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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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sehr bald Ergebnisse brachte.« Naiv setzte er hinzu: »Ich würde so etwas
     nie selbst machen, dazu bin ich viel zu ängstlich.«
    »Und?«
    »Der Detektiv fand über den Kutscher eine Adresse im Gängeviertel heraus. Der Mongole betrieb dort einen Kräuterladen, in
     dem er zweifelsohne auch illegale Drogen verkaufte. Mehr erfuhr ich nicht, denn der Detektiv sagte mir, das Drogengeschäft
     würde von den Triaden kontrolliert, und mit denen wolle er sich nicht anlegen. Und die Schatulle habe ich nicht wiedergesehen,
     wahrscheinlich stand sie im Tresor, bis sie am Tag vor Herrn Paquins Tod wieder hier auftauchte – ohne die Scheibe auf dem
     Deckel.« Er blickte Louise mit schuldbewussten Augen an. »Ich bin doch nicht schuld daran, was Herrn Paquin widerfahren ist,
     oder?«
    Sie merkte ihm an, welche Vorwürfe er sich machte, und bemühte sich, ihn zu beruhigen. »Nein, das sind Sie nicht. Sie konnten
     nicht wissen, was sich in der Schatulle befand, und selbst wenn Sie es gewusst hätten, hätten Sie meinen armen Mann nicht
     hindern können. Aber nach seinem Tod haben Sie falsch gehandelt! Warum haben Sie nicht gesagt, dass Sie die Scheibe kennen?
     Dass sie zu der Schatulle hier gehört? Dann hätte man sofort nachgesehen, und ich wäre entschuldigt gewesen, denn ich bin
     sicher, dass dieses mongolische Gebräu hier Raoul den Tod gebracht hat! Weil Sie nichts gesagt haben, wurde ich verdächtigt.
     Ist Ihnen der gute Ruf der Apotheke mehr wert als meine Freiheit?«
    Schlesinger blickte zu Boden. »Sie verstehen nicht, FrauPaquin! Wenn nun diese Sammlung bekannt wird. Die Leute werden die Apotheke meiden, sie werden glauben, wir verhökern hier
     mittelalterliche Hexentränke und befassen uns mit schwarzer Magie. Deshalb habe ich auch dem Polizisten nichts gesagt, als
     er uns die Scheibe zeigte. Er hätte uns für so üble Kurpfuscher wie die Betreiber der Sudelküchen im Hafen gehalten. Was wissen
     solche Leute denn davon, wie interessant diese Blicke in die Vergangenheit, in die Grauzonen unserer Kunst sind!«
    Obwohl Louise hätte wissen müssen, dass Schlesingers Leben die Apotheke war und er wahrscheinlich auch seine eigene Frau dafür
     gegeben hätte, um weiter hier arbeiten zu können, war sie entsetzt über die Worte des Magisters. Sie atmete tief durch. »Auf
     Ihre Gefühle für die Apothekerkunst kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen«, sagte sie giftig. »Mein guter Name hängt von dieser
     Schatulle ab, vielleicht sogar meine Freiheit! Ich habe keine ruhige Minute mehr, seit ich im Gefängnis gewesen bin. Und ich
     werde auch keine mehr haben, bis meine Unschuld bewiesen ist.« Sie machte eine Pause, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
     Der Magister musste doch verstehen, dass es hier um mehr ging als die Apotheke. »Wir müssen nachweisen, dass der arme Raoul
     durch diese Tinktur erkrankte, und wir müssen deren Herkunft belegen, dann bin ich wirklich wieder frei.« Louise beugte sich
     ein Stück nach vorne und sah dem Magister direkt in die Augen. »Liegt es nicht auf der Hand, dass es so war? Ich möchte, dass
     dies hier« – dabei klopfte sie auf die geschlossene Schatulle – »gleich morgen früh durch einen Chemiker analysiert wird.
     Ich werde es zu meinem Anwalt bringen. Er hat Verbindungen zu einem chemischen Labor. Dann werden wir wissen, ob und welche
     schädlichen Substanzen darin enthalten sind.«
    Der Magister sah sehr unglücklich drein. Louise verstand. Er hatte recht. Mit verschwörerisch gedämpfter Stimme, obwohl sie
     ganz allein waren, gab sie ihm den Rat: »Ich werde meinem Anwalt sagen, ich hätte das Kästchen unter den persönlichen Effekten
     meines Gatten gefunden. Dann können wir den Thesaurus ein Geheimnis bleiben lassen. Unser Geheimnis, Herr Magister. Denn von
     jetzt an werden Sie es mit mir teilen müssen.«
    Das gefiel ihm nun überhaupt nicht, aber im Moment waren alle seine Gedanken darauf konzentriert, dass die Gefahr von der
     Apotheke abgewandt war. Er nickte erleichtert. »Ja   … ja, ich bin dankbar, dass Sie das so sehen. Das ist eine gute Lösung, Frau Paquin.«
    Sie streckte ihm ihre Rechte hin, er nahm sie, und somit war ihr Geheimnis besiegelt. Hastig verließen beide den Thesaurus.
    Louise eilte, die Schatulle in den Armen tragend, im Dunkel die Treppe hinauf. Sie schob ihren Fund unters Bett und kuschelte
     sich eng an Frederick. Er brummelte etwas wie: »Brrr   … kalte Füße   …«, wachte aber nicht auf. Louise lag stumm

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