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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Wand einnimmt und von einem kalten blauen Licht beleuchtet wird. Nur schemenhaft kann ich die Äste und Zweige erkennen, mit denen es ausgestattet ist. Ich bilde mir ein, eine große Schlange auf einem der Äste zu sehen, kann mich aber auch getäuscht haben. Erst als ich die gespaltene Zunge der Schlange in dem blauen Licht erkenne, weiß ich, dass diese Schlange absolut real ist. Die Fenster des Zimmers sind geschlossen und es ist ungewöhnlich heiß in dem Raum.
    „Also, was wollen Sie mir sagen?“
    Die Stimme von Isabelle Wagner klingt jetzt selbstsicher und nicht mehr zittrig. Das Terrarium in ihrem Rücken gibt ihr Sicherheit, das merkt man deutlich.
    „Es gibt keinen Talvin Singh und natürlich auch keinen Mord. Ich habe alles nur erfunden!“, platze ich heraus. „Schon vor fünf Jahren habe ich eine ähnliche Geschichte erfunden und jetzt wieder.“ Tief atme ich die heiße, abgestandene Luft ein, finde trotzdem keine Erleichterung.
    „Es tut mir leid, Sie da hineingezogen zu haben! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um zu verhindern, dass Sie Ärger bekommen!“
    Der Schweiß tropft mir von der Stirn und ich ziehe die schwere Lederjacke aus, ohne auf die Schweißflecken zu achten, die sich bereits unter den Achseln auf meinem hellen T-Shirt abzeichnen.
    „Wieso sagen Sie das?“, fragt Isabelle Wagner und hebt die Stimme. „Den Ärger habe ich schon! Das können Sie jetzt nicht schönreden! Aber das ist schließlich mein Problem!“
    Wütend nestelt sie an ihrem dünnen Zopf herum.
    „Noch vor einigen Tagen wollten Sie vehement die Existenz eines Liebhabers beweisen. Wieso diese Kehrtwendung? Setzt man Sie unter Druck?“
    „Natürlich nicht, so ein Unsinn. Ich bin krank! Ich bin in psychiatrischer Behandlung und leide unter Wahnvorstellungen. Ich lasse mich auch wieder in eine Klinik einweisen! Überhaupt muss ich mich zusammenreißen, denn der Wahlkampf meines Mannes kommt in die entscheidende Phase! Da darf ich ihm auf gar keinen Fall Schwierigkeiten machen!“
    Ich hole tief Luft und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn. Es wird immer heißer. Ich spüre, wie der Schweiß entlang der schmalen Rinne meines Rückgrads nach unten läuft, sich dort sammelt und auch meine Jeans völlig durchnässt. „Können wir ein Fenster öffnen?“, schnaufe ich. „Ich brauche etwas frische Luft!“
    „Das geht nicht!“ Isabelle Wagner schüttelt den Kopf und macht keinerlei Anstalten sich zu erheben. „Mein Mitbewohner braucht seine konstante Wärme.“
    Nicht zu fassen, Isabelle Wagner sagt „Mitbewohner“ zu ihrer Schlange. Im Terrarium hinter Isabelle regt sich ein Schatten. Auch Isabelle hat es bemerkt und ihre Aufmerksamkeit verlagert sich jetzt von mir zu ihrem schattenhaften Mitbewohner in dem riesigen Terrarium.
    „Kaa hat Hunger!“, sagt sie erklärend, als sie aufsteht und in der Kochnische verschwindet. Schon wenige Augenblicke später kommt sie zurück und ich traue meinen Augen nicht. Zwischen ihren Fingern hält sie eine kleine zappelnde weiße Maus am Schwanz und schwenkt sie in der Luft.
    „Eine gibt’s morgens, ehe ich zum Dienst gehe und eine abends, wenn ich zurückkomme!“, sagt Isabelle Wagner mit einem beinahe fröhlichen Unterton in der Stimme.
    „Aber Sie können der Schlange doch keine lebendige Maus geben!“, werfe ich ein und muss vor Ekel schlucken.
    „Warum nicht? Mäuse sind die ideale Nahrung für Schlangen. Ist doch nichts dabei!“
    Während Isabelle das sagt, hat sie auch schon oben auf dem Terrarium eine Klappe geöffnet und ihre Hand mit der Maus hineingesteckt. Animierend schwenkt sie die Maus hin und her, wartet. Plötzlich schießt die Schlange blitzschnell auf die zappelnde Maus zu und schluckt sie in Sekundenschnelle. Mehr kann ich nicht sehen, denn Isabelle Wagner verdeckt mir die Sicht. Als sie sich umdreht, bemerkt sie meine schockierte Miene und taxiert mich von oben bis unten mit einem mitleidigen Blick.
    „Das finden Sie also ekelhaft, Adriana See?“ Langsam kommt sie auf mich zu, bleibt vor dem Sofa stehen, auf dem ich sitze und sieht zu mir hinunter. „Sie haben Mitleid mit einer weißen Maus, die einer schönen Schlange als Nahrungsquelle dient? Und was ist mit mir? Habe ich Ihnen auch leid getan, als Sie mir ihre Lügengeschichte aufgetischt haben?“
    Seit Isabelle Wagner die Schlange berührt hat, ist eine Veränderung durch ihren Körper gegangen. Sie ist plötzlich wesentlich selbstbewusster, ihr zusammengesunkener

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