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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Gras gelegt, die der Sonne besonders ausgesetzt waren, und ist dann weggefahren. Gebrannt hat es natürlich erst Tage oder Wochen später, als sich das Pulver entzündete. Mindestens ein Dutzend Waldbrände soll er auf diese Weise gelegt haben.«
    Alexa hätte fast gelacht. Genial, in der Tat – wenn die Geschichte stimmte. Die Südfranzosen hatten ihren eigenen Begriff von Wahrheit.
    Plötzlich strebte alles zur langen Mauer, die den Kirchplatz begrenzte und unter der es steil abwärts ging. Von hier aus hatte man den schönsten Blick im ganzen Dorf, wie sich das gehörte für den Platz vor dem Gotteshaus.
    »Verdammt«, hörte sie Crespin hinter sich sagen, der jetzt ebenfalls nach vorne drängte. Alexa ließ sich mittreiben.
    Alle sahen in die gleiche Richtung. Alexa konnte nichts erkennen. Dann zog Crespin sie heran.
    »Da!« sagte er wieder.
    Diesmal war es ganz nahe, vielleicht zwei Kilometer Luftlinie. Der rote Schein flackerte mitten im Bois de Peyrebelle, der Wildnis unterhalb von Beaulieu.
    »Wo sind unsere Leute?« rief Monsieur Durand.
    »Ausgerückt«, sagte Crespin hinter ihr. »Und jetzt könnten wir sie hier gebrauchen…«
    Alle starrten auf den flackernden roten Fleck dort unten. Alexa war sich nicht sicher, aber er schien größer zu werden.
    »Canadairs!« rief die dicke Sylvie und streckte den Arm nach oben. Jetzt hörte man das beruhigende Propellergeräusch – und dann enttäuschtes Murmeln, als die behäbigen Flugzeuge den nahen Brandherd rechts liegen ließen, um sich dem größeren am Horizont zu widmen.
    »Geh«, sagte Crespin und legte Alexa die Hände auf die Schultern. Sie war überrascht, wie zart die Berührung war. »Wir können nichts tun. Und dein Essen wird sonst kalt.« Er hatte ja recht, aber sie wäre lieber geblieben. Bei Katastrophen rücken die Menschen zusammen – und sie spürte plötzlich, wie sehr sie dazugehören wollte.
    Im Garten des Relais des Roses roch es nach Rosmarin und Lilien. Kein einziger Gast saß an den Tischen unter der von Wein und Geißblatt überwucherten Pergola, was Alexa wunderte, bis ihr einfiel, daß heute Ruhetag war und Catherine nur für sie kochte. Der dicke schwarzweiße Kater hockte auf einem Stuhl und schlug die Zähne in etwas, das wie ein Hühnerbein aussah. Das Tier zuckte noch nicht einmal mit dem Ohr, als es aus der Küche brüllte. »Sag das nochmal! Du… Fauler Sack! Imbécile! Ivrogne! «
    Alexa blieb wie angewurzelt stehen. Dann schob sich Catherines üppiges Hinterteil in die Türöffnung.
    »Glaub ja nicht, daß ich dir das durchgehen lasse, du verkommener Kerl!«
    Alexa hörte inständiges Murmeln, Emile schien zu versuchen, seine Frau zu besänftigen. Catherine hob den Arm. Sie holte mit dem Hühnerskelett, das sie in der Hand hielt, aus und warf es mit aller Kraft in die Richtung, in der Emile zu vermuten war. Dann griff sie blindlings neben sich, der Hühnerkarkasse folgten eine mit roten Rosen gefüllte Tischvase, ein Salzstreuer, ein Wasserglas. Alexa trat den Rückzug an. Sie war nicht das erste Mal Zeugin eines der Beziehungshöhepunkte im Hause Joly, zu denen es neuerdings immer öfter zu kommen schien.
    Emile war ein Mann, der den Lilien auf dem Felde glich – obwohl er weniger gut roch. Während seine Frau von morgens bis abends zu tun hatte, traf man Emile im Café, am Bouleplatz, im Café, beim Tennisspielen, im Café. Das mochte seinen Charme haben – jedenfalls an der Mehrzahl der Tage. »Gut, daß er mir aus dem Wege ist«, pflegte Catherine zärtlich zu sagen, wenn sie gute Laune hatte. Wenn nicht – Alexa hörte einen letzten erbitterten Schrei, dann war sie um die Ecke.
    Das bleibt mir jedenfalls erspart, dachte sie, ein Gedanke, der sie nicht richtig tröstete. Zumal Ben weder ein Saufbold noch ein Faulpelz war. Als sie sich eines Tages laut darüber wunderte, daß er nicht nur bereitwillig abwusch und putzte, sondern auch noch kochte, wenn sie ihn ließ, hatte er gelacht. »Ich bin halt so erzogen worden.«
    »Von deiner Mutter oder von deinem Vater?«
    »Können Frauen kochen?« Er hatte vor ihr gestanden, das Geschirrtuch in den Hosenbund gesteckt, und spöttisch gegrinst. Und dann hatte er das erste Mal ein bißchen mehr von sich erzählt.
    »Als Vater tot war, wollte meine Mutter nicht mehr leben.« Alexa stellte sich Tränen im abgedunkelten Zimmer vor, eine unaufgeräumte Wohnung, ungemachte Betten, leere Schnapsflaschen, gescheiterte Selbstmordversuche…
    Aber Ben hatte mit den Schultern gezuckt,

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