Die Formel der Macht
Selbstmordfantasien, wobei es gelegentlich einen leichten Aufschwung gibt, wo ich nur deprimiert bin. Warum rufen Sie an? Ganz bestimmt nicht, weil Sie sich mit mir über Mark unterhalten wollen. Diesen Blödmann.”
“Ich wollte gern ein paar Insiderinformationen, falls das möglich ist. Über einen Mann, der am vergangenen Wochenende im
Carlyle
hier in New York ermordet wurde. Man hat ihn in seinem Hotelzimmer erschossen aufgefunden.”
“Autsch! Wie ist sein Name?”
“Fernando Autunes da Pereira. Er kam aus Brasilien, besaß Ländereien von der Größe eines kleinen europäischen Staates und war vermögend genug, um mit Donald Trump um echtes Geld Monopoly zu spielen. Das war ein mächtiger, einflussreicher Bursche, Rita.”
“Auf jeden Fall hört es sich so an. Was interessiert Sie so an ihm?”
“Na ja, sein Konzern besitzt weite Flächen des Regenwaldes in Amazonien.”
“Und was interessiert Sie an dem Mord speziell?”
“Alles. Vielleicht ist der Fall ja bereits aufgeklärt. Ich war in den letzten Tagen … unterwegs, sodass ich seit Sonntag nicht mehr auf dem Laufenden bin. Könnten Sie vielleicht für mich herausfinden, wer den Artikel geschrieben hat? Fernando war einflussreich genug, dass man bei der
Times
bestimmt einen Reporter auf die Sache angesetzt hat. Ich bin mir sicher, dass die brasilianische Botschaft und das Konsulat dem Außenministerium mächtig Druck machen, um Antworten zu bekommen, und da der Bürgermeister ständig herausposaunt, wie sicher New York geworden ist, wette ich, dass auch der Polizei jede Menge Dampf gemacht wird.”
“Ich werde den Namen des Reporters, der an der Sache arbeitet, gleich morgen früh herausfinden. Morgen ist Samstag, erreiche ich Sie da zu Hause?”
“Nein, ich werde im Büro sein. Wie schon gesagt, ich war ein paar Tage … weg, da ist einiges liegen geblieben.”
“Darf ich Sie bei der Arbeit stören?”
“Ja bitte. Wenn der Reporter sich ziert, mich anzurufen, sagen Sie ihm, dass ich ein paar Exklusivinformationen für ihn habe.”
“Haben Sie die wirklich?”
“Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht.” Sie hoffte sei Gott, dass ihr etwas einfiel, was sie ihm erzählen konnte, ohne dass sie ihre Stiefmutter in die Sache mit hineinzog oder die ihr auferlegte Schweigepflicht verletzte.
“Buchstabieren Sie mir den Namen des Toten”, bat Rita.
Summer tat es. “Danke, Rita. Und wenn ich Ihnen wieder einmal einen Gefallen tun kann, lassen Sie es mich wissen.”
“Nichts zu danken. Obwohl ich immer noch nicht ganz verstehe, warum Sie an dieser Sache so interessiert sind. Kannten Sie Pereira persönlich?”
“Nur ganz flüchtig. Er war letzte Woche bei dem Empfang im Außenministerium, auf dem wir beide auch waren. Sie sind ihm wohl nicht vorgestellt worden?”
“Nein, sonst würde ich mich an den Namen erinnern. Aber die Tatsache, dass er Land im Amazonasgebiet besaß und Sie ihm bei einem Empfang vorgestellt wurden, ist doch bestimmt nicht der einzige Grund für Ihr Interesse. Was steckt sonst noch dahinter?”
Es war schwierig, Ritas Frage zu beantworten, ohne etwas preiszugeben, das sie nicht preisgeben durfte. Summer sah keine andere Möglichkeit, als sich in eine Notlüge zu flüchten. “Es hat etwas mit einer Freundin zu tun”, sagte sie schließlich. “Sie und Fernando hatten da eine Sache am Laufen, irgendeine Investmentgeschichte in São Paulo. Für ihn waren es nur Peanuts, aber für sie war das, was sie investiert hat, ein großer Batzen, deshalb will sie unbedingt wissen, was hinter dem Mord an ihm steckt. Sie hat Angst, dass das Geschäft jetzt, nachdem Fernando seine Finger nicht mehr drin hat, platzen könnte.”
Wenn Rita in Gedanken nicht so mit Mark beschäftigt gewesen wäre, wäre sie bestimmt misstrauisch geworden, aber da die Dinge nun einmal so lagen, wie sie lagen, übersah sie die Ungereimtheiten. “Also, ich will ja keine schlechte Stimmung verbreiten, aber ich hoffe, dass sie etwas Schriftliches in der Hand hat.”
“Ich glaube, das ist zum Teil das Problem. Da sie sich gut kannten, handelte es sich wohl um eins dieser Geschäfte, die per Handschlag besiegelt …”
“Ein fataler Fehler bei einem Mann”, unterbrach Rita. “So hat es bei mir und Mark angefangen. Er sollte die Fotos für einen Reiseführer machen und ich den Text. Wenn ich auf meinen Kopf gehört hätte statt auf meine Hormone, hätte ich nach dem zweiten Blick gewusst, dass da außer einem süßen Grinsen und einem
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