Die Formel der Macht
ausgerechnet all diese unbequemen und total überwältigenden Gefühle für Duncan Ryder haben?
Sie beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Duncan sich erhob und sie im quälenden Bewusstsein ihrer Nacktheit zurückließ. Sie entdeckte ihre Hose auf dem Fußboden und ihre Bluse zusammengeknüllt auf einem Sessel, aber ihr BH und ihr Slip schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Als sie Anstalten machte, sich zu erheben, merkte sie, dass Algernons Brille sich in ihren Haaren verfangen hatte und dass sie auf seiner Zeitschrift lag, die raschelte, wenn sie sich bewegte.
Darum ist es ein so verdammt riskantes Unternehmen, mit jemandem Sex zu haben, dachte sie niedergeschlagen, während sie Algernons Brille aus ihren zerzausten Haaren herausfummelte. Es war nicht der Sex an sich, der einen so schrecklich entblößte und verletzlich machte, sondern das, was danach kam. Es gibt eben einfach keinen eleganten Weg, einen Mann zu fragen, ob er sich zufällig erinnern kann, wo er deine Unterhose hingeschmissen hat, dachte sie.
Duncan griff nach ihren Händen und zog sie auf die Füße, dann legte er seine Arme um ihre Taille und drückte sie an sich. Obwohl es völlig unlogisch war, fühlte sie sich plötzlich nicht mehr ganz so nackt. “Das war unglaublich”, sagte er leise. “Du bist einfach umwerfend im Bett, Summer Shepherd.”
So umfangen von seinen Armen und eingehüllt in den Geruch nach Sex, den sie auch noch auf der Zunge schmeckte, ließ sie sich momentan davon überzeugen, dass er die Wahrheit sagte. “So war es für mich noch nie”, gestand sie. Gleich darauf meldete sich jedoch ihr gesunder Menschenverstand zurück, und sie starrte ihn frustriert an. “Verflucht noch mal, hast du denn nicht gewusst, dass du im Bett genau so gut bist, wie du behauptet hast?”
Seine dunklen Augen leuchteten belustigt auf. “Äh … ist das ein Problem?”
“Ja, was glaubst denn du? Es macht einen rasend, mit einem Mann tollen Sex zu haben, nachdem man ihn geschlagene zehn Jahre zum Kotzen gefunden hat.”
Sobald sie es ausgesprochen hatte, wünschte sich Summer, sie könnte ihre Worte zurückholen. Einen Moment lang hätte sie schwören können, dass Duncan fast verzweifelt dreinschaute, aber er fasste sich schnell und zauberte eins seiner coolen Lächeln auf sein Gesicht. “Für dieses Problem scheinen sich zwei Lösungen anzubieten”, sagte er. “Entweder du genießt den Sex mit mir und siehst über die Tatsache, dass du mich verabscheust, großzügig hinweg. Oder du überlegst es dir noch mal, ob du mich vielleicht doch nicht so zum Kotzen findest.”
Wie habe ich mir nur jemals einreden können, dass Duncan stets kontrolliert und unsensibel wäre?, wunderte sich Summer. Kaum zu glauben, aber sie verspürte tatsächlich einen leisen Stich des Bedauerns, als sie sah, was es ihn für eine Mühe kostete, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn ihre flapsige Bemerkung getroffen hatte. Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund. “Zehn Jahre habe ich schon vergeudet”, sagte sie. “Ich habe nicht vor, noch mehr Zeit zu verlieren.”
Duncan richtete einen seiner ironischsten Blicke auf sie. Ein sicheres Zeichen dafür, wie sie jetzt wusste, dass er eine intensive Gefühlsregung überspielte. “Da ich nur ein Mann bin, brauche ich von Zeit zu Zeit ein bisschen Nachhilfeunterricht bei Bemerkungen, die für eine Frau völlig klar sind. Was genau meinst du damit, wenn du sagst, dass du bereits zehn Jahre vergeudet hast?”
“Das”, sagte sie und küsste ihn.
Als sie aus der Dusche kam, merkte Summer, dass sie überglücklich war – und einen Bärenhunger hatte. Sie wickelte sich in ein Badelaken und tappte barfuß ins Schlafzimmer zurück.
“Duncan?”
“Ich bin tot”, sagte er. “Bitte geh weg.”
Sie hielt eine Hand über seinen Kopf und ließ kalte Wassertropfen auf sein Gesicht niederregnen.
“Das ist keine Art, eine Leiche zu behandeln”, sagte er, ein Auge aufmachend.
“Ich hatte vor, meine weltberühmten Ravioli zu machen, aber da du tot bist, schätze ich, dass du nicht interessiert bist.”
Duncan zog sich mühsam in eine sitzende Position hoch. “Es wäre möglich, dass mich Ravioli wieder zum Leben erwecken.”
“Ich fange schon mal an zu kochen. Komm rüber, wenn du wieder unter den Lebenden weilst.”
Zwanzig Minuten später tat Summer getrocknete Basilikumblätter in die Soße und rührte, leise in sich hineinsummend, um. Frisch
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