Die Formel der Macht
mich jederzeit anrufen, Summer. Versuch bloß nicht, die Heldin zu spielen und allein klarzukommen.”
“Keine Sorge. Ich bin keine Heldin. Ich war schon immer ausgesprochen feige.”
Duncan lachte, als ob sie einen Witz gemacht hätte, dabei hatte sie schlicht nur die Wahrheit gesagt. “Ich habe am Montag eine Sitzung bei den Vereinten Nationen in New York”, sagte er. “Hast du nicht vielleicht Lust, abends mit mir essen zu gehen? Ich habe an der Lower Eastside ein russisch-mexikanisches Restaurant entdeckt. Das Essen könnte interessant schmecken.”
Duncan wollte mit ihr essen gehen. Summer merkte, dass sich ihr dämliches Grinsen in ein verträumtes Lächeln verwandelt hatte. Sie straffte die Schultern, warf dem selbstzufriedenen Engel einen bösen Blick zu und erwiderte automatisch: “Tut mir leid, aber Montagabend passt mir nicht, ich …”
“Und Sonntag? Ich könnte einen Tag früher nach Manhattan kommen. Sag Ja, Summer, bitte.”
Das dämliche Grinsen kehrte zurück. Zum Kuckuck, es wäre einfach kleinlich, ihm zum zweiten Mal einen Korb zu geben. “Na gut, danke. Sonntag wäre prima.”
“Ich hole dich um fünf ab. Wir könnten vor dem Essen ins Kino gehen. Wenn du schon so früh frei bist.”
“Ich bin frei, und ich würde sehr gern mit dir ins Kino gehen.” Offensichtlich war sie nicht nur frei, sondern auch völlig bescheuert. Der Mann, dessen Einladung sie da gerade angenommen hatte, war Duncan-Ryder-Olivias-Bruder. “Hast du meine Adresse?”, fragte sie schroff.
“Ja.”
“Dann bis Sonntag. Ich freu mich.”
In dem Moment, in dem sie sich verabschieden wollte, fiel Summer ein, dass sie ihn ursprünglich ja angerufen hatte, weil sie etwas von ihm wollte. “Duncan, warte! Leg nicht auf!”
“Ich bin noch da.”
“Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Ich hatte gehofft, dass du mir vielleicht ein paar Hintergrundinformationen über Joe Malones Familie beschaffen könntest …”
“Dafür brauchst du mich nicht. Zum Glück für dich wollten der Chef des CIA, der Direktor des FBI und das gesamte Kabinett mehr über Malones Hintergrund wissen. Frag sie.”
Summer knirschte mit den Zähnen. Das klang schon viel eher nach dem arroganten Duncan, den sie von früher kannte. “Du weißt so gut wie ich, dass die Regierung davon überzeugt ist, dass das alles ein abgekartetes Spiel war, bei dem sowohl Joe als auch ich die Finger drin haben. Ich denke, dass sie sich, was Joe anbelangt, irren, und ich weiß ganz sicher, dass sie es in Bezug auf mich tun. Was jedoch nichts daran ändert, dass man mir beim FBI nicht mal die Wettervorhersage von gestern geben würde, geschweige denn vertrauliche Hintergrundinformationen über Joes Familie.”
“Was immer das FBI vermutet, es ändert nichts an der Tatsache, dass du dich am besten von dem Verdacht reinwaschen kannst, wenn du ganz offen zu ihnen bist. Sie werden es sich überlegen, wenn die Beweislage zeigt, dass sie sich irren.”
“Sicher werden sie …”
“Verlass dich drauf. Das sage ich jetzt nicht als Handlanger der Regierung, sondern als dein Freund. Wenn du irgendeine Idee hast, in welcher Richtung man sinnvollerweise ermitteln sollte, solltest du es dem FBI erzählen. Oder deinem Vater. Sie können auf Ressourcen zurückgreifen, die keinem normalen Bürger zugänglich sind.”
“Schon klar, aber ich enthalte dem FBI ja gar keine relevanten Informationen vor. Zumindest bin ich nicht sicher, ob sie relevant sind. Doch vielleicht kannst du mir helfen, das zu entscheiden. Ich muss nur wissen, ob Joes Mutter mit einem sehr einflussreichen brasilianischen Großindustriellen namens Fernando Autunes da Pereira verwandt war. Sie lebt nicht mehr, aber ich weiß, dass sie eine geborene Ribeiro war. In Brasilien lernte ich ein paar Cousins von Joe kennen, die da Pereira hießen. Damals sagte mir der Name nichts, und ich weiß nicht genau, warum es mir jetzt einfällt, außer dass Joe erzählte, in Brasilien würde es von da Pereiras nur so wimmeln und er könne sie einfach nicht loswerden. Er hat es im Scherz gesagt und doch auch wieder nicht, falls du verstehst, was ich meine. Ich konnte mich damals des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Verwandtschaft mit den da Pereiras nicht ganz frei von Komplikationen ist.”
“Dir ist aber auch klar, dass es Hunderte, wenn nicht Tausende von Leuten gleichen Namens gibt? Die Tatsache, dass Fernando da Pereira und ein paar von Joes Cousins den gleichen Namen tragen, muss noch lange
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