Die Frau an Seiner Seite
Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld sind diesen bis heute unvergesslich und Zeichen menschlicher Größe.
Kapitel 7
SYMPATHIETRÄGERIN
Die Bilanz der ersten Legislaturperiode fiel aus der Sicht des amtierenden Kanzlers durchaus positiv aus. Die Preise waren stabil, die Wirtschaft wuchs, die Realeinkommen stiegen und die Zahl der Beschäftigten nahm zu. In Kohls Memoiren wird belegt, dass rund 600 000 Arbeitsplätze neu geschaffen wurden und die Zahl der Kurzarbeiter drastisch abnahm. Dennoch sparten Kohls Herausforderer Johannes Rau und seine SPD nicht an Kritik. Der Wahlkampf war geprägt von Themen wie den explodierenden Kosten im Gesundheitswesen und sozialer Gerechtigkeit. Während Anfang Januar 1987 weite Teile der Bevölkerung bei Umfragen für eine Abwahl der Regierung Kohl plädierten, gelang es dem engagierten Wahlkämpfer, auf der Zielgeraden seine Anhänger zu mobilisieren. Auch diesmal unterstützte die Kanzlergattin die Bemühungen ihres Mannes. Vor allem durch ihr soziales Engagement brachte sie den Unionsparteien viel Sympathie ein. Und ihre öffentlichen Auftritte an der Seite ihres Mannes zählten zu den Highlights des CDU-Wahlkampfs. In den letzten Wahlkampfwochen mischte sie sich richtig ein, gab Interviews und vertrat ihren Mann auf mehreren Veranstaltungen. Dabei bediente sie sich eines gelungenen Schachzugs. Sie überbrachte als allererstes die besten Grüße und Wünsche ihres Mannes und erntete mit diesem Einstieg starken Applaus. Grundsätzlich ließ sie ihrem Mann den Vortritt und sei es auch nur mit einer verbalen Geste.
Das Ergebnis der Bundestagswahl am 25. Januar 1987 war zwar nicht überwältigend, doch die Regierung Kohl/Genscher erhielt für die nächsten vier Jahre einen klaren Wählerauftrag. Die Union verlor vier Prozentpunkte und kam auf 44,3 Prozent der Stimmen, während die FDP um zwei Punkte zulegte und 9,1 Prozent erzielte. Die SPD musste leichte Verluste hinnehmen, während die Grünen einen gewaltigen Sprung auf einen Stimmenanteil von 8,3 Prozent machten. Kohls Herausforderer Johannes Rau zog sich aus der Bundespolitik zurück und konzentrierte sich wieder auf das Amt des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen.
Nach dem hart geführten Wahlkampf kehrte wieder Ruhe in den Arbeitsalltag ein. Hannelore Kohl pendelte zwischen dem »Büro« im Bonner Konrad-Adenauer-Haus in der Friedrich-Ebert-Allee und dem Sitz des Kuratoriums ZNS in der Humboldtstraße. Je nach Aufgabe wechselte sie die Schreibtische. Sie zeigte Präsenz in Bonn, wirkte entspannter und offener als früher bei Fernsehauftritten. Sie trat mehrfach bei Thomas Gottschalk im ZDF auf, ließ sich von einer Journalistin bei RTL porträtieren, sprach zur Eröffnung der Bonner Opern-Gala und eröffnete in Ludwigshafen in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik das Symposium »Computer helfen heilen«. Aus Anlass des fünfjährigen Bestehens des Kuratoriums ZNS stellte sie sich im Bonner Presseclub den Journalisten und feierte mit Bild-Bonn das Sommerfest zugunsten von ZNS. Zum Abschluss des Jahres 1987 folgte ein Auftritt in der beliebten ZDF-Sendung Und die Musik spielt dazu , in der eine Benefizschallplatte vorgestellt wurde, deren Einnahmen in die Spendenkasse flossen. Unermüdlich warb die Kanzlergattin Gelder ein. Es waren Hannelores engagierteste und erfolgreichste Bonner Jahre, in denen sie sich fast wie eine hauptamtliche Präsidentin in den Dienst ihres Kuratoriums stellte.
Zwischendurch absolvierte sie immer wieder Auftritte als Frau an seiner Seite. Am 12. Juni 1987 erlebte sie zusammen mit ihrem Mann und dem Ehepaar Ronald und Nancy Reagan einen besonderen Berlin-Aufenthalt. Der amerikanische Präsident hatte vor dem Brandenburger Tor einen großen Auftritt. In seiner historischen Ansprache sagte er unter anderem: »Generalsekretär Gorbatschow, wenn Sie nach Frieden streben, wenn Sie Wohlstand für die Sowjetunion und die Völker Osteuropas wünschen, wenn Sie die Liberalisierung wollen, dann kommen Sie hierher zu diesem Tor! Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder.« Das waren Sätze ganz nach dem Geschmack Hannelore Kohls, die sich zwar gerne als unpolitische Zeitgenossin gerierte, aber wenn es um die deutsch-deutschen Beziehungen ging, war sie politisch hellwach.
Ende Juni 1987 erhielt sie in Washington für ihre Verdienste um die in Rheinland-Pfalz stationierten amerikanischen Soldaten als erste Deutsche den »International Service
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