Die Formel der Macht

rufe ich einfach nur Bill Ogilvie an und sage ihm, dass in Gordon Shepherds Haus in Georgetown die Story seines Lebens auf ihn wartet.”
    “Siehst du jetzt, was du angerichtet hast?”, fragte Gordon Olivia bitter. “Ich wollte nur mit Summer ins Cottage in Maryland fahren und sie dort lassen, bis ich Alonzo wieder unter Kontrolle habe. Dadurch wäre keinerlei Schaden angerichtet …”
    “Und was wäre gewesen, wenn du ihn nicht unter Kontrolle bekommen hättest?”, fragte Olivia in ätzendem Ton. “Seit du dich mit ihm eingelassen hast, legt er dir auf Schritt und Tritt die Daumenschrauben an. Wann wirst du endlich begreifen, dass er gar nicht daran denkt, sich an die Spielregeln zu halten …”
    “Okay, das reicht. Ich habe genug.” Summer ging in die Ecke des Zimmers und griff nach dem Telefonhörer. “Ich rufe 911 an. Zuerst werde ich bitten, dass sie ein paar Männer in weißen Kitteln schicken, um euch abzuholen …”
    Gordon riss ihr den Hörer aus der Hand, packte sie grob und stieß sie in einen Sessel. Er ragte vor ihr auf, seine aristokratischen Gesichtszüge waren vor Angst und Wut verzerrt. “Wenn du nicht willst, dass ich meines Amtes enthoben und eingesperrt werde, solltest du besser schweigen.”
    Olivia spürte, wie sie von einer Welle der Verzweiflung, durchsetzt mit Abscheu, überspült wurde. “So ist es richtig, Gordon. Beschimpf Summer, weil du leichtfertig deine Chance zerstört hast, Präsident zu werden. Das kannst du doch am besten, nicht wahr? Anderen deine eigenen Fehler vorwerfen.”
    “Du warst doch diejenige, die gesagt hat, dass wir Geld brauchen, damit wir nicht unsere ganzen Energien mit Spendensammeln für meine Wahlkampagne verschwenden müssen.”
    Oliva war es egal, dass er schon wieder versuchte, ihr für seine kriminellen Entscheidungen die Schuld in die Schuhe zu schieben. In diesem Moment interessierte sie einzig das ganze Ausmaß seines Betrugs. “Sag mir nur eins, Gordon. Es lässt mich jetzt schon seit zwei Wochen nicht los, und seit dem Lunch mit Summer beschäftigt es mich noch mehr. Als du mich mit Fernando da Pereira nach New York schicktest, wusstest du da, dass man ihn ermorden würde?”
    “Nein, natürlich nicht!”, brüllte Gordon wutentbrannt, und einen Moment lang wusste Olivia nicht, ob es Schuldgefühle oder Empörung waren, die seinen Zorn entfachten. “Alonzo hat mich reingelegt. Genauso wie mit Summers Entführung.”
    “Dann erklär deiner Tochter, was das alles soll”, sagte Olivia. “Und wenn du schon mal dabei bist, mir auch. Erklär uns beiden, warum du von einem so verabscheuungswürdigen Mann wie Alonzo da Pereira derart abhängig bist, dass du es nicht gewagt hast, dem FBI zu sagen, wer deine Tochter entführt hat.”
    Gordon setzte sich abrupt. “Summer, ich habe versucht, dich zu beschützen. Aber weil du darauf bestanden hast, deine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die dich nichts angehen, sehe ich keinen anderen Weg, als es dir noch einmal zu sagen. Tatsache ist, dass Alonzo mir eine Menge Geld geliehen hat, sieben Millionen Dollar, um genau zu sein.”
    “Wer genau ist dieser Alonzo da Pereira?”, fragte Summer.
    “Fernandos Cousin und der neue Präsident von
Industria Agricola do Norte.
Alonzo hatte große Pläne, um Joseph Malones Aids-Medikament zu vermarkten …”
    “Ein Medikament gegen Aids!”, rief Summer und riss die Augen auf. “Das war es also, woran er gearbeitet hat. Oh mein Gott, kein Wunder, dass er so versessen darauf war, es auf den Markt zu bringen. Wirkt es?”
    “Wir wissen es nicht”, sagte Gordon. “Die Tests, die Fernando hat durchführen lassen, sind noch nicht abgeschlossen. Aber sie beweisen, dass Malones Medikament das Immunsystem über eine lange Zeit hinweg stabilisiert. Wenigstens ein Jahr.”
    Summer runzelte die Stirn. “Das sind wunderbare Neuigkeiten, aber ich verstehe nicht, was das mit dir zu tun hat. Warum bist du so brennend daran interessiert, dass Joes Medikament auf den Markt kommt?”
    Gordon räusperte sich. “Alonzo hat zugestimmt, mich als stillen Teilhaber in seine Firma aufzunehmen. Ich hatte vor, ihm die sieben Millionen von dem Gewinn zurückzuzahlen, den die Firma macht, wenn sie in New York an die Börse geht. Alonzo plant, von dem pharmazeutischen Zweig des Konzerns Tochtergesellschaften im Ausland zu errichten, und alle Teilhaber der Firma werden Millionengewinne einstreichen.”
    Die Verwunderung in Summers Gesicht machte Ablehnung Platz, und Gordon