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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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kannte. Und dann meldete sich auch die eines Mannes, die noch etwas energischer und lauter forderte:
    “ Hallo, Herr Kessler! Bitte aufmachen!”
    Er drehte den Schlüssel und öffnete die Tür und schaute in das Gesicht Evas, das vor Sorge und Ärger verzerrt war.
    “ Großer Gott, was ist denn los mit dir? Was machst du denn? Was soll das alles?”, brach es aus ihr hervor. Kurowski von gegenüber, der neben ihr stand, fragte, ob er sonst noch irgendwie helfen könne, aber sie schüttelte den Kopf und er zog sich zurück.
    “ Verdammt, nun sag doch etwas! Was ist mit dir?”, fuhr sie aufgebracht fort, drängte sich herein und schlug die Tür zu. “Du bist telefonisch nicht zu erreichen, hast hier alles verdunkelt, dein Auto steht nicht vor der Tür – und, und...wie du aussiehst...wie du riechst...! Was ist denn da mit deiner Hand? Hattest du einen Unfall? Los, nun sag doch schon.”
    “ Ach, Eva”, erwiderte er müde und krächzend, “nun reg dich mal nicht auf. Ich werde dir das alles erklären.”
    “ Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, ganz schreckliche Sorgen, und heute habe ich es dann einfach nicht mehr ausgehalten. Ich habe sogar meine Arbeit liegenlassen”, sagte sie, jetzt mit bebender Stimme, die nahe am Rande eines Tränenausbruchs zu balancieren schien, während sie durch die Zimmer eilte und überall die Jalousien hochzog und die Fenster aufriss.
    Sie entdeckte die Blutstropfen auf dem Küchenboden und die Flaschen auf dem Wohnzimmertisch und schlug die Hände vors Gesicht.
    “ Wieso hast du dich derartig betrunken? Wieso hast du denn überhaupt getrunken? Und was hast du sonst noch gemacht? Weshalb verkriechst du dich hier? Bitte, Robert, jetzt sag doch endlich was! Soll ich einen Arzt rufen? Womöglich hast du eine richtige Alkoholvergiftung!”
    “ Hör auf damit, ja? Koch uns lieber einen Kaffee. Ich werde in der Zeit mal kurz unter die Dusche gehen”, sagte er.
    Im Badezimmer schälte er sich aus seinen verschwitzten, verschmutzten Kleidern, ließ abwechselnd heißes und kaltes Wasser über seinen Körper rinnen und rubbelte ihn ab. Er klebte ein frisches Pflaster auf seine Hand. Als er beim Rasieren in den Spiegel sah, zuckte er leicht zurück beim Anblick des bleichen Gesichts mit dunklen Ringen unter den Augen. Mit einem Handtuch um die Hüften ging er ins Schlafzimmer, zog sich Jeans und ein helles Polohemd an und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Eva hatte inzwischen seine Hinterlassenschaften beseitigt, den Tisch gesäubert und ein Tablett mit Kaffee, Wasser und etwas Toast hingestellt. Sie blickte ihn erwartungsvoll und ängstlich an.
    “ Ja, ich habe Mist gebaut, zum ersten Mal nach all den Jahren. Und frag mich jetzt bitte nicht, wieso und weshalb. Ich weiß es nämlich selbst nicht so genau. Es war, nun ja, einfach ein Rückfall”, sagte er. Von dem Wasser nahm er viel, von dem Kaffee ein paar Schluck. Er fühlte sich völlig leer, aber nicht schlecht und, vor allem, nahezu nüchtern. Aber es war keine gute, ehrliche Nüchternheit, wie sie manchmal nach einem wirklich fundamentalen Absturz mit seinen irgendwie auch reinigenden Effekten entstehen kann. Nur ganz schwach riet ihm eine innere Stimme, nun endlich diese Gelegenheit zu nutzen, um reinen Tisch zu machen – viel zu schwach. Er blieb bei seiner Linie.
    “ Und das kam einfach so über dich?“, wollte Eva wissen. „Ohne irgendeinen Anlass? Robert, bitte, das kannst du mir doch nicht erzählen. Ich meine, du hast in den Jahren, seit wir uns kennen, nie einen Tropfen angerührt. Oder hast du es etwa doch, heimlich? Nein, das kann und will ich mir nicht vorstellen.”
    “ Nein, nie. Es ist so. Ich schwöre es dir.”
    “ Und weshalb hast du es jetzt getan? Es muss doch einen Grund dafür gegeben haben. Du hast in letzter Zeit auf mich mehr als ein Mal einen etwas, nun ja, merkwürdigen Eindruck gemacht. Ich habe mich dauernd gefragt, was eigentlich mit dir los ist. Du hast irgendwas, irgendwas ist mit dir, mach mir doch nichts vor. Nur, Robert, warum willst du nicht mit mir darüber reden? Hast du denn kein Vertrauen zu mir? Ich glaube, du brauchst Hilfe. Wo ist übrigens dein Auto? Und was hast du da mit deiner Hand gemacht?”
    “ Ich bin mit dem Korkenzieher abgerutscht, es ist nicht der Rede wert. Und der Alfa hat leider seinen Geist aufgegeben. Ich wollte nur ein bisschen losfahren.”
    “ Losfahren? Aber wohin denn, um Gottes willen? Ich habe gesehen, dass deine gepackte Reisetasche dort steht, was

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