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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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Angestellte ihre erste Festanstellung an. Mit einem monatlichen Salär von 250 Mark war für damalige Verhältnisse ein bescheidenes Auskommen gesichert. Unterdessen war es Hannelores Mutter tatsächlich gelungen, bei einem Ludwigshafener Chemieunternehmen als Sekretärin unterzukommen. Mit Hannelores Hilfe hatte sie sich zu Hause monatelang vorbereitet und geübt.
    * * *
    Mit dem Tod des Vaters, dem Studienabbruch, der Jobsuche und dem Umzug nach Ludwigshafen musste die knapp Zwanzigjährige erst einmal zurechtkommen. In dieser äußerst schwierigen Lebensphase stand ihr ein Mensch zur Seite, den sie mit 15 Jahren kennen gelernt hatte: Helmut Kohl. Der robuste Pfälzer war ihr eine wichtige Stütze, ohne die sie die Schicksalsschläge kaum verkraftet hätte. Den drei Jahre älteren Ludwigshafener hatte die Gymnasiastin bei einem Tanztee im Jahr 1948 kennen gelernt. Kohls Jungenklasse hatte die Schülerinnen des Ludwigshafener Mädchengymnasiums zu einer Fete ins Gasthaus zum Weinberg im Friesenheim eingeladen. Aus dieser ersten Zufallsbegegnung kurz nach der Währungsreform hatte sich eine Freundschaft entwickelt, die von Jahr zu Jahr tragfähiger geworden war. In jenem fünften Jahr ihrer Bekanntschaft erwies sich Helmut Kohl als verlässlicher Freund, der in der Stunde großer persönlicher Not, in der Zeit des Schmerzes über den Verlust des geliebten Vaters, hohe Sensibilität für die Freundin zeigte und half, die tiefe Verzweiflung zu lindern.
    Helmut Kohl war am 3. April 1930 in Ludwigshafen als jüngstes von drei Kindern zur Welt gekommen. Seine Mutter Cäcilie, das zweite von vier Kindern, wurde am 18. November 1890 geboren. Die Lehrertochter besuchte ein Mädchenpensionat und lernte bei Nonnen Hauswirtschaft, Sticken und Nähen. Sie starb 1979.
    Kohls Vater, ein Finanzbeamter, stammte aus einer Bauernfamilie im Unterfränkischen. Als ältester Sohn von insgesamt 13 Kindern kam er am 6. Januar 1887 zur Welt. Hans Kohl wurde wie seine Frau Cäcilie 88 Jahre alt und starb am 20. Oktober 1975.
    Bis zum Kriegsbeginn verbrachte Helmut Kohl im Friesenheimer Eigenheim eine unbeschwerte Kindheit. Nach vierjähriger Volksschulzeit besuchte er die Oberrealschule in der Ludwigshafener Leuschnerstraße und wurde Pimpf im »Deutschen Jungvolk in der HJ«. Seine liberal-katholische Erziehung sowie die kritische Einstellung seiner Eltern zum Nationalsozialismus ließen ihn allerdings auf gesunde Distanz zur Hitler-Jugend gehen. Er erlebte die Bombardierung seiner Geburtsstadt Ludwigshafen und wurde zum Bergen von Toten und zu Aufräumungsarbeiten in der zerstörten Stadt herangezogen. Für den damals Fünfzehnjährigen, der nie zuvor mit dem Tod konfrontiert gewesen war, eine schockierende Erfahrung. Noch Anfang April 1945 wurde er in einem Berchtesgadener Wehrertüchtigungslager vereidigt und sollte zum Flakhelfer ausgebildet werden.
    Wie die meisten Schüler in dieser Zeit erlebte auch Helmut Kohl während des Krieges ständigen Unterrichtsausfall. Als der Krieg zu Ende war, begann der Schulbetrieb erst Monate später. Die Schüler des Geburtsjahrgangs 1930 hatten zu diesem Zeitpunkt durchweg zwei Jahre verloren. Allerdings war diese Generation durch Krieg und Bombennächte reifer geworden als die folgenden Generationen. Der Friesenheimer engagierte sich stark als Klassensprecher, war anerkannt, ohne Primus zu sein. Beim französischen Zentralabitur mit recht hohem Schwierigkeitsgrad hatte er viel Glück. Mit einer glatten Sechs in der Mathematik-Abiturarbeit stellte er einen Rekord auf: Es war die schlechteste Mathematiknote in ganz Rheinland-Pfalz. Dank einer Spitzenleistung mit der Note Sehr gut in Deutsch konnte er ausgleichen und schaffte im Juli 1950 ein mittelmäßiges Abitur.
    Seit Anfang Juli 1946 gab es einen Kreisverband der CDU Ludwigshafen, den Helmuts Vater Hans mitbegründet hatte. Für den politisch stark interessierten Jugendlichen kam der Impuls, im Dezember 1946 in die CDU einzutreten, aus dem Elternhaus. Als jüngstes Parteimitglied sammelte Helmut erste praktische Erfahrungen im Landtagswahlkampf 1947. »Helle«, wie der Gymnasiast genannt wurde, machte sich als Plakatkleber nützlich und lernte hautnah die Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der CDU und der SPD kennen. Besonders fasziniert war er von Johannes Fink, einem Priester der Arbeiter und kleinen Leute und volkstümlichen Redner. Im katholischen Pfarrhaus von Limburgerhof nahm Kohl seit 1947 regelmäßig an wöchentlichen Treffen

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