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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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Gallenbitterkeit, die in ihm hochstieg, förmlich auf der Zunge zu spüren. Nun, dagegen gab es bekanntlich immer noch ein altbekanntes, bewährtes, oft genug erprobtes Mittel. Und was, zum Teufel, sprach eigentlich dagegen, es endlich wieder einmal anzuwenden?

18.
    Als er wieder zu sich kam, war er von Dunkelheit umgeben und von einer Stille, die durch nichts gestört wurde als durch das Geräusch seines eigenen Atmens. Er versuchte herauszufinden, wo er sich befand, und tastete um sich herum, wobei er bald zu der Überzeugung gelangte, dass er auf der Couch im Wohnzimmer lag. Das hieß, dass sich irgendwo in der Nähe die Schnur der Stehlampe mit dem Schalter befinden musste, und er begann auch danach zu tasten und schaffte es sogar im ersten Versuch, ihn zu drücken. Die plötzliche Helligkeit stach ihm in die Augen.
    Auf dem Tisch vor ihm standen die Cognacflasche, nahezu leer, sowie ein Glas mit einem Rest der braungoldenen Flüssigkeit; alles andere davon befand sich demzufolge in seinem Körper, und entsprechend fühlte er sich. Doch er hatte sich schon wesentlich schlechter gefühlt. Zwar war da ein leichter, pochender Kopfschmerz, aber sein Verstand schien normal zu funktionieren. Erfreulich war außerdem, dass ihm kein ernsthaftes Problem einfiel, mit dem er sich hätte beschäftigen müssen.
    Er schaute auf die Uhr, stellte fest, dass es kurz vor vier war und folgerte daraus völlig logisch, dass es Nacht sein musste, da durch die Ritzen in den Rollläden fast kein Licht fiel. Ebenso folgerichtig kam ihm sein Wunsch vor, etwas Kühles zu trinken, um das trockene Brennen in der Kehle zu bekämpfen, und vielleicht irgendetwas Salziges zu essen. Also stand er auf und bewegte sich vorsichtig in Richtung der Küche. Auch das gelang ihm einigermaßen, obschon er einige Male an Möbeln und Wänden anstieß und sich hier und da festhalten musste, weil die Wohnung um ihn herum ein wenig zu schwanken schien.
    Im Kühlschrank entdeckte er ein Glas Gurken, von denen er sich einige nacheinander in den Mund schob, sowie ein Stücke Käse, von dem er ein paarmal abbiss, und dann die zwei Flaschen Weißwein. Er musste kurz nachdenken, woher sie stammten, verdrängte aber die Einzelheiten und Zusammenhänge sofort wieder und genoss die Genugtuung darüber, dass sie da waren. Das Dumme war allerdings, dass sie so schwierig zu öffnen waren. Einmal rutschte er mit dem Korkenzieher ab. Die Wunde in seinem linken Handballen blutete so heftig, dass er extra ins Bad gehen und sich ein Pflaster holen musste und dann noch ein zweites, weil das erste durchtränkt war.
    Er trank direkt aus der Flasche und setzte sie erst ab, als sie zu Dreivierteln leer war. Als Durstlöscher erfüllte der Wein zweifellos seinen Zweck, aber ansonsten erschien er ihm doch eher enttäuschend. Dann fiel ihm der Gin ein, und er nahm die Flasche mit ins Wohnzimmer. Gin würde sich hervorragend eignen, um noch ein paar Stunden Schlaf zu finden, denn es gab schließlich nicht den geringsten Grund, jetzt, um diese Zeit, auf den Beinen zu bleiben.
    Als er das nächste Mal zur Besinnung kam, geschah das gegen seinen Willen und aufgrund fremder Einwirkung. Was er zunächst als dieses notorische Pochen gegen das Innere seiner Schädeldecke missdeutet hatte, das er schon oft genug erlebt und erlitten hatte, erwies sich mit zunehmender Dauer als ein akustisches Phänomen, das seinen Ursprung offenbar außerhalb seines Körpers hatte, und zwar relativ weit davon entfernt. Er musste sich eine zeitlang konzentrieren, bis er dahinter gekommen war, woher das Hämmern stammte. Es kam von der Wohnungstür.
    Durch die Jalousienspalten drang jetzt ausreichend Licht, um auf die Stehlampe verzichten zu können. Die Uhr zeigte kurz nach sechs, und da die Ginflasche mehr als zur Hälfte geleert und er sich zwar verkatert, aber zugleich auch auf eine etwas wattige Art ausgeschlafen fühlte, sprach alles für die Annahme, dass es früher Abend war. Aber es kostete ihn dennoch einige Überwindung, aufzustehen und zur Tür zu gehen. Je näher er kam, desto lauter klang das Hämmern, und als er unmittelbar davor stand, hörte er außer diesem Geräusch, das offenbar daher rührte, dass jemand mit der Faust immer wieder gegen die Tür schlug, noch eine Stimme.
    “ Mensch, verdammt, Robert, nun mach doch endlich auf!”, sagte die Stimme. “Was soll denn das? Weshalb verbarrikadierst du dich? Mach doch auf, verdammt noch mal!”
    Es war eine weibliche Stimme, die er nur zu gut

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