Die Frau aus dem Jenseits!
Claudia!“
An der Stirn des Chefarztes schwollen die Zornesadern.
„Was fällt ihnen ein?“
David packte den Arzt am Arm. Er hatte den verschleierten, geistesabwesenden Blick der Krankenschwester entdeckt und richtig gedeutet.
„Zu Clara von Bartenstein!“, verlangte der Privatdetektiv.
Es war so, wie David es erwartet hatte. Claras Bett war leer.
Auch hier hielt sich der Privatdetektiv nicht länger auf. Er rannte zu seinem Mercedes und bemühte sich aus dem Motor herauszuholen, was nur möglich war. Fast schon einer akrobatischen Leistung kam es gleich, dass David während der rasenden Fahrt zur Villa von Aurelius von Bartenstein auch noch mit seinem Handy bei der Kriminalpolizei anrief. Er teilte Hauptkommissar Schubert in knappen Worten die Tatsachen mit und schloss: „Ich bin unterwegs zu Bartensteins Haus, aber ich habe keine Ahnung, ob ich noch zurechtkommen werde!“
„Hoffen wir es“, tönte Schuberts Stimme, dann legte er auf.
Ein gnadenloser Wettlauf mit dem Tod hatte begonnen !
19
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Während er auf der Couch in seinem Arbeitszimmer in der riesigen Villa lag, überlegte Aurelius von Bartenstein, was allgemein behauptet wurde. Demnach sah ein Mensch knapp vor seinem Tod sein bisheriges Leben wie einen Film ablaufen.
Wenn das stimmte, lag er im Sterben!
Seit der Hausarzt gegangen war und er von Claras Selbstmordversuch gehört hatte, lag er unbeweglich hier im Arbeitszimmer und erinnerte sich an die einzelnen Stationen seines Lebens. Und immer wieder tauchte vor seinem geistigen Auge sein erste Frau Selina auf, die durch seine Schuld im Alter von zweiundzwanzig Jahren gestorben war.
Bisher war es Aurelius gelungen, mit seiner Schuld zu leben, auch wenn er die Erinnerung an den grässlichen Unfall nie hatte verdrängen können. Immer wieder entstanden diese Szenen in seiner Vorstellung, immer wieder erlebte er Selinas langsames Sterben mit.
Unerträglich war es erst geworden, als diese Dagmar Böhm, die Doppelgängerin von Selina, aufgetaucht war. David Buchmann behauptete, die junge Frau wäre vom Geist Selinas besessen.
Dem Privatdetektiv gegenüber hatte der Architekt zwar behauptet, er glaube an diese Theorie, doch als er jetzt in aller Ruhe darüber nachdachte, hielt er sie doch für Unsinn. Er glaubte viel eher, dass Dagmar Böhm eine Komplizin seiner eigenen Tochter Clara war, die sich auf diese Weise an ihm für den Tod ihrer Mutter rächen wollte.
Lius, der intime Kosename, den ihm Selina gegeben hatte, fiel ihm wieder ein, doch auch dafür fand er plötzlich eine Erklärung. Wahrscheinlich hatte er irgendwann einmal zu Clara darüber gesprochen. Sie hatte es an Dagmar Böhm weitergegeben.
Es war alles so einfach, dass er sich darüber wunderte, dass der Privatdetektiv bisher nicht darauf gekommen war. An den Hammer, der zwischen dem dritten Stockwerk des Rohbaus und dem Erdboden verschwunden war, dachte er nicht.
Er hätte nicht in das beruhigend lückenlose Bild gepasst, das er sich soeben mühelos erkämpft hatte.
Das Öffnen und Schließen der Tür des Arbeitszimmers riss ihn aus seinen Grübeleien. Er vermutete, dass ihm der Butler eine Medizin brachte, doch als er den Kopf wandte, blieb ihm der Atem weg.
„Clara!“, rief er aus. „Clara, ich dachte du wärst im Krankenhaus? Wie geht es dir?“
In seiner Stimme klang kein Mitgefühl, keine Besorgnis um seine Tochter. Er fühlte sich unter ihrem starren, flackernden Blick unbehaglich. Clara war schon immer etwas unheimlich gewesen, doch wie sie da so schweigend mitten im Arbeitszimmer stand, wurde er sich seiner Hilflosigkeit durch seine Krankheit voll bewusst.
„Clara, was ist denn los?“, fragte er und zwang sich zu einem sorglosen Ton.
„Willst du mir nicht erzählen, wie...“
„Meine Mutter starb in einem Auto“, fuhr ihm Clara mit eisiger Stimme dazwischen. „Dieses Auto hast du gesteuert!“
„Clara, bitte“, setzte der Architekt an, aber er wurde wieder unterbrochen.
„Du wirst ebenfalls in einem Auto sterben“, zischte die junge Frau, die völlig die Kontrolle über sich verloren hatte. „Und diesmal werde ich am Steuer sitzen.“
„Clara, das ist Unsinn!“, protestierte Aurelius verzweifelt. „Du kannst nicht einfach...“
„Steh auf!“, schrie Clara ihren Vater an. Sie trat dicht an ihn heran und zerrte ihn an einem Arm auf die Beine. Ohne Schuhe stolperte er schwach hinter ihr her zur Tür.
„Wir unternehmen die letzte Fahrt deines Lebens!“
Stöhnend musste es sich
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