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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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an emotionaler Resonanz total gefehlt. Von einem Einfluss auf seine Söhne könne also keine Rede sein.
    Erst als die Kinder schulpflichtig wurden, nahm der Vater Einfluss – auf eine indirekte Art, die seiner Rolle in der Politik geschuldet war, und die über die gesamte Schul- und Bundeswehrzeit der Söhne anhielt. Dieser indirekte Einfluss des prominenten Vaters zeigte sich in Animositäten gegen die Söhne, in übler Nachrede, ständigem Mobbing und Hänseleien bis hin zu Schlägereien. Der Fakt, ein »Sohn von Kohl« zu sein, war für Walter und Peter eher Fluch als Segen. Das Ludwigshafener Pflaster entpuppte sich für die Kohl-Söhne als eine einzige Katastrophe und gehörte zu den übelsten Erfahrungen während ihrer Kindheit und Jugend. Am wenigsten bekam der Vater mit, wie sehr die Kinder seinetwegen litten. Die größte Belastung musste Hannelore ertragen. Die Anfeindungen der Mitschüler und die Unverfrorenheit, die manche Lehrer den Kindern gegenüber an den Tag legten, schmerzten sie extrem. Ohnmächtig musste sie mit ansehen, wie ihre Kinder wegen der politischen Rolle des Vaters stigmatisiert wurden. Die Buben selbst konnten sich noch nicht erklären, warum das Amt des Vaters sie zu Opfern werden ließ. Im Rückblick erzählte Hannelore Kohl, dass die Jugendjahre ihrer Söhne in Ludwigshafen zur schlimmsten Zeit ihrer Ehe gehörten. Sie endete erst, als die Kinder zum Studium ins Ausland gingen.
    In dieser aufgeladenen Atmosphäre war Hannelore bemüht, wenigstens einen gewissen Grad an Normalität im Familienleben zu wahren. Mit aller Macht wollte sie das Bild einer normalen Familie nach innen und nach außen aufrechterhalten. Sie wollte lange nicht wahrhaben, dass ihre Kinder wegen der Rolle des Vaters Nachteile haben könnten, gar zu Opfer würden. Rückblickend zeugt es von großer Naivität, dass sie glaubte, die Söhne von all dem fernhalten zu können. Da sie selbst so oft die Nase rümpfte über Machtkämpfe in der Partei, über Intrigen und Intriganten, denen sie während der politischen Karriere ihres Mannes immer wieder begegnete, übertrug sie ihre eigenen Antipathien hinsichtlich des Politikbetriebs unbewusst auf die heranwachsenden Söhne. Hannelore versäumte es, ihren Söhnen kindgerecht in einem frühen Stadium den Beruf des Vaters zu erklären und um Verständnis für die Abwesenheit und Kommunikationsdefizite ihres Mannes zu werben. Die unpolitische Mutter unternahm große Anstrengungen, Walter und Peter von allem Politischen fernzuhalten und erklärte deshalb nicht, was dringend erklärungsbedürftig gewesen wäre. Damit erwies sie nicht nur den Kindern einen Bärendienst. Wer sich während der Zeit von Helmut Kohls Kanzlerschaft mit den Söhnen etwa über die Bedeutung von Parteien für die Stabilität der Demokratie unterhalten wollte, stieß auf Unkenntnis, Unverständnis oder gar Ablehnung. Was Außenstehende irritieren mochte, war für den Vater eine bittere Enttäuschung. Gleichaltrige aus der Jungen Union oder dem »Ring Christlich Demokratischer Studenten« (RCDS) verfügten über mehr politischen Sachverstand als die eigenen Söhne. Deren Einstellung und Bewertung politischer Vorgänge waren für Helmut Kohl derart unverständlich, dass er politische Diskussionen mit den Söhnen über viele Jahre mied. Dabei galt gerade er bei den Jugendorganisationen der Unionsparteien als beliebtester Gesprächspartner. Kohl war Kult. Zu Hause allerdings ging er auf Distanz zu den Kindern, zu denen ihm nicht nur mangels politischem Sachverstand schlicht der engere Bezug fehlte.
    Hannelore versuchte auszugleichen, wo immer es ging und bemühte sich, auch in Phasen hohen Drucks an ihren Erziehungsmaximen festzuhalten. Das, was ihr selbst von Kindesbeinen antrainiert worden war, hielt sie auch für ihre Söhne für angemessen. Als Mutter und Ehefrau hatte sie sich Ziele gesteckt, die dem Zeitgeist der Fünfziger- und Sechzigerjahre entsprachen. Es gehörte zu ihrem Selbstverständnis, ihrem Mann zu dienen, sich seinen Bedürfnissen zu unterwerfen. Selbstbestimmung, wie sie heute alltäglich ist, kannte sie nicht und überließ dem übermächtigen Mann und Vater ihrer Kinder die Deutungshoheit darüber, wie ein glückliches Ehepaar mit einer intakten Familie auszusehen habe. Eigene Wünsche stellte sie zurück und vermisste zu keiner Zeit ein Mehr an Emanzipation. Ihr Platz war zu Hause, am Herd und im Kinderzimmer, in der Arbeit für Mann und Kinder sah sie ihren Lebensweg – den einzig

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