Die Formel der Macht
vorbei, und das Beste ist es, die Vergangenheit dort zu lassen, wo sie hingehört. Reden wir lieber von dir. Wie behandelt dich das Leben, Summer? Gefällt es dir noch in Manhattan? Und was macht dein Job?”
Sie akzeptierte es, dass er das Thema wechselte, vor allem, weil ihr klar wurde, dass die Reminiszenzen an ihre Mutter fehl am Platz waren. “Ja, es gefällt mir sehr gut. Wenn man sich erst mal an den irrsinnig hohen Lärmpegel gewöhnt hat, ist New York wirklich eine aufregende Stadt, und ich habe ein paar gute Freunde gefunden. Obwohl es mir noch besser gefallen würde, wenn ich mir eine Wohnung leisten könnte, die ein bisschen größer ist als ein Besenschrank.” Sie grinste selbstironisch. “Es ist nicht ganz einfach, mit einem Stipendium über die Runden zu kommen.”
Er schaute besorgt. “Meine Liebe, wenn du einen Mietzuschuss brauchst, musst du es nur sa…”
“Nein!”, sagte sie so scharf, dass er zusammenzuckte. “Entschuldige, Dad, ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich bin fast dreißig, und es gibt für dich keinen Grund, anzunehmen, dass du mir zu meiner Miete etwas beisteuern müsstest.”
“Es gibt den wichtigsten Grund der Welt. Du bist meine Tochter.”
“Und du hast mir eine großartige Ausbildung bezahlt, sodass ich mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann.”
“Du hattest schon immer dieses starke Streben nach Unabhängigkeit”, meinte er bedauernd. “Du wolltest ja nicht einmal, dass ich dir nach deinem Examen helfe, einen Job zu finden.”
“Ich habe das Geld gehabt, das Mom mir hinterlassen hatte”, sagte sie. “Dad, es ging mir gut damals. Und jetzt geht es mir auch gut. Mach dir keine Sorgen. Ich lande schon nicht auf der Straße und verursache einen Skandal.”
“Nein, ganz gewiss nicht.” Er lächelte und tätschelte ihr den Arm. “Wie ich sehe, hat Olivia mir meinen Wunsch erfüllt und dich mit Duncan an einen Tisch gesetzt. Das ist endlich mal ein Mann nach meinem Geschm…”
“Ja, Dad, ich weiß, wie sehr du ihn schätzt …”
“Er hat es zu etwas gebracht. Viel Verstand in einem kühlen Kopf. Er wäre wirklich der ideale Mann für dich. Meiner Meinung nach könntest du nichts Besseres tun, als ernsthaft in Erwägung zu ziehen, Duncan zu hei…”
“Glücklicherweise gibt es keine Chance, dass Duncan mich je fragt, ob ich ihn heiraten will, deshalb brauchen wir uns nicht darüber zu streiten”, fiel Summer ihrem Vater ins Wort.
“Vor allem nicht hier”, sagte Gordon und warf einen Blick auf seine Uhr. “Ich muss an meinen Tisch zurück. Ich habe den Außenminister schon viel zu lange allein gelassen. Bist du morgen noch in der Stadt? Falls ja, warum rufst du nicht einfach Brian an – er ist mein neuer Assistent – und fragst ihn, ob er noch irgendwo eine Lücke in meinem Terminkalender findet. Komm zum Kaffee oder zum Tee, was dir lieber ist. Ich bin mir sicher, dass wir irgendwo fünfzehn Minuten für dich rausschinden können. Schließlich bist du ja meine Tochter.”
Summer ignorierte das Brennen in ihrem Magen und bewerkstelligte ein gelassenes Lächeln. “Danke für das großzügige Angebot, Dad, aber ich bin morgen schon ausgebucht. Ein Workshop mit australischen Wissenschaftlern.”
“Na, dann ein andermal.” Gordon fragte nicht, ob Summer vorhatte, das ganze Wochenende in Washington zu bleiben. Er lud sie auch nicht ein, den Samstagabend in seinem Haus zu verbringen. “Findest du allein an deinen Tisch?”
“Klar. Bis dann, Dad. Ich melde mich.”
“Bis dann, Summer. Ich freue mich, dass du heute Abend gekommen bist. Es war wirklich schön, dich zu sehen.” Gordon ging schnell zu seinem Tisch zurück. Unterwegs schüttelte er mindestens ein Dutzend Hände und hielt für jeden ein Bonmot bereit. Ihm folgten bewundernde Blicke, und Summer hörte eine Frau leise sagen: “Er ist wirklich ein gut aussehender Teufel, finden Sie nicht?”
“In der Tat”, gab ihr Begleiter zurück. “Die Regierung hat verdammtes Glück, dass er mit im Boot ist. Und seine Frau ist ebenfalls ein Gewinn. Gott sei Dank hat er sich von diesem Hippie-Auslaufmodell scheiden lassen, mit dem er verheiratet war, als er noch im Kongress war. Erinnern Sie sich an sie?”
“Deborah? Wie könnte man sie vergessen? Aber Gordon hat sich nicht scheiden lassen, sie ist gestorben.”
“Ja, Deborah, richtig”, brummte der Mann. “Nun, wenn Sie mich fragen, konnte sie nichts Nützlicheres tun, als abzutreten, bevor ihr Mann ins Rampenlicht
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