Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
Die schon benutzen Lochkarten konnten nicht noch einmal gebraucht werden. Lochkarten in diesem Zustand konnten nicht mehr benutzt werden, man warf sie fort. Ins Meer, in eine Grube, die anschließend mit Erde bedeckt wurde, und bei vielen weiß man nicht, was mit ihnen geschah. Die Leute verschwanden wie in einem Papierkorb.
Der Feind ist munter wie ein Fisch im Wasser? Nun, dann schütten Sie doch das Wasser aus! Und um das Maß vollzumachen, lassen Sie uns den Boden mit Nägeln spicken, an die Strom angeschlossen wurde. Die Fische gingen zugrunde, die Schlacht war gewonnen, das Trümmerfeld blieb in unserem Besitz. Wir hatten dank der systematischen Anwendung des Prinzips der Datenverarbeitung gewonnen; und alles andere war verloren. Wir blieben die Herren einer verwüsteten, fast menschenleeren Stadt, die von den Gespenstern der durch elektrischen Strom getöteten Menschen heimgesucht wurde, einer Stadt, in der nur noch Hass, furchtbarer Schmerz und allgemeine Angst herrschten. Die Lösung, die wir gefunden hatten, war typisch für den französischen Erfindungsgeist. Die Generäle Salan und Massu wandten buchstäblich die Prinzipien der genialen Dummheit von Flauberts Romanhelden Bouvard und Pécuchet an: Listen anfertigen, alles mit Vernunft angehen, Katastrophen herbeiführen.
Wir würden Mühe haben, weiterhin gemeinsam zu leben.
Ach, nun geht das schon wieder los!
Es geht schon wieder los! Er hat es gesagt, ich habe gehört, wie er es gesagt hat; er hat es mit denselben Worten, mit demselben Ausdruck, im selben Ton gesagt. Ach, nun geht das schon wieder los! Die koloniale Fäulnis steckt uns an, nagt an uns, kommt wieder an die Oberfläche. Schon seit jeher folgt sie uns im Geheimen, sie bewegt sich voran, ohne dass man sie sieht, so wie die Abwasserkanäle unter den Straßen verlaufen, stets verborgen, aber stets präsent, und bei einer Hitzewelle fragt man sich, woher dieser Gestank kommt.
Er hat es gesagt, ich habe gehört, wie er es gesagt hat, mit denselben Worten.
Ich kaufte mir eine Zeitung. Der Typ, bei dem ich sie kaufte, war ein unangenehmer Kerl. Ich führe das nicht im Einzelnen aus, aber ich wusste es sofort aufgrund eines unmittelbaren Eindrucks aller Sinne. Er war von einem Geruch umgeben, der eine Mischung aus guten Zigarren und Aftershave-Duft war. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er schlaff, mit schütterem Haar und mit einem im Mundwinkel hängenden Zigarillo hinter einem Ladentisch gestanden hätte, unter dem er einen Ochsenziemer versteckte. Aber dieser Zeitungs- und Tabakwarenhändler kaschierte seine Glatze durch einen kahl rasierten Schädel und rauchte eine lange Zigarre, die bestimmt von guter Qualität war. Er verkündete, er besitze einen großen Humidor mit geregelter Luftfeuchtigkeit, war vermutlich passionierter Zigarrenraucher, kannte sich mit Zigarren aus und wusste sie zu schätzen. Ich hätte auf sein Oberhemd neidisch sein können, es stand ihm ausgezeichnet. Er war etwa im selben Alter wie ich, hatte keine schlaffen Züge und besaß gerade die nötige Körperfülle für eine gute Bodenhaftung. Er versteckte seine Rundungen nicht, hatte schöne Haut und ein ruhiges Selbstbewusstsein. Von seiner Frau, die hinter der zweiten Kasse stand, ging eine geschäftstüchtige, aber charmante erotische Ausstrahlung aus. Er hatte die Zigarre zwischen die Zähne geklemmt und schwadronierte.
»Es ist zum Totlachen.«
Er hatte eine aufgeschlagene Zeitung vor sich liegen und kommentierte das Tagesgeschehen; er las eine angesehene Tageszeitung, kein Boulevardblatt. Selbst Karikaturen bieten inzwischen keinen sicheren Schutz mehr vor gewissen Leuten. Dreißig Jahre von auf das tägliche Leben angewandter Kommunikationsstrategie haben bewirkt, dass ein jeder sein Auftreten verbessert hat, man verrät nicht mehr so leicht, was man denkt. Man muss schon kleine Anzeichen suchen, um herauszufinden, mit wem man es zu tun hat; oder aber gut zuhören. Alles überträgt sich über die Musik, alles wird über die Sprachstruktur vermittelt.
»Es ist zum Totlachen, jetzt kommen sie uns mit anonymen Lebensläufen.«
Denn vor kurzem kam der Gedanke auf, bei einer schriftlichen Bewerbung den Namen des Bewerbers nicht mehr zu nennen. Es wurde der Vorschlag gemacht, die Namensnennung auf dem Lebenslauf zu verbieten. Es wurde angeregt, blind zu diskutieren, ohne jemals den Namen zu nennen. Das Ziel bestand darin, den Zugang zum Arbeitsmarkt zu rationalisieren, denn die Klangfarbe der Namen kann sich
Weitere Kostenlose Bücher