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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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geworden sein, denn die Frau am Nachbartisch klappte die Zeitschrift zu, legte sie auf den Stuhl neben sich und stand auf, den Rücken ihnen zugewandt.
    Karen starrte mit gerunzelten Augenbrauen der Doppelgängerin von Dorothea v. Plato hinterher, die ins Hotel zurückging. Sie schien nicht zu merken, daß auch Paul aufgestanden war. »Ich bin in einer halben Stunde wieder da«, sagte Bremer, der sich nicht wunderte, daß er keine Antwort bekam. Er drehte sich um und ging über den Platz hinweg hoch ins Dorf.
    Das Haus, in dem Philipp Persson gelebt hatte und gestorben war, war noch immer abgesperrt. Vor der Absperrung standen die Klatschbasen des Dorfes, überwiegend Männer, und erörterten die Lage.
    »Erst Ada und dann Philipp. Es ist eine Schande.«
    »Wer tut so was? Warum?« Die einzige Frau in der Runde, die Frau aus der Bäckerei, war den Tränen nahe. Neben ihr stand Loulou, der große Kerl mit der empfindsamen Seele, schaute zu Boden und stieß mit der Fußspitze nach einem eingetrockneten Hundehaufen.
    »Kopfschuß, sagt Boisset. Mit einer Pistole.« Der Mann vom Maison de la Presse blickte noch melancholischer als sonst.
    »Hat er noch gelebt?«
    »Nicht, als Crespin und der Deutsche ihn gefunden haben.«
    »Was hatte denn der da überhaupt zu suchen?« Das war François, Stammgast aus dem Café des Monsieur André.
    »Pschscht!« machte der Mann namens Marius, der Bremer längst gesehen hatte.
    »Aber warum? Und wer? Also die Vorstellung, daß in Beaulieu ein Mörder…« Die Bäckersfrau schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht ausgemacht, daß es ein Mord war, Adèle«, sagte die ruhige Stimme des alten Lucien Crespin, der hinzugetreten war und Paul zur Begrüßung freundlich zunickte.
    »Was denn dann?« Niemand sagte etwas. Aber man konnte auf den Gesichtern der Umstehenden die Antwort lesen. Mord war schon schlimm genug, aber Selbstmord, ohne daß einer der Nachbarn irgend etwas geahnt hätte, war auch nicht viel besser.
    Als ob man solche Vorstellungen bannen wollte, kippte das Gespräch um.
    »Also von Autos verstand Philipp was. Er hat mir einmal – ich weiß nicht, ob ihr euch noch an den Wagen erinnert, den ich von René Dubois gekauft habe, ihr wißt schon, die Flunder…«
    »Es gab nichts, was er nicht wußte. Als die Tochter von Boisset einen Computer brauchte, hat er…«
    »Im Judoclub, erinnert ihr euch…«
    »Zweimal hat er Victor Champetier aus der Patsche geholfen…«
    Nur Marius unterbrach das tugendhafte Spiel der guten Nachrede. »Sein Fimmel mit der klassischen Musik, voll aufgedreht, egal, ob es Mittagspause war oder Abend, also das konnte einem verdammt auf den Wecker gehen.«
    Bremer registrierte belustigt, wie einige es sich mit Mühe untersagten, zustimmend mit dem Kopf zu nicken.
    »Du willst doch wohl nicht behaupten, daß ihn einer deshalb…« Der junge Metzger hielt sich den ausgestreckten Zeigefinger an die Schläfe und machte »Paffff«. Diejenigen, die sich ob dieses Scherzes ein Grinsen nicht verkneifen konnten, guckten angemessen verlegen.
    Marius nahm Crespin ins Visier. »Du hast Philipp doch gefunden, Lucien. Was meinst du?«
    »Wenn es Mord war, müßte er sich doch gewehrt haben!« Der Mann vom Maison de la Presse hob die geballten Fäuste.
    »Wo lag die Pistole? In seiner Nähe?«
    »Philipp war ein hervorragender Schütze. Der hätte doch jeden, der ihm was wollte…«
    »Und wenn er den Mörder kannte?«
    Und wenn es eine Mörderin war? dachte Bremer. Er erinnerte sich gut, wie der Tote ausgesehen hatte, als sie ihn auf der Bahre vorbeitrugen. Es sah so aus, als ob Philipp Persson in den letzten Sekunden seines Lebens gelächelt hatte.
    »Vielleicht. Möglich ist alles«, sagte Crespin.
    »Aber das Zimmer sah völlig normal aus und Spuren eines Kampfs habe ich nicht gesehen. Ich tippe auf Selbstmord.« Er wandte sich um und ging das steile kopfsteingepflasterte Gäßchen hoch zur Oberstadt, wahrscheinlich, wie immer, ins Café.
    Bremer sah ihm nach. Selbstmord befriedigt die Sensationslust der Bevölkerung zwar am wenigsten – aber ansonsten war das die beste Lösung. Man fühlte sich zwar ein bißchen schuldig – »hat denn wirklich keiner etwas gemerkt?« –, aber man mußte weder seine Nachbarn verdächtigen noch sich vor einem der vielen »Fremden« fürchten. Und keiner würde sich mehr fragen, ob das Verschwinden der Alexa Senger nicht einen ganz und gar naheliegenden Grund hatte.

4
    E s konnte nicht mehr lange dauern.
    Dorothea legte den

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