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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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wiedergekommen. »Du bist die einzige, die mir helfen kann«, hatte er gesagt, als er vor ihr stand, die dunklen Locken kräuselten sich über der Stirn, die dunklen Augen bettelten, alles an ihm appellierte an ihre Gefühle.
    Er wollte nicht hereinkommen. Um was es ging, schien ihr seine Erregung nicht wert. »Wo ist das Problem?« hatte sie ihn kühl gefragt. Er wirkte beeindruckt von ihrer Ruhe. Aber die viel größere Veränderung an ihr hatte er nicht bemerkt. Sie hatte die Brille endgültig abgelegt, das Kassengestell mit den dicken Gläsern, und sich Kontaktlinsen anpassen lassen. Sie sah ihn, glaubte sie, zum ersten Mal scharf. Sie hatte Mitleid mit ihm.
    Dorothea v. Plato mixte sich die nächste Bloody Mary und trug sie ins Wohnzimmer. Das war der Fehler – du warst noch nicht scharfsichtig genug, sagte sie sich. Sonst hättest du ihn fortgeschickt. Rechtzeitig.
    Sie ließ sich in den Sessel fallen und betrachtete das Bild, das über der Vitrine hing. Die Frau auf dem Ölgemälde sah so aus, wie sie sich fühlen wollte. Souverän, selbstsicher.
    Bleib, wo du bist, Kleiner. Laß mich in Ruh. Dorothea leerte das Glas in einem Zug. Die Augen der Frau auf dem Ölbild schienen zu glitzern, ihr Blick wirkte kälter, ihr Mund strenger.
    Sie würde nicht zulassen, daß er sich wieder in ihr Leben drängte. Reiz mich nicht, Martin. Glaub nicht, daß ich nichts zu verlieren hätte. Oder daß ich es kampflos hergeben würde.

15
    Frankfurt
    D as Fichtekränzi war voll wie immer. Draußen und drinnen saßen die Zecher und stemmten blaugraue Ebbelwei-Bembel.
    »Dahinten.« Karen folgte Pauls Blick. Im Garten schien es noch eine Lücke zu geben an einem Tisch hinten in der Ecke, an dem ein knutschendes Pärchen, zwei gutfrisierte Damen und drei Jungmänner im dunklen Anzug saßen. Alle rückten bereitwillig zusammen. Die alten Damen guckten wohlgefällig auf Pauls kurzes weißes Haar. Der weibliche Teil des Liebespärchens musterte Karen, die sie um so charmanter anlächelte.
    Sie bestellten zwei Handkäs’ mit Musik, einen Zehnerbembel und eine Flasche Wasser.
    »Schieß los«, sagte Paul, als der große Steinkrug vor ihnen stand und die Gläser voll waren.
    Karen atmete tief durch.
    »Die Kollegin ist mir unheimlich.«
    »Sie scheint sich keine Zurückhaltung aufzuerlegen, was Konkurrenz mit anderen Frauen betrifft. Im Unterschied zu dir.«
    »Sehr witzig!« Sie sah ihn strafend an. »Der Punkt ist: Sie kann die fraglichen Papiere in der kurzen Zeit gar nicht gelesen haben.«
    »Du meinst die Akte R…«
    Karen legte ihm den Finger auf den Mund. Man wußte nie, wer vor, hinter oder neben einem saß.
    »Und trotzdem will sie das Verfahren einstellen.«
    »Muß ein Superhirn sein, die neue Kollegin.« Paul grinste.
    Karen schüttelte den Kopf. »Man kann es auch anders sehen: Vielleicht brauchte sie für diese Entscheidung gar keine Akten.«
    »Was soll das heißen?« Paul guckte verständnislos.
    »Daß sie schon vorher wußte, was sie wollte.«
    »Du meinst, der Beschluß stand fest?«
    »Ich habe lange darüber nachgedacht. Vielleicht leide ich unter Verfolgungswahn, aber…«
    Karen drehte den Kopf zur Seite. Die drei jungen Männer diskutierten den Weltmarkt und interessierten sich sichtlich für nichts anderes.
    »Ich glaube – ich sollte kaltgestellt werden.«
    »Und warum, um Himmels willen?«
    »Weil ich die Pferde scheu gemacht habe. Im Trüben gefischt – du weißt schon.« Bremer wiegte skeptisch den Kopf.
    Karen sah in ihr Glas und schwenkte den Apfelwein, als ob es sich um einen Grand Cru handelte. Dann blickte sie auf.
    »Es gibt keine andere Erklärung. Und, Paul…« Jetzt schaute sie zur Seite. Der junge Mann neben ihr flüsterte in sein Handy.
    »Ich glaube, der Befehl kam von ganz oben.«
    »Meinst du den Kanzler? Oder gleich Gottvater?« Bremer lehnte sich zurück und guckte theatralisch in den Himmel.
    »Paul, verdammt…«
    »Warum sollte dich irgendeiner da oben oder da unten daran hindern, die Hintergründe des Todes einer Frankfurter Buchhändlerin aufzuklären?«
    »Ssssst«, machte Karen. »Das Werkzeug, verstehst du.« Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt.
    »Laut Verkaufswegfeststellung stammt es aus einer Akquise von 1978.«
    »Sag doch gleich, daß die Knarre geklaut war«, flüsterte Paul deutlich hörbar zurück.
    »Das LKA hat die Anfrage ans BKA weitergegeben. Und die haben für diese kleine Routineauskunft geschlagene vier Wochen gebraucht. Und mehr, verstehst du: mehr behaupten

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