Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
– alle wohl – so ziemlich wenigstens. Die braune Kuh wurde gestern krank, und darum bin ich eigentlich hierher in die Stadt gekommen; – aber – ich hatte noch etwas Besonderes«, – er warf einen scheuen Seitenblick nach den Frauen, während wieder tiefe Glut sein Gesicht überflog; – »ich – ich weiß nur nicht –«
    »Ist es etwas, was mich allein betrifft?« fragte Squire.
    »Bitte, junger Herr – genieren Sie sich nicht«, fiel hier ohne weitere vorherige Warnung Mrs. Breidelford wieder ein, – »glauben Sie ja nicht, daß wir, weil wir Ladies sind, etwa ein Geheimnis nicht ebenso sicher und gut bewahren könnten wie Männer. Im Gegenteil, Mr. Lively – gerade im Gegenteil. – Ich zum Beispiel weiß zwar, daß ich ein bißchen viel rede, es ist nun einmal meine Schwäche, und wofür hat uns denn eigentlich der liebe Gott Mund und Zunge gegeben. Was aber Geheimnisse anbetrifft, so hat da schon mein lieber seliger Breidelford immer gesagt, obgleich man sich eigentlich nicht selbst rühmen sollte, doch das liebe Herz liegt da jetzt kalt und starr im Grabe, – Luise, sagte er immer, Luise, du bist zu verschwiegen, du bist wahrhaftig zu verschwiegen. – Zehn Inquisitionen brächten dir das nicht über die Zunge, was du nicht hinüber haben wolltest; – ich glaube, du bissest sie dir eher in Stücke – sagte Mr. Breidelford; aber –«
    Ein rauschendes Allegro von Adeles flüchtigen Fingern schnitt wiederum Mrs. Breidelfords Faden ab, und Lively, der bis jetzt vergebens gesucht hatte, Squire Daytons Frage zu beantworten, gewann wenigstens Zeit, Atem zu holen.
    »Nein, Squire«, sagte er und schob, da er in diesem Augenblick gar nicht wußte, wohin er mit seinen Händen sollte, diese aus lauter Verzweiflung in die Taschen, riß sie aber, das Unschickliche solchen Betragens wohl fühlend, so schnell wieder heraus, als ob er heiße Kohlen darin gefunden hätte, »nein, Squire, Mutter meinte nur, Vater sagte, ob Sie und und die Ladies dort nicht Lust hätten oder so gut sein wollten, morgen ein bißchen zu uns herauszukommen und so lange Sie wollten und – so lange es Ihnen bei uns gefiele, draußen zu bleiben. Mutter meinte –«
    Adele horchte auf; Mrs. Breidelford aber, der diese Einladung wohl keineswegs gegolten hatte, nahm die Beantwortung schnell auf sich, und ohne einem der übrigen Anwesenden auch nur die mindeste Zeit zu lassen, erhob sie sich ein wenig von ihrem Platze und rief, den jungen Mann dabei mit etwas niedergebogenem Kopfe und über die Brillengläser hin ins Auge fassend: »Oh – Mrs. Lively ist gar zu gütig, Sir, gar zu gütig, und wenn sich auch allerdings in jetziger Zeit, wo der Fluß wieder zu steigen anfängt und Waren in Hülle und Fülle stromab kommen, die Geschäfte häufen, so müssen doch schon einmal ein oder zwei Wochen gefunden werden, um die Nachbarn aufzusuchen und mit ihnen im guten, alten Einverständnis zu bleiben. – Mr. Breidelford hatte ganz recht, wenn er sagte, Luise – sagte er, du glaubst gar nicht, wie schön es ist, mit seinen Nachbarn in Frieden und Freundschaft zu wohnen; – Verträglichkeit ist das halbe Leben. Nächste Woche, Montag spätestens, denke ich mir das Vergnügen machen zu können, Mr. Lively; bitte mich Ihrer Frau Mutter bestens zu empfehlen.« – Und nieder setzte sie sich und trank ihre Tasse aus, als ob sie nach solcher Anstrengung der Ruhe und Stärkung bedürfe.
    Adele schien aber diesmal vor lauter Erstaunen über Mrs. Breidelfords Bereitwilligkeit ganz ihre musikalische Hilfe vergessen zu haben, und selbst James, der den Ruf kannte, dessen sich Mrs. Breidelford in Helena erfreute, stand ganz verstummt da und wußte kaum, ob er sie wirklich aus Versehen mit eingeladen habe oder nicht. War es übrigens geschehen, so half hier weiter nichts, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Was aber seine eigene Mutter dabei von Mrs. Breidelford hielt, hatte er – zu seinem Entsetzen fiel es ihm gerade jetzt wieder ein – erst an diesem Morgen gehört. Wie sie sich also zu Hause über seinen glücklich erlegten Bock freuen würde, ließ sich ungefähr denken.
    In aller Angst haftete sein Blick jetzt noch auf Mrs. Daytons sanften Zügen; denn das andere schelmische, immer lachende Ding wagte er gar nicht anzusehen. Jene sagte denn auch freundlich: »Meinen besten Gruß an Ihre liebe Mutter, Sir, und wir werden sicher kommen. – Sie soll sich aber auch in Helena nicht so selten blicken lassen und einmal bei uns einkehren, wenn

Weitere Kostenlose Bücher