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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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hinzufügen könnte, unbeaufsichtigt einen höchst gefährlichen Einsatz durchführte. Jede Menge Fragen würden gestellt werden. Und sämtliche Antworten würden ignoriert werden.
    »Wer fährt eigentlich nach Los Angeles?«, fragte ich. Schließlich musste jemand Brandons Aufenthalt in den Staaten nachspüren.
    »Ein paar Sergeants, die ich nicht kennenlernen durfte«, antwortete Lesley. »Ich hatte ja gerade erst seit ein paar Tagen dort gearbeitet, als du mich in diesen Schlamassel reingezogen hast.«
    »Du bist Seawolls blauer Augenstern«, sagte ich. »Der wird dir keine Vorwürfe machen.«
    »Trotzdem bist du mir was schuldig«, sagte sie, nahm mein Duschtuch und faltete es schnell und präzise zu einem kompakten Würfel.
    »Okay. Du hast einen Wunsch frei«, sagte ich.
    »Kannst du heute Abend freinehmen? Ich will hier nicht rumsitzen. Ich will ausgehen.«
    »Wohin ausgehen?« Ich schaute zu, wie sie das Duschtuch wieder auseinanderfaltete und dann zu einem kompakten Dreieck faltete.
    »Egal wohin, nur nicht in den Pub«, sagte sie und gab mir das Duschtuch. Um es in den Koffer zu bekommen, musste ich es auseinanderfalten.
    »Wie wär’s mit Kino?«, fragte ich.
    »Klingt gut. Aber es muss ein lustiger Film sein.«
     
    Russell Square liegt einen Kilometer nördlich von Covent Garden auf der anderen Seite des Britischen Museums. Nightingale zufolge war der Platz das Zentrum einer literarischen und philosophischen Bewegung zu Beginn des letzten Jahrhunderts gewesen. Ich dagegen kannte ihn aus einem alten Horrorfilm über irgendwelche Kannibalen, die dort in den Untergrundtunnels lebten.
    Nightingales Adresse befand sich an der Südseite des Platzes, wo eine Zeile georgianischer Reihenhäuser überlebt hatte. Die Häuser waren fünfstöckig, wenn man die ausgebauten Dachgeschosse mitzählte, und hatten schmiedeeiserne Geländer, die an den Treppen zu den Souterrainwohnungen angebracht waren. Die gesuchte Adresse hatte eine deutlich breitere Eingangstreppe als die Nachbarhäuser. Sie führte zu einer zweiflügeligen Mahagonitür mit Messingbeschlägen hinauf. Auf dem Türsturz waren die Worte SCIENTIA POTESTAS EST eingemeißelt.
    Scientia hieß natürlich Wissenschaft, das wusste ich. Was bedeutete also dieser Spruch? »Wissenschaft ist im Pott«? Oder »Wissenschaft ist Potenz«? Oder vielleicht »Wissenschaft ist wie Pot«? Stolperte ich hier am Ende in die Höhle irgendwelcher gefährlicher Drogen- und Pflanzengenetiker?
    Ich schleppte meinen Rucksack und die beiden Koffer zur Haustür hinauf und drückte auf den Messingklingelknopf, hörte aber durch die massive Holztür kein Läuten. Nach ein paar Augenblicken schwang sie von allein auf. Vielleicht lag es am Verkehrslärm, aber ich hätte schwören können, weder einen Antriebsmotor noch irgendeinen Mechanismus gehört zu haben. Toby jaulte kläglich und ging hinter meinen Beinen in Deckung.
    »Das ist nicht gruselig«, murmelte ich vor mich hin. »Absolut gar nicht.«
    Ich schleppte mein Gepäck durch die Tür.
    Die Eingangshalle hatte einen Mosaikboden im römischen Stil und eine Art Kabine aus Holz und Glas, die zwar nicht direkt wie ein alter Kartenschalter in Kinos aussah, aber trotzdem darauf hindeutete, dass in diesem Haus zwischen Drinnen und Draußen unterschieden wurde und dass man besser zuerst um Erlaubnis bitten sollte, bevor man weiter ins Hausinnere vordrang. Was auch immer dieses Haus war, es konnte jedenfalls nicht Nightingales Privatresidenz sein.
    Jenseits der seltsamen Kabine stand eine Marmorstatue, flankiert von zwei klassizistischen Säulen. Die Statue stellte einen Mann dar, der einen akademischen Talar und Kniehosen trug. In einem Arm hielt er einen gewaltigen Wälzer, im anderen einen Sextanten. In seinem kantigen Gesicht lag der Ausdruck größter Neugier und ich wusste schon seinen Namen, bevor ich auch nur einen Blick auf die Inschrift im Sockel geworfen hatte, die da lautete:
     
    Natur und der Natur Gesetze lagen in dunkler Nacht; Gott sprach: Newton sei! Und sie strahlten voll Pracht.
     
    Nightingale wartete neben der Statue auf mich. »Willkommen im Folly, der offiziellen Residenz der englischen Magie seit 1775.«
    »Und Ihr Schutzheiliger ist Sir Isaac Newton?«
    Nightingale grinste. »Er war unser Gründer und der Erste, der die magischen Praktiken systematisch erfasste.«
    »Mir hat man immer beigebracht, dass er die moderne Wissenschaft erfunden hat«, sagte ich.
    »Er hat beides getan. Darin zeigt sich das wahre

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