Die Frau an Seiner Seite
Award«, den »Oscar der Hilfsbereitschaft«. Diese Auszeichnung nahm sie für ihr Engagement als frühere Landesmutter von Rheinland-Pfalz entgegen; jahrelang hatte sie sich um US-Soldaten und deren Familien gekümmert. Bei der Verleihung des Preises im Rahmen eines festlichen Gala-Diners hatte Hannelore einen triumphalen Auftritt. Ihre Dankesrede in blendendem Englisch sorgte für Aufsehen. In ihrer Ansprache lobte sie die Leistungen Amerikas für die Sicherheit der Bundesrepublik und hob als Mutter von zwei Söhnen, die in der Bundeswehr gedient hatten, die Bedeutung der Soldaten für die Verteidigung der Freiheit hervor. Auch bei diesem Auftritt glänzte Hannelore nicht nur mit sprachlicher Brillanz und Souveränität, sondern sparte nicht an Witz und Humor. Das kam beim amerikanischen Publikum an, das ihre sympathische, charmante und positive Ausstrahlung mit lang anhaltendem Applaus bedachte.
Als Sympathieträgerin für ihren Mann und seine Politik reiste sie um die ganze Welt, war bereits zweimal in China. Private Reisen führten sie nach Nordafrika: nach Ägypten, Tunesien und Marokko bis an die algerische Grenze, wovon sie lange zehrte und schwärmte. Die leidenschaftliche Autofahrerin steuerte sogar bei einer Safari einen Jeep durch die Sahara, was sie hinreißend fand. Hannelore besuchte in ihrem Leben viele Länder privat oder dienstlich an der Seite ihres Mannes. Allerdings verzichtete sie grundsätzlich auf Reisen in Länder, in denen Impfzwang herrschte. Sie vertrug Impfungen nur sehr schlecht und lag einmal nach einer harmlosen Grippe-Schutzimpfung über acht Wochen lang mit einer schweren Lungenentzündung krank darnieder. Danach hatten ihr die Ärzte striktes Impfverbot erteilt, egal für was. Daher musste sie auf sämtliche Reisen, die etwa in Malaria-, Gelbfieber- oder Choleragebiete führten, verzichten.
Bei einem offiziellen Besuch des Kanzlers im Juli 1987 in Nepal, Tibet und China war Hannelore hingegen dabei. Diese Reise gehörte zu den eindrücklichsten und folgenreichsten ihres Lebens. Denn in Nepals Hauptstadt Katmandu kam es zu einem Zwischenfall. Nach der Fahrt vom Flughafen zum Hotel in einem Rolls-Royce-Oldtimer passierte es: Gerade als ein Sicherheitsoffizier des nepalesischen Protokolls Hannelore die Wagentür geöffnet hatte, rollte die Limousine noch einmal unvermittelt an. Das rechte Bein bereits auf dem Boden, verfing sich Hannelores linker Fuß im Fonds des Rolls-Royce. Die Folge war eine Zerrung, die zunächst recht harmlos erschien. Kurz darauf schwoll das Bein allerdings stark an. Jetzt konnte nur noch kaltes Wasser oder Eis helfen. Im Hotel gab es indes keine Eiswürfel, sondern nur sogenanntes Splittereis, dessen scharfe Kanten nach mehrmaliger Anwendung Hannelores Haut aufritzten. Das offensichtlich mit Keimen infizierte Eis löste eine Blutvergiftung aus, die dramatische Folgen hatte. Hannelores Bein, das mittlerweile stark eiterte, wurde – nur lokal betäubt – alle vier bis fünf Stunden aufgeschnitten, damit der Eiter abfließen konnte. Die Wunde durfte sich keinesfalls schließen und zuwachsen. Trotz starker Medikamente und ärztlicher Erstversorgung war es Hannelore kaum möglich, am Besuchsprogramm teilzunehmen. Sie war gerade noch fähig, sich eine halbe Stunde am abendlichen Empfang zu beteiligen. Die Folgen der schweren Blutvergiftung quälten sie noch Wochen nach der Reise.
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Im September 1987 besuchte der Generalsekretär der SED und DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker die Bundesrepublik. Hannelore sah dem Treffen mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie mochte den Mann einfach nicht, der seine Landsleute mit Waffengewalt in der DDR hielt. Dass er und seine SED die Meinungsfreiheit, die Presse- und Reisefreiheit tagtäglich verletzten und Honecker sich dann als Friedensengel in der Bundesrepublik präsentieren wollte, trieb der ehemaligen Leipzigerin die Zornesröte ins Gesicht. Wenngleich ihr Mann den Honecker-Besuch geschickt nutzte, um über beide Fernsehstationen in der Bundesrepublik und der DDR live Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, für größere Reisefreiheit zu plädieren und den Wiedervereinigungsgedanken klar zu formulieren, blieb sie unversöhnlich. Tatsächlich stimmte die DDR nach dem Besuch Erleichterungen im innerdeutschen Reise- und Postverkehr zu – was aber weniger an politischer Einsicht gelegen haben dürfte, als an der prekären wirtschaftlichen Situation im Osten.
Wie wenig die Bürger der DDR davon profitierten,
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