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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bekräftigte Gracie. »Man darf nie die Hoffnung aufge’m.«
Das war von ihrem Standpunkt aus nicht gelogen, da sie an Martin und nicht an Tilda dachte.
    Dottie brachte sie wieder zur Tür der Spülküche. Kaum war sie auf der Straße, als sie nach Hause eilte, so schnell die Füße sie trugen.
     
    Selbstverständlich schilderte sie Charlotte ihren Besuch in allen Einzelheiten, sobald sie wieder in der Keppel Street war. Weit schwerer würde es sein, Tellman zu berichten, was sie am Torrington Square erfahren hatte. Dazu musste sie ihn erst einmal finden. Die einzigen Orte, an denen sie suchen konnte, waren die Polizeiwache in der Bow Street und das Haus, in dem er zur Miete wohnte. Es war ohne weiteres möglich, dass er nach Feierabend sogleich dorthin zurückkehrte, doch hatte sie keine Vorstellung, um wieviel Uhr das war, denn die Polizei hatte keine geregelten Arbeitszeiten. Andererseits wollte sie ihn auch nicht dadurch in Verlegenheit bringen, dass sie in seiner Dienststelle auftauchte, wo man auch dann wissen würde, wer sie war, wenn sie den Dienst habenden Beamten nicht nach Inspektor Tellman fragte. Wichtiger aber war noch eine andere Erwägung. Da den Leute bekannt war, dass sie im Hause Pitt arbeitete, würden sie annehmen, sie suche ihn im Auftrag ihres Dienstherrn auf. Ein solches Missverständnis könnte ihm das Leben unter seinem neuen Vorgesetzten, Oberinspektor Wetron, in höchstem Grade erschweren.
    Schließlich stellte sie sich am frühen Abend vor dem Haus, in dem er wohnte, auf den Gehweg und sah zu den Fenstern seines Zimmers im zweiten Stock empor. Alles war dunkel. Wäre er zu Hause gewesen, wäre ein leichter Lichtschimmer durch die Vorhänge gefallen.
    Unsicher blieb sie einige Minuten stehen. Dann fiel ihr ein, dass es ohne weiteres noch über eine Stunde dauern konnte, bis er kam, und sofern er an einem schwierigen Fall arbeitete, sogar noch länger. Sie kannte eine angenehme Teestube einige hundert Schritt weiter. Dort würde sie eine Weile warten und später noch einmal nachsehen, ob er inzwischen gekommen war.
    Sie war gerade fünfzig Meter weit gegangen, als ihr der Gedanke kam, dass es unter Umständen ein halbes Dutzend Mal nötig sein konnte, zurückzugehen, bis sie ihn antraf, und sie andererseits möglicherweise unnötig lange wartete, falls er doch bald nach Hause kam. Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging zurück, klopf te an die Haustür und teilte der Vermieterin äußerst höflich mit, sie habe wichtige Mitteilungen für Inspektor Tellman, und ob sie ihm ausrichten könne, dass er in die Teestube kommen solle, wo sie auf ihn warte.
    Die Frau sah zwar ein wenig zweifelnd drein, versprach aber, ihm die Nachricht auszurichten. Zufrieden ging Gracie davon.
    Eine knappe Stunde später trat Tellman müde und durchgefroren in die Teestube. Nach einem anstrengenden Tag hatte er sich darauf gefreut, rasch etwas zu essen und dann früh schlafen zu gehen. An seinem Gesicht wie an seiner Körperhaltung erkannte sie gleich, dass er ihren Streit noch nicht vergessen hatte und nicht so recht wusste, wie er mit ihr sprechen sollte. Ihr war klar, dass sie die Dinge womöglich verschlimmerte, weil sie gekommen war, um die Sache noch einmal aufzurühren, doch sie sah keinen anderen Ausweg. Immerhin stand Martin Garvies Leben unter Umständen auf dem Spiel. Was nützte Zuneigung oder Wohlwollen eines anderen Menschen, wenn dies Gefühl in einer widrigen Situation oder bei einer Meinungsverschiedenheit sogleich in sich zusammenfiel und dahinschwand?
    »Samuel«, begann sie, als er ihr gegenüber Platz genommen und seine Bestellung aufgegeben hatte.
    »Ja?«, fragte er zurückhaltend. Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, schluckte es aber herunter.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als offen heraus zu sagen, worum es ging. Je länger zwischen ihnen Schweigen herrschte oder sie eine gekünstelte Unterhaltung führten, bei der jeder etwas anderes meinte, als er sagte, umso schlimmer würde es. »Ich war in dem Haus, wo Martin Garvie arbeitet«, sagte sie und sah ihn über den Tisch hinweg an. Sie merkte, dass sich seine Haltung noch mehr versteifte, die Finger seiner verschränkt auf dem Tisch liegenden
Hände wurden weiß. »Ich bin einfach in die Küche gegang’n«, fuhr sie rasch fort, »un hab der Köchin un der Spülmagd gesagt, dass Tilda krank is und außer Martin niemand mehr auf der Welt hat.«
    »Ist sie denn krank?«, fragte er rasch.
    »Vor Kummer«, gab sie aufrichtig

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