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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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sie sich mit ihrem Naturhaar, zusammengebunden zu einem Pferdeschwanz. In die Öffentlichkeit begab sie sich nur noch in »perfekter Rüstung«.
    Unterdessen spürten Freundinnen und Bekannte massive Änderungen im Verhalten Hannelore Kohls. An abgedunkelte Räume und nächtliche Spaziergänge hatten sie sich längst gewöhnt. Und auch daran, dass sich die Freundin mit einem speziellen Schirm vor Lichteinstrahlung schützte, der aus einem speziellen Stoff extra angefertigt worden war. Auch dass zu stark riechende Blumen bei ihr Schmerzen verursachten, war Eingeweihten lange Zeit bekannt. In den letzten Jahren vor ihrem Tod gab es im privaten Teil des Kanzlerbungalows nur noch selten Blumen und wenn überhaupt nur solche, die geruchlos waren. Das Personal in Bonn und Ludwigshafen war darauf getrimmt. Im Bungalow standen in den abgedunkelten Räumen nur noch wenige Pflanzen, die kaum Licht benötigen, wie etwa ein Gummibaum. Ein sichtbares Zeichen und geradezu symbolisch, dass selbst das bisschen Natur in ihrem Haus langsam weichen musste.
    Immer häufiger musste Hannelore nun auch die nächtlichen Spaziergänge abbrechen, weil sie plötzlich von Schmerzattacken heimgesucht wurde. Zuletzt verursachten ihr sogar angebliche Strahlungen vom Fernsehapparat derartige Schmerzen, dass sie das Gerät abschalten musste. Nicht mehr fernsehen zu können, bedeutete für sie einen weiteren großen Verlust an Lebensqualität. Hinzu kam, dass ihr Medikamentenkonsum neue Ausmaße erreichte. Allein wegen ihrer über Jahrzehnte andauernden Rückenschmerzen nahm sie Medikamente in großen Mengen ein. Einer fachlich kompetenten, lebenserfahrenen und ihr absolut zugeneigten Apothekerin gelang es nach Sichtung ihres Medikamenten-Depots nicht, Hannelore wenigstens von der Einnahme einiger mutmaßlich überflüssigen Pharmazeutika abzubringen. Alles deutete auf eine Abhängigkeit hin – aber eine entsprechende Entziehung kam für sie niemals infrage, zu groß war die Angst, ihre zunehmende Tablettensucht könnte an die Öffentlichkeit gelangen.
    Auffallend in den letzten anderthalb Jahren vor ihrem Tod war für die Freundinnen auch Hannelores Verhalten am Telefon. Während sie sich zuvor immer mit »Frau Kohl« gemeldet hatte, verzichtete sie nun auf die Namensnennung und bat von einem auf den anderen Tag auch ihre Gesprächspartner, sie nicht mehr mit Namen anzusprechen. Noch nicht einmal mit ihrem Vornamen. Auf dem Höhepunkt der Spendenaffäre fühlte sie sich zutiefst verunsichert, geradezu verfolgt und glaubte, ständig abgehört zu werden. Ob sie damals tatsächlich temporär an Verfolgungswahn litt, vermag ich nicht zu beurteilen. Selbst in ihrer geliebten Privatklinik am Tegernsee wurde das gesamte Personal von der Putzfrau bis zu den leitenden Ärzten vergattert, niemandem von ihrer Anwesenheit zu erzählen. Und wenn sie wirklich einmal erkannt und als Hannelore Kohl angesprochen wurde, leugnete sie, die Frau des einstigen Kanzlers zu sein. Sie verwies scherzhaft auf mögliche Ähnlichkeiten mit der ehemaligen Kanzlergattin, verneinte aber ihre wahre Identität.
    Irritierend war für die meisten ihrer Freundinnen auch, dass sie nicht nur am Ende eines jeden Telefonats fragte: »Hast Du mich noch lieb?« Immer und immer wieder. Hannelore muss unglaublich verletzt gewesen sein und brauchte dringend das Gefühl, geliebt zu werden.
    * * *
    Wer auch immer im Sommer 2000 gebeten wurde, Hannelore medizinisch zu begleiten und zu beraten, fand sehr schnell heraus, dass vor allem die Folgen der Spendenaffäre ihres Mannes die schweren Symptome und Beschwerden hervorriefen. Je gravierender die gegen Helmut Kohl erhobenen Vorwürfe waren, desto dramatischer wurde das Krankheitsbild. Dass Hannelore Kohl 1993 tatsächlich wegen eines Medikaments einen schweren anaphylaktischen Schock erlitten hatte, der tödlich hätte verlaufen können, wurde von niemandem bezweifelt. Das erkläre, so die Meinung mancher Mediziner, aber nicht die späteren Beschwerden, die keinesfalls als Reaktionen auf diesen Vorfall gewertet werden könnten. Diese Ärzte waren überzeugt, dass Hannelore keine Lichtallergie hatte. Lichtindizierte Erkrankungen, zumal, wenn sie so schwer verlaufen, wie von Hannelore dargestellt, können relativ gut nachgewiesen werden. Wenn man gegen Licht allergisch ist, treten bestimmte Stoffwechselstörungen auf. In Laboruntersuchungen konnten diese offenbar nicht nachgewiesen werden. Hinzu kommt, dass nach Meinung von Dermatologen solche

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