jeden Morgen aus dem Haus geht und am Abend zurückkommt, und das tagein und tagaus.“
    „Aber ich könnte …“
    „Nein. Was ich will, ist ein fades, langweiliges, sicheres und gleichmäßig verlaufendes Leben, Jes. Das könntest du mir niemals bieten, egal wie sehr du dich auch darum bemühen würdest.“
    „Aber warum?“ fragte er und setzte sich aufrecht hin. „Du brauchst doch gar nicht so zu leben. Wenn du so lebst, würdest du durchdrehen.“
    „Nein, das würde ich nicht. Ich habe genug Aufregung gehabt; mehr will ich nicht. Und ich will auch keine Kennerin sein, die dies und das und jenes tun soll. Ich möchte nichts anderes sein als Taine Jedermann Alendreu, in Haven leben und Kinder und Haustiere haben, die Wäsche waschen und bügeln, Mahlzeiten kochen und mit den Nachbarinnen klatschen.“ Sie schrie jetzt beinahe.
    „Aber Taine …“
    „Fang nicht an, mit mir zu argumentieren! Es wird dir ohnehin nichts helfen!“ Sie tastete nach ihren Kleidern, fand die Bluse und wischte sich damit das Gesicht ab. „Ich habe Kayman Ölet heute nachmittag gesagt, daß ich ihn heiraten werde.“
    „Den Prediger?“ sagte Jes ungläubig.
    Kayman Ölet war ein umgänglicher, sanfter Mann in den Dreißigern; ein unbeschriebenes Blatt, und wenn man es recht betrachtete, jemand, der überhaupt nicht auffiel. Taine fing an, sich anzuziehen.
    „Aber das kannst du doch nicht machen!“ sagte Jes laut.
    Taine knöpfte ihr Hemd zu und zog die Schuhe an. Sie gab ihm keine Antwort.
    „Taine, bitte, hör mir zu. Du begehst einen Fehler. Ich kann dich glücklich machen; ich schwöre dir, daß ich es kann. Ich verspreche es dir. Bitte, heirate mich. Taine, hör mir doch zu. Bitte.“
    Taine stand auf und strich sich ein paar Blätter von den Kleidern. Jes sprang auf und streckte die Arme nach ihr aus, aber sie wich zurück. Er ließ die Arme sinken und starrte sie an.
    „Und weswegen dann dies?“ flüsterte er.
    Sie berührte kurz seine Wange. „Weil ich dich liebe“, erwiderte Taine leise und verschwand zwischen den Bäumen.
    Jes kniete sich langsam hin und fing an, seine Kleider einzusammeln. Dann setzte er sich auf den Boden, schlug die Hände vor das Gesicht und weinte.
     
    Laur hielt eine angebrannte Brotscheibe hoch und sah sich mit einem finsteren Blick in der Küche um. Die eingeborenen Köchinnen standen nebeneinander und schienen sich ziemlich unwohl zu fühlen.
    „Biara“, sagte Laur. Eine der Köchinnen kam mit gesenktem Kopf näher.
    „Daß dies hier völlig ungenießbar ist, weißt du wohl selber. Es ist nicht einmal wert, daß man Paniermehl daraus macht. Erwartest du etwa, daß jemand diesen Abfall ißt?“
    „Tut mir leid“, sagte die Eingeborene.
    „Eine Entschuldigung

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