Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
lenkte er den Wagen auf den Stan dstreifen und raste rechts an den Lastwagen vorbei.
5
Seine Finger waren feucht vor Freude über den gelungenen Coup und den bevorstehenden Geldsegen. Eine halbe Million. Nick Steinberger wischte sich die Hände an seinen Hosenbeinen ab, fuhr sich über den Pferdeschwanz und betrat das Arbeitszimmer von Reinhard Fuchs in dessen Villa in Starnberg.
Mit einem ätzenden „Da sind Sie ja endlich!“ begrüßte Fuchs ihn hinter seinem Schreibtisch hervor. Wie ein Raubvogel blickte ihm der große, schlanke Mann mit den blonden, an den Schläfen gra umelierten Haaren entgegen.
Doch Steinberger ließ sich von Fuchs’ schroffer Art nicht mehr aus der Ruhe bringen. Zufrieden grinsend setzte er sich unaufgefordert in den Besucherstuhl vor Fuchs Schreibtisch. „Nach drei Stunden haben meine Leute endlich den Safe gefunden, er war gut versteckt. Wir haben ihn aufgesprengt.“
„Langweilen Sie mich nicht mit Details. Was haben Sie?“, unterbrach Fuchs ihn.
Steinberger zog ein braunes Kuvert mit einem Wachssiegel aus der Innentasche seines dunkelbraunen Sakkos und warf es auf den Tisch. Der in schwungvollen schwarzen Buchstaben geschriebene Name ‚Lukas’ prangte auf der Vorderseite.
Fuchs griff danach und klappte den Umschlag an der aufgeschlitzten Oberseite auseinander. „Sie haben ihn geöffnet.“
„Das musste ich wohl, um zu sehen, ob der Inhalt von Interesse ist.“
Fuchs knurrte nur und zog die enthaltenen zwei Blätter heraus. Seine Augen glänzten, als er die erste Seite überflog.
Steinberger beobachtete seine Miene. Er erinnerte sich, dass es ein Brief des Professors an irgendeinen ‚lieben’ Lukas war, mit der Bitte, im Falle seines Todes die beiliegende Formel zum Wohle der Menschheit zu verwenden.
Fuchs warf den Brief beiseite und studierte das zweite Blatt, das Steinberger wie die geistigen Ergüsse eines Verrückten vorkam. Aber er war ja auch kein Wissenschaftler.
„Sehr ungewöhnlich. Das muss ich erst noch prüfen lassen“, murmelte Fuchs.
Steinberger stand auf. „Wann bekomme ich mein Geld?“
„Sobald ich weiß, ob das wirklich das Gesuchte ist.“ Er hielt das einzelne Blatt in die Luft.
„Was soll es denn sonst sein?“
„Eine Fälschung.“
„Aber der Brief?“
„Wir werden sehen. Ich melde mich.“ Damit wandte sich Fuchs seinem Notebook zu. „Und finden Sie heraus, wer dieser Lukas ist“, rief er über die Schulter.
Steinberger verließ mit gemischten Gefühlen das Zimmer.
6
Reinhard Fuchs starrte auf die geschlossene Tür, durch die Steinberger verschwunden war. Vielleicht hätte er die Sache doch selbst in die Hand nehmen sollen. Steinberger hatte ihm zwar schon so manchen Dienst erwiesen, aber in diesem Fall wäre mehr Fingerspitzengefühl wünschenswert gewesen. Nachdenklich nahm er wieder die vermeintliche Formel für das Wundermedikament, dass Dittmann entwickelt hatte, zur Hand.
Wieder und wieder studierte er die Notizen des Professors, doch er wurde daraus nicht schlau. Er war sich inzwischen fast sicher, dass dies nicht die echte Formel war. Aber was war es dann? Möglicherweise eine Art versteckter Hinweis für diesen Lukas?
Vielleicht sollte er sich unabhängig von Steinberger selbst darum kümmern. Er wählte die Nummer von Heinz Godczinski, sein Mann fürs Grobe. Nach drei Sekunden kam die Verbindung zustande. „Godczinski, besorgen Sie mir alle Hintergrundinformationen zu einem Doktor Heinrich Dittmann, wohnhaft in München-Grünwald, genaue Anschrift ist mir nicht bekannt. Insbesondere was das familiäre Umfeld angeht. Bitte alles an meine private Mail-Adresse.“ Er rieb sich den juckenden Hals. „Sehen Sie sich nach zwei Männern um, die keine Fragen stellen.“ Er unterbrach das Gespräch und lehnte sich zurück.
Es war nicht gut, sich immer nur auf andere zu verlassen, das hatte er während seiner Karriere gelernt. Er wäre heute nicht Inhaber eines erfolgreichen Pharmaunternehmens, wenn er die Dinge nicht selbst in Hand genommen hätte.
7
Es war nach zehn Uhr abends, der Verkehr auf der A92 zwischen München und Landshut war dicht und floss dank einer Baustelle nur zäh dahin. Zwar hatte es aufgehört, zu regnen, doch die Straße war noch nass. Die LKWs auf der rechten Spur fuhren in feinen Sprühnebel gehüllt wie ein endloser Zug dahin.
Zwischen einem BMW und einem Audi eingekeilt lenkte Luke sein Motorrad um die mit Wasser gefüllten Spurrinnen herum, erwartete sehnsüchtig den Hinweis auf
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