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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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nachzusetzen blieb nutzlos, da Bohs wohl der Spur eines Mulatten, keineswegs aber der eines Weißen gefolgt wäre, wenn er noch überhaupt hätte laufen können. Der Schlag nämlich, den Cotton ihm versetzt hatte, als er ihn anspringen wollte, hatte seine Schulter und sein Rückgrat getroffen, so daß er, wenn ihm auch vielleicht kein Knochen beschädigt war, doch kaum mehr von der Stelle kam und mit augenscheinlicher Anstrengung und Pein hinter seinem Herrn herhinkte.
    Sie beschlossen also, den Neger vor allen Dingen mit zur Farm zu nehmen, die ihnen auf jeden Fall näher als Helena lag, und dort das Weitere zu bereden.
    James' Kugel war dem armen Teufel oben durch den rechten Schenkel gegangen, und er blutete stark. Der Kolbenschlag schien aber viel gefährlicher für ihn geworden zu sein, denn sein rechter Arm, den er der niederschmetternden Waffe entgegengehalten hatte, war dicht über dem Handgelenk gebrochen, und das Blut quoll auch in dunklen, langsamen Massen aus dem schwarzen Wollhaar an der rechten Seite seines Kopfes hervor. Der alte Lively verband ihn, so gut es gehen wollte, der Mulatte gab aber kein Lebenszeichen von sich; nur das schwache Schlagen seines Herzens verriet noch, daß er atmete, und sie konnten ihn nicht anders transportieren als mit Hilfe zweier Satteldecken, die sie zwischen die Pferde Cooks und des alten Lively ausspannten, um so eine Art Trage zu bilden, mit der sie freilich nur entsetzlich langsam über den rauhen Boden vorzurücken vermochten.
    James jedoch erklärte, er werde den entflohenen Weißen diesmal nicht so leichten Kaufs entkommen lassen, sondern auf seiner Fährte bleiben, so lange ihm das irgend möglich sei. Er bat also nur noch seinen Vater, ihn bei den Damen zu entschuldigen, da die Verfolgung eine Sache von Wichtigkeit sei und nicht aufgeschoben werden könne, schulterte dann seine Büchse, warf sich auf sein Pferd und folgte, so rasch es ihm sein Scharfblick und der Instinkt des Jägers gestatteten, den Spuren des Weißen. Dieser mußte übrigens verwundet sein, da er an mehreren Orten Blutflecken hinterlassen hatte.
    An einem Stein aber, wo er wahrscheinlich keine Verfolger mehr fürchtete und sich verbunden hatte, hörten diese Spuren auf, und dem jungen Mann blieb es jetzt überlassen, da eine Fährte zu erkennen, wo das Auge des Laien nur noch eine Wildnis gesehen haben würde, die nie ein menschlicher Fuß berührte.

Kapitel 14
    Zur selben Zeit etwa, als Tom Barnwell von Helena abstieß, um in Montgomerys Point Vorerkundigungen einzuziehen und das Flatboot am nächsten Morgen wieder zu treffen, schoß auch aus den tief überhängenden Weiden der Insel ein kleiner, schmaler Kahn in die Strömung des Mississippi hinaus und hielt dem arkansischen Ufer zu. Zwei Personen saßen darin, der Neger Bolivar und der Mestizenknabe Olyo. Der Neger handhabte die beiden Ruder, in die er sich aus allen Kräften hineinlegte, während der Knabe in nachlässig vornehmer Stellung hinten im Heck des kleinen Bootes lag und das leichte Steuer regierte.
    Er trug eine einfache graue Livree, die nur aus Jacke und Beinkleid bestand, deren Nähte mit karmesinen Schnüren besetzt waren; eine passende Mütze lag neben ihm; seinen Kopf aber schützte ein großer, breitrandiger Strohhut gegen die sengenden Sonnenstrahlen. Bolivar dagegen schien die Hitze weniger zu achten, ja im Gegenteil sich eher behaglich darin zu fühlen; denn er hatte Hut, Jacke und Hemd abgeworfen und nur die weiten grauleinenen Beinkleider anbehalten, so daß die Sonnenglut unmittelbar auf seine muskulösen, feuchtsamtnen, schwarzen Schultern herabbrannte. Im Kahn lagen mehrere starke Bleitafeln, über die zusammengelegtes Leinen – vielleicht ein Sack – hingeworfen war.
    Ein freundliches Verhältnis schien aber zwischen den beiden, dem Mann und dem Knaben, nicht zu bestehen; denn der Neger blickte, ohne ein Wort mit seinem Gefährten zu wechseln, mürrisch vor sich nieder, während Olyo, wie zum Hohn, eines der sogenannten Niggerlieder pfiff und dabei spöttisch lächelnd über die dunklen Glieder des Äthiopiers hin nach dem breiten Waldstreifen sah, dem sie sich rasch näherten.
    Der Knabe Olyo war nämlich ein Mestize von weißer und indianischer Abkunft –, was ihn, den nordamerikanischen Ansichten nach, weit über den Neger stellte. Ohnedies wurde er aber auch noch von seiner schönen Gebieterin vor allen anderen wie ein verzogenes Kind begünstigt, so daß er sich selbst gegen die weißen Männer der Insel

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