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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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meiner Fährte nach, und ich mußte mich endlich, als ich die breite Straße traf, auf dieser halten. Vielleicht aber sind sie dicht hinter mir, – jede Minute kann mich in ihre Hände bringen, also macht schnell, – führt mich in Euer Haus!«
    »Heiland der Welt, Henry Cotton, so wahr ich wünsche gesund zu bleiben und selig zu werden. Cotton, nach dem ganz Arkansas fahndet. Zu mir wollt Ihr, Mann? In mein Haus? Das geht nicht, das ist unmöglich! Ihr müßt fort.«
    »Ich kann nicht weiter«, knirschte der Flüchtling. »Matt und abgehetzt, wie ich bin, würde ich den Verfolgern augenblicklich in die Hände fallen; – ich muß wenigstens einen Tag rasten. Gift und Pest! Über vierzehn Tage werde ich nun schon wie ein Panther gehetzt, zehnmal hatte ich den Rettungsweg vor Augen, den sicheren Hafen fast erreicht, immer und immer wieder wurde ich zurückgetrieben in Elend und Not, immer wieder gejagt und umstellt und auf Mord und Raub förmlich angewiesen. Verbergt mich deshalb in Eurem Hause, bis ich über den Fluß setzen oder vielleicht auch in irgendeinem Boot stromab – ja – wenn es nicht anders möglich ist, bis auf die Insel gehen kann. Ich habe dieses Leben satt und will es nicht länger führen.«
    »In mein Haus könnt Ihr nicht, Sir«, rief die Witwe schnell, – »ich bin eine alleinstehende Frau, und wenn –«
    »Oh, laßt zum Donnerwetter den Unsinn!« rief Cotton ärgerlich. – »Die Pest über Euer Schwatzen! – Bringt mich in Sicherheit!«
    »Es geht wahrhaftig nicht an«, rief die würdige Dame in Verzweiflung; »denkt nur, wenn Ihr in dem Aufzug durch die Stadt und in meine Wohnung gingt, was das für Aufsehen erregen müßte! Die geringste Nachfrage hier nach Euch würde auch Eure Verfolger augenblicklich auf die richtige Spur bringen, wenn sie bei mir Haussuchung anstellten; nein, das darf nicht sein. Bleibt hier im Walde irgendwo versteckt, und ich will Euch heute abend abholen und sicher auf die Insel befördern lassen; mehr kann ich für Euch nicht tun.«
    »So? Wirklich nicht?« höhnte Cotton. »Sagt lieber, mehr wollt ihr nicht tun; – aber Ihr werdet wohl müssen. Doch die Zeit drängt, und nochmals sage ich Euch, ich werde verfolgt und bin, wenn Ihr mich nicht verbergt, heute abend noch in den Händen meiner Feinde. Ihr seid jetzt imstande, mich zu retten, tut Ihr es nicht, nun, so mögen auf Euer Haupt noch die Folgen fallen. Glaubt aber nicht etwa, daß ich den Großmütigen spiele und als Märtyrer in Kerker und Ketten verkomme oder gar am Galgen paradiere, während Ihr hier hochnäsig als fromme Lady sitzt. – Ich werde Kronzeuge, und was Euch dann bevorsteht, könnt Ihr Euch etwa denken!«
    »Seid Ihr rasend?« rief Mrs. Breidelford erschreckt. »Wollt Ihr mich und uns alle unglücklich machen, Mann?«
    »Nein, gewiß nicht; Ihr müßtet mich denn dazu zwingen. Aber in einem Stück habt Ihr recht. – Ginge ich so in die Stadt, wie ich hier stehe, so müßte ich die Aufmerksamkeit aller auf mich ziehen, denen ich begegnete. Geht also und holt mir Kleider! Ihr werdet sie Euch schon zu verschaffen wissen. Ich will indessen hier in diesem kleinen Sassafras-Dickicht liegenbleiben und Eurer Rückkunft harren. Bleibt aber nicht zu lange; wenn ich entdeckt werde, tragt Ihr die Schuld und die Folgen.«
    »Wo soll ich denn um Gottes willen die Kleider hernehmen!« rief Mrs. Breidelford erschreckt. – »Ich weiß ja gar nicht –«
    »Das ist Eure Sache«, unterbrach sie Cotton und wandte sich gleichgültig von ihr ab; – »denkt aber an Dawling, oder – soll ich Euch vielleicht noch einen anderen Namen nennen? – Ich dächte doch, der genügte Euch!«
    »Schrecklicher Mann!« stöhnte die Frau. – »Ha, fort, – rasch fort! – Ich höre jemanden kommen; – verbergt Euch!«
    Cotton hatte schon seit einigen Augenblicken hoch aufgehorcht; denn auch er vernahm Schritte und wußte nur noch nicht recht, von welcher Seite sie nahten. Endlich schien er sich davon überzeugt zu haben und glitt recht rasch, den Finger nur noch einmal drohend gegen die Frau erhoben, in die Büsche, die sich wieder hinter ihm schlossen.
    Gleich darauf schritt pfeifend, die Hände in die Taschen geschoben, den Hut etwas nach hinten auf den Kopf gedrückt, Jonathan Smart auf der Straße heran, und Mrs. Breidelford hatte wirklich kaum Zeit, sich zu sammeln und einen Entschluß zu fassen, nach welcher Seite sie sich überhaupt wenden wolle, als Jonathan auch um die umgestürzte Eiche bog und nun

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