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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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hielt sie ihre Meinung nicht zurück, wenn ihr eine Maßnahme übertrieben schien. Einen eigenen Standpunkt zu vertreten, kam bei der Sicherheit durchaus an, und die meisten arbeiteten gerne für die Kohl-Familie, vor allem für Hannelore. Niemals erlebte sie illoyales Verhalten oder die Weitergabe von Vertraulichem. Gleiches galt für jene rheinland-pfälzischen Polizistinnen und Polizisten, die den Ludwigshafener Bungalow im Schichtdienst rund um die Uhr streng bewachten und jeden fremden Besucher im Auge hatten.
VERTRAUEN
    Zu Hause in Ludwigshafen-Oggersheim wurden die Kohls durch das Ehepaar Hilde und Ecki Seeber unterstützt. Der treue Fahrer, Butler, Organisator und Helfer in allen Lebenslagen seit 1962 kannte die Wünsche und Bedürfnisse seines Chefs wie kein anderer. Aber auch für Hannelore war Ecki unentbehrlich. Wann immer es der Tagesablauf ihres Mannes zuließ, konnte sie auf Ecki zurückgreifen, der sie dann zu Dienstangelegenheiten chauffierte.
    Als 1978 Hannelores langjährige Haushaltshilfe aus gesundheitlichen Gründen ihren Posten aufgeben musste, bat Hannelore Eckis Ehefrau Hilde Seeber, so lange auszuhelfen, bis eine geeignete Nachfolgerin gefunden war. Aus dieser Übergangslösung wurde eine 22 Jahre währende enge Zusammenarbeit mit der 1949 im badischen Münsingen geborenen Mutter von drei Kindern. Wie Hannelore hatte sie allein alle Lasten des familiären Lebens und der Kindererziehung getragen, seit ihr Mann 1962 in den Dienst von Helmut Kohl getreten war. Nach den ersten Tagen von Hildes Tätigkeit im Hause Kohl bemühte sich Hannelore schon gar nicht mehr ernsthaft um eine andere Haushaltshilfe und bot Hilde eine Festanstellung an. Die Chemie stimmte einfach zwischen den beiden Frauen. In der ersten Zeit reichte eine Halbtagsbeschäftigung, die mit Hildes Rolle als Mutter zu vereinbaren war. Außerdem beschäftigte Hannelore noch zwei weitere Frauen, die abwechselnd einmal in der Woche an einem Tag für Ordnung und Sauberkeit sorgten. Hilde Seeber war dagegen »Mädchen für alles«: Sie kaufte ein, kochte, wusch und bügelte. An den Wochenenden hatte sie in der Regel frei und kam deshalb mit Helmut Kohl so gut wie nicht in Kontakt. Das sollte sich erst nach Hannelores Tod 2001 ändern.
    Mit der Kanzlerschaft ihres Mannes kam Hannelore in den Genuss von besonderen Privilegien und äußeren Symbolen der Macht, die das Amt mit sich brachte. Die wichtigste Neuerung war die Übernahme eines Dienstwagens mit Fahrer. Josef Rink, 1939 in Bonn geboren und ausgebildeter Kfz-Mechaniker, gehörte zu den erfahrensten Kraftfahrern des Bonner Kanzleramtes. Seit Ende 1961 fuhr er Bonner Spitzenpolitiker. Sein erster »Kunde« war der Stellvertretende Chef des Bundeskanzleramtes, Ministerialdirektor Reinhold Merker, ein Engvertrauter Konrad Adenauers. Mit Beginn der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD bekam Josef Rink 1966 einen neuen Chef: den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeskanzleramt Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Großvater des im März 2011 zurückgetretenen Bundesverteidigungsministers. Der profilierte Außenpolitiker und scharfe Debattenredner gehörte zu den erbitterten Gegnern der Ostpolitik Willy Brandts und lehnte den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR 1972 kategorisch ab. Seit Jahren litt er an einer unheilbaren Krankheit, weshalb ihm das Gehen besonders schwerfiel. Josef Rink war beeindruckt vom ungebrochenen Lebenswillen des Konservativen und chauffierte den gehbehinderten Baron bis zum Ende der Großen Koalition 1969. Die guten Kontakte zu seinem ehemaligen Chef pflegte der Rheinländer bis wenige Monate vor dessen Tod Anfang Oktober 1972. Ihm hatte Josef Rink drei Jahre lang verlässliche Dienste geleistet und für einen allseits über die parteipolitischen Grenzen hinweg geachteten Politiker gearbeitet, von dem der Bonner bis heute in höchsten Tönen schwärmt.
    Mit Beginn der sozial-liberalen Koalition aus SPD und FDP änderte sich für den Fuhrpark des Bundeskanzleramtes eine ganze Menge. Der personelle Austausch von der Spitze des Kanzleramtes bis zur Ebene der Ministerialdirektoren brachte den Fahrern neue Chefs. Eher durch Zufall wurde Josef Rink Zweitfahrer des neuen Bundeskanzlers Willy Brandt und seiner Gattin Rut. Erster Auftrag war eine Fahrt von Bonn nach Saarbrücken zum SPD-Parteitag, auf dem die Kanzlergattin an der Seite ihres Mannes auftrat. Diese Tour war der Beginn einer fast fünfjährigen äußerst abwechslungsreichen

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