Die Frau aus dem Jenseits!
Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er sich dazu zwang, kühl und sachlich zu überlegen.
Weshalb unternahm Clara mit ihrem Vater diese Amokfahrt? Wollte sie fliehen? Sicher nicht, sonst hätte sie nicht dieses lebensgefährliche Tempo angeschlagen.
Also wollte sie Aurelius umbringen! Dafür gab es nur einen Grund: Rache für den Tod ihrer Mutter. Selina von Bartenstein war durch einen Autounfall gestorben, den ihr Mann verschuldet hatte. Die Tochter würde ebenfalls einen Autounfall herbeiführen, durch den ihr Vater den Tod finden sollte.
Die Kiesgrube bot sich förmlich an. Wenn Clara möglicherweise auch gar nicht wusste, wohin sie fuhr, so würde der Abgrund sie anziehen und dazu verlocken, das Steuer herumzureißen und den Rolls Royce in die Tiefe stürzen zu lassen.
Alle diese Überlegungen stellte David Buchmann innerhalb von Sekunden ab. Kaum war er zu einem Schluss gekommen, als er hart das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat.
„Ich stoppe sie!“, rief er in das Handy. Auf Schuberts besorgte Fragen, wie er das tun wolle, antwortete er nicht mehr. Mit einem raschen Griff schaltete er das Handy aus, weil er sich durch nichts mehr stören lassen wollte. Er musste sich konzentrieren, da er einerseits Clara und ihren Vater nicht gefährden wollte, anderseits aber auch keine Lust hatte, seine eigene Laufbahn vorzeitig zu beenden.
Der Mercedes holte auf. Hätte Clara die volle Leistung des Rolls Royce ausgenutzt, wäre David rettungslos abgehängt worden. Aber sie beherrschte den schweren Wagen nicht so gut und war für die schmale Straße ohnehin schon viel zu schnell.
David schätzte seine Chancen genau ab. Sie standen erbärmlich schlecht. Es musste ihm irgendwie gelingen, den Rolls zum Halten zu bringen, ihn womöglich von der Straße abzudrängen. Dabei war ihm der riesige Luxusschlitten aber um ein Vielfaches überlegen. Ein kurzer Stoß mit einem der Kotflügel hätte genügt, um Davids Mercedes wie einen Vogel durch die Luft fliegen zu lassen.
Der Privatdetektiv verließ sich auf die schlechten Nerven Claras. Sie befand sich in einem Zustand höchster Anspannung und Aufregung, weshalb es möglich sein musste, sie zu einem entscheidenden Fahrfehler zu bringen. Mit der Hilfe von Aurelius konnte er im Moment nicht rechnen, da er deutlich die zusammengesunkene Gestalt des Architekten auf dem Nebensitz erkannte. Der Mann würde nichts zu seiner eigenen Rettung unternehmen.
Hätte David einen Verbrecher verfolgt, hätte dieser dafür gesorgt, dass er mit seinem Mercedes gar nicht neben den Rolls kam. Clara verhinderte es nicht.
Sie bemerkte den Verfolger erst, als David sich mit ihr auf gleicher Höhe befand. Die junge Frau, auf deren verzerrtem Gesicht der Schweiß in dicken Perlen stand, erschrak fürchterlich. Sie machte eine unbeherrschte Bewegung am Steuer, durch die der Luxusschlitten ins Schleudern geriet. Nur mit größter Mühe konnte sie ihn wieder einigermaßen unter Kontrolle bekommen.
David hatte ganz an den gegenüberliegenden Fahrbahnrand ausweichen müssen, um nicht gerammt zu werden. Gleichzeitig behielt er den Rolls und die Straße im Auge. Er befand sich jetzt auf der Gegenfahrbahn, riskierte also einen Frontalzusammenstoß, falls ihm ein Auto entgegenkam. Wenn Schubert rechtzeitig geschaltet hatte, so war die Straße bereits weit vorn durch die Polizei gesperrt worden, doch darauf durfte David sich nicht verlassen. Außerdem konnten aus Nebenstraßen oder Grundstückseinfahrten Autos auftauchen.
In dem niedrigen Mercedes erschien ihm der hohe Rolls Royce noch mächtiger. Er durfte sich nicht abschrecken lassen, sonst mussten mehrere Menschen sterben. Verzweifelt hielt er nach einer Stelle Ausschau, an der er einen verhältnismäßig ungefährlichen Versuch unternehmen konnte, Claras Wahnsinnsfahrt zu beenden.
Die Zeit drängte!
Die Kiesgrube konnte nicht mehr weit entfernt sein. Noch säumten zu beiden Seiten der Straße kleine Häuschen mit Gärten die Fahrbahn, als David endlich eine Gelegenheit erspähte.
Die letzte Gelegenheit, denn in Sichtweise tauchte eine Straßensperre der Polizei auf, dahinter begann die Kiesgrube.
Es war eine große, unbebaute Wiese.
David überlegte nicht lange. Er riss das Steuer des Mercedes nach rechts, sodass der flache Wagen gegen die Flanke des Rolls Royce prallte.
Davids Auto besaß nicht die Masse, um das schwarze Ungetüm von der Straße zu drängen, doch es krachte und knirschte ohrenbetäubend.
Clara schrie
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