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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Regale, in denen die Kassettenbänder aufgestapelt waren, machten einen ordentlichen Eindruck. Der Fußboden war vom vielen Putzen geradezu hell geworden.
    „Du bist sehr ordentlich“, sagte sie überrascht.
    „Ich bin erwachsen, Laur, und du warst mir eine gute Lehrerin. Komm mit, ich werde uns einen Tee machen.“
    Die winzige Küche blitzte vor Sauberkeit. Die Arbeitsplatten glänzten, die Fenster waren geputzt, vom Fußboden konnte man essen.
    Hart füllte einen Kessel mit Wasser, stellte ihn auf den Ofen, öffnete die Feuerklappe und blies so lange, bis die ersten Flammen sichtbar wurden. Er legte ein paar Holzscheite ins Feuer und machte die Klappe wieder zu.
    „Ich hoffe, daß ich bald einen Generator bekomme, vielleicht schon im nächsten Jahr.“ Hart warf ein paar getrocknete Blätter in den Kessel. „Der Gastank bringt nicht genug, um den Ofen in Gang zu halten, und langt nicht mal für uns beide. Aber es ist ganz gemütlich hier. Gefällt es dir?“
    „Es ist hübsch hier“, sagte Laur. Die Schmerzen in ihrem Brustkorb lösten sich auf. In einem solch hübschen und aufgeräumten kleinen Haus konnten ganz gewiß keine schrecklichen Dinge vor sich gehen. Dann dachte sie an Biaras Kleinen und das Kellerfenster und warf heimlich einen Blick auf den Fußboden. Er schien solide zu sein. Nirgendwo gab es etwas, das auf eine Falltür hindeutete.
    „Die Köchin putzt gewöhnlich den Boden“, sagte Hart.
    Laur sah ihn überrascht an und errötete. „Es ist sehr sauber hier“, sagte sie. „Sie hat gute Arbeit geleistet.“
    „Möchtest du dich ein bißchen umsehen?“ Hart lächelte. „Es dauert ohnehin noch eine Weile, bis das Wasser kocht. Sieh dich nur um. Mein Schlafzimmer ist links, das von Gren rechts. Er ist im Moment nicht da. Das Bad liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors.“ Er wandte sich dem Geschirrschrank zu und fing an, mit den Tassen zu klappern. Laur musterte ihn mit einem unentschlossenen Blick, dann drehte sie sich um und ging in sein Schlafzimmer.
    Der Raum wurde zum größten Teil von Harts Bett eingenommen. Sie warf einen raschen Blick darunter, sah jedoch nichts. Die Ecke, in der Harts Kleider hingen, war mit einem sauberen Vorhang abgeteilt. Seine Sachen hingen auf Kleiderbügeln oder an der Wand. Grens Zimmer war kaum mehr als ein großer Wandschrank und mit Kleidern, Bändern und fremdartigen, gläsernen Gegenständen vollgestopft. Wenn es hier eine Luke gab, die in den Keller hinabführte, war sie jedenfalls gut versteckt und würde in dem allgemeinen Durcheinander kaum zu finden sein. Laur preßte die Lippen aufeinander und schloß die Tür hinter sich. Das Bad war kleiner, als sie erwartet hatte. Als sie die Tür öffnete, knallte sie gegen die Toilette. Sie mußte sich, um das Fenster zu erreichen, zwischen der Dusche und der Toilettenschüssel hindurchzwängen. Auch hier fand sie nichts. Sie schloß die Augen und lehnte sich gegen die Scheibe. Ihr Kopf fühlte sich plötzlich sonderbar leicht an.
    „Gefällt dir die Aussicht?“ sagte Hart.
    Laur fuhr herum und hielt sich an der Wand fest.
    „Ich habe nach einem Garten Ausschau gehalten. Hast du keinen? Das solltest du aber. Ich kann dir ein paar Pflanzen und etwas Gemüsesamen bringen. Du solltest wirklich einen Garten haben.“
    Hart lachte. „Ich nehme an, das soll ein Wink sein, wie ich den Rest meiner Tage verbringen soll, nicht wahr?“ sagte er liebevoll. „Der Tee ist fertig. Wenn wir ihn getrunken haben, kannst du dich, wenn du willst, auch draußen ein wenig umsehen.“
    Während Hart lächelnd mit ihr redete, saß Laur in seinem sauber aufgeräumten Wohnzimmer und nippte an ihrem Tee. Sie zweifelte jetzt nicht mehr daran, daß sie an dem Tag vor dem Fest halluziniert hatte. Auf keinen Fall konnte Hart, der ihr einen Tee gemacht hatte und sich jetzt so freundlich mit ihr unterhielt, der ihr sein Haus gezeigt hatte und sich Sorgen um ihre Gesundheit machte, das getan haben, was sie zu sehen geglaubt hatte. Sie hatte sich alles nur eingebildet. Ihr kleiner Hart war zu so etwas gar nicht fähig.
    Ihre Tasse war leer. Sie sah sie eine Weile verwirrt an, erhob sich und strich sich über das graue Haar.
    „Es ist schon spät“, sagte sie. „Jetzt muß ich aber wirklich gehen. Der Tee war sehr gut, auch das Gebäck, aber nun muß ich wirklich gehen, Hart. Ich muß jetzt gehen.“
    „Aber zuerst siehst du dir noch meinen Garten an“, sagte er und nahm wieder ihren Arm. „Oder das, was einmal

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