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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Doch hier darfst du nicht bleiben«, fuhr er nach kurzer Pause fort.
    – »Georgine weiß, was du getan hast, und kennt in diesem Punkte keine Grenze ihrer Rache. – Wir haben uns beide dagegen zu wahren. Packe das zusammen, was du mitzunehmen gedenkst, und komm mit mir!«
    Bolivar blickte staunend zu dem Kapitän empor. Es lag ein finsterer Ausdruck in diesen Worten. – Wollte er die Insel, wollte er Georgine ihrem Schicksal überlassen?
    »Kehren wir nicht zurück?« fragte er, als er den Blick des Herrn von sich abgewendet sah.
    »Du nicht, wenigstens nicht in nächster Zeit; ich vielleicht schon morgen«, sagte Kelly. »Doch eile dich, eile dich; unsere Minuten sind gemessen; wir haben manche lange Stunde gegen die Strömung des Mississippi anzurudern.«
    »Ich kann nicht rudern!« murrte der Neger. »Meine Arme sind gelähmt; die Peitsche hat mich meiner Kraft beraubt.«
    »Du wirst steuern«, sagte der Kapitän. – »Hast mich manchmal hinübergerudert und magst heute deine Arme ruhen lassen. Doch, Bolivar, willst du fortan auch mir nur folgen, dein Leben meinem Dienst weihen und in unveränderter Treue an mir hängen? Willst du gehorchen, was auch immer der Befehl sein möge?«
    »Ihr habt mich heute gerächt, Massa«, flüsterte der Neger, und seine dunkelglühenden Augen hafteten an der Gruppe, die eben den Leichnam des Erstochenen durch die Einfriedigung schleppte. »Das Blut jenes Schurken, von eurer Hand vergossen, ist über mich weggespritzt, und jeder einzelne Tropfen war wie Balsam auf meine brennenden Wunden; glaubt Ihr, daß ich das je vergessen könnte?«
    Kellys prüfender Blick haftete wenige Sekunden auf ihm, dann sagte er leise: »Genug, ich glaube dir. Geh jetzt und rüste dich; mein Boot liegt auf seinem gewöhnlichen Platze.« Und rasch wandte er sich von ihm ab, um ihn zu verlassen. Da hemmte des Negers Ruf noch einmal seine Schritte. »Massa!« sagte Bolivar und griff in die Tasche seiner Jacke. – »Hier sind zwei Briefe, die der Rothäutige bei sich gehabt hat; – sie scheinen aber nicht für Euch bestimmt zu sein.«
    »Schon gut«, flüsterte Kelly und nahm sie an sich; »ich danke dir«, und schnell verließ er durch das kleine nordwestliche Tor die innere Einfriedigung, die ein schmaler Pfad mit dem oberen Teil der Zwischenbank verband. Bolivar aber schlich in seine eigene Hütte, raffte dort das Beste seines Eigentums zusammen und verließ, ohne Gruß oder Wort weiter an irgendein lebendes Wesen der Insel zu richten, durch den feuchtdunstigen Nebel hin dem wohlbekannten Pfade folgend, die Kolonie, um seinen Kapitän an dem bestimmten Platze zu treffen.

Kapitel 28
    Patrick O'Toole schritt, als er die Männer am Ufer verließ, rasch zu des Richters Wohnung hinauf. Diesen wollte er jedoch nicht etwa von seiner Absicht in Kenntnis setzen. denn er verlangte die Hilfe des Gesetzes noch nicht, sondern ihn vielmehr um den Kompaß bitten, da der Nebel immer dichter und hartnäckiger zu werden schien. Er fand aber den Richter nicht zu Hause, und da ihm die Leute dort auch nicht einmal bestimmt angeben konnten, wann er wieder zurückkehren würde, so beschloß er kurzerhand, auch ohne Kompaß aufzubrechen und sein gutes Glück zu versuchen. Ohne weiteres Zögern schritt er also zu seinem kleinen Boote zurück, machte es flott und ruderte nun langsam am westlichen Ufer hin, Bredschaws Wohnung zu, die er mit der Strömung in etwa einer Stunde erreichen konnte. Solange er sich so nahe zum Lande hielt, daß er das Ufer oder wenigstens die dunklen Schatten der Bäume noch erkennen konnte, ging das auch recht gut. Von Snags und Sawyern hatte er nichts zu fürchten; sein Fahrzeug war zu leicht, um von diesen ernstlich bedroht zu werden, und warf ihn auch die Flut dagegen, so trieb er bald wieder los. Höchstens konnte ihn vielleicht, wie das in der Tat manchmal geschieht, ein plötzlich empor schnellender Sawyer so auf die Seite werfen, daß er etwas Wasser einnahm. Das kam aber sehr selten vor, und rüstig, nur manchmal Ausschau haltend, ob er nicht ein erhebliches Hindernis vor sich sehe, legte er sich scharf in die Ruder. Der leichte Kahn schoß fast pfeilschnell auf der schäumenden Strömung und an Wald und steiler Uferbank vorübergerissen hin, bis sich rechts die Bucht öffnete, die Bredschaw bewohnte. In diese lief er ein und hörte nun von dem jungen Mann dieselbe Kunde, nur noch ausführlicher und bestimmter, wie jener sie dem Indiana-Bootsmann mitgeteilt hatte. Er fühlte sich jetzt

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