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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bereits auf dem Tisch.
    »Ich weiß, wo Ägypten ist«, meldete sich Daniel zu Wort. »Ganz oben in Afrika.« Er sagte es mit vollem Mund, aber Charlotte war wie betäubt, sodass er ohne Verweis davonkam. »Da muss man mit einem Schiff hin«, fügte er als helfenden Hinweis hinzu.
    »Findest du nicht, dass das ...«, setzte Charlotte an, fuhr aber beim Anblick von Jemimas bestürzter Miene ein wenig unbeholfen fort: »... äußerst fesselnd ist? Vermutlich ist es da heiß. Was wirst du nur anziehen?«
    »Ich muss mir etwas kaufen, wenn ich da bin«, erklärte er. Es gab so vieles, was er ihr gern gesagt hätte, doch war ihm klar, wie besorgt sie war. Immerhin hatten sie und Jemima noch sehr genaue Erinnerungen daran, wie Tellman sie alle miteinander vor nicht allzu langer Zeit aus großer Gefahr gerettet hatte. Er war eines Tages mitten in der Nacht in ihrem Ferienquartier angekommen, sie hatten in kürzester Zeit ihre gesamte Habe auf ein Pferdefuhrwerk laden und im Stockdunkeln zum nächstgelegenen Bahnhof fahren müssen. Mit großer Mühe war es ihm gelungen, einen Mann zu überwältigen, der ihnen auf dem Weg dorthin aufgelauert hatte. Pitt lächelte seiner kleinen Tochter zu. »Ich bring dir etwas Hübsches mit«, versprach er. »Euch allen«, fügte er rasch hinzu, als er sah, dass Daniel zum Sprechen ansetzte.
    Später, als er mit Charlotte allein war, ließ sie sich nicht so einfach ablenken.
    »Was kannst du denn in Ägypten schon ausrichten?«, fragte sie. »Ist das nicht britisches Schutzgebiet oder etwas in der Art? Bestimmt haben die da unten Polizei. Da müsste es doch möglich sein, einen Brief hinzuschicken oder einen Kurier, falls sie ihrer Post nicht trauen.«
    »Die Polizei dort weiß nicht, wonach sie zu suchen hätte. Sie würden es nicht erkennen, wenn sie darauf stießen«, gab er zur Antwort. Auf dem Heimweg in die Keppel Street war ihm, während ihn der strömende Regen durchnässte, aufgegangen, dass er sich eigentlich auf das Abenteuer freute, das es bedeutete, eine immer sonnige und schon in der Antike bekannte Stadt am Rande Afrikas kennen lernen zu dürfen. Dort würde ihm weder wie jetzt der Wind den Regen ins Gesicht peitschen, noch würden ihn vorüberkommende Fahrzeuge mit Wasserfontänen bespritzen. Dass er die Sprache nicht verstand, nicht wusste, was man dort aß, weder die Währung noch die Bräuche des Landes kannte, schien ihm nicht weiter wichtig. Er würde lernen, was er brauchte, und sein Bestes tun, um etwas über Miss Sachari in Erfahrung zu bringen. Sicher waren das Dinge, die er lieber nicht gewusst hätte, aber zumindest würde er den Versuch unternehmen, zweifelsfrei festzustellen, dass diese Angaben der Wahrheit entsprachen. Vielleicht ließe sich so das Vorgefallene erklären.
    Jetzt aber, in der Behaglichkeit des eigenen Heims, schien ihm dies Unternehmen das Letzte zu sein, was er zu tun wünschte. Hier war der Mittelpunkt seines Lebens, hier genoss er schlichte Freuden wie den eigenen Sessel und das eigene Bett. Er wusste, wo jedes Ding war, aß zum Frühstück selbst gebackenes Brot mit bitterer Orangen-Marmelade und trank dazu heißen Tee. Vor allem aber lebten hier die Menschen, die seinem Herzen nahe waren. Sie würden ihm schon nach wenigen Tagen fehlen, von Wochen ganz zu schweigen. All das gab er Charlotte immer wieder zu verstehen, mit Worten, mit Berührungen und durch sein Schweigen.

    Pitt stand auf dem Deck des Dampfers und blickte über das blaue Wasser zu einem Horizont hin, der als schimmernde Trennlinie zwischen See und Himmel lag. Man sah nicht den kleinsten Hinweis auf Land. Er war froh, der Enge seiner Kabine entronnen zu sein, die nur zur Hälfte ihm gehörte, da er genötigt war, sie mit einem unglücklich wirkenden hageren Mann aus Lancashire zu teilen, der die Strecke regelmäßig aus geschäftlichen Gründen befuhr. Er sagte finstere Zeiten vorher und schien eine gewisse Befriedigung darin zu finden, seine Schwarzseherei bei jeder Gelegenheit zu wiederholen. Der einzige Vorzug, den er in Pitts Augen besaß, war, dass ihn andere Menschen nicht im Geringsten interessierten. Kein einziges Mal hatte er ihn nach seinem Beruf, nach seinem Woher oder dem Grund gefragt, warum er nach Ägypten reiste.
    Narraway hatte ihm keinerlei Anweisungen gegeben und es ihm überlassen, sich eine passende Tarnung auszudenken. Er war überzeugt, dass eine selbst erdachte Geschichte nicht nur glaubwürdiger wäre, sondern dass man in einem solchen Fall auch

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