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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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hat. Er dachte, ich wüsste
     nichts davon, aber ich habe ihn einmal dabei erwischt, wie er sie in einen Winkel schob, und heute habe ich sie geholt. Schau
     einmal unters Bett, da steht sie.«
    Frederick ging zum Bett und angelte das Kästchen hervor. Auf den Fersen hockend, klappte er es auf und wäre beinahe hintenübergefallen
     vor Abscheu, als er das Galgenmännlein darin sah. »Was zum Teufel«, rief er, »was ist das für ein grausiger Zwerg?«
    »Eine Springwurzel, eine Alraune. Aber um sie geht es hier nicht, sie ist nur magisches Beiwerk. Die Phiolen enthalten ein
     Tonikum, einen Liebestrank, wie ich annehme, und wie Raoul selbst mir sagte, sind diese Tinkturen meist sehr schädlich. Vor
     allem enthalten sie Bleizucker. Wir müssen die Schatulle gleich zu Dr.   Taffert bringen und veranlassen, dass die Fläschchen von einem Chemiker untersucht werden.«
    Frederick hielt das Kästchen mit spitzen Fingern in Händen und schnippte den Deckel mit zwei Fingern zu. »Armer Raoul«, sagte
     er voll Mitgefühl. »Ich hätte nicht gedacht, dass er zu so etwas greifen würde.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, seine Manneskraft zu verlieren«, erwiderte Louise, ein wenig verärgert angesichts
     seines Unverständnisses.
    »Nein«, gab er ehrlich zu. »Aber wenn ich einmal in Raouls Alter bin, werde ich es wohl besser verstehen.«

3
    Unmittelbar nach dem Frühstück erschien Lady Harrington, um Louise zu dem Termin beim Rechtsanwalt zu begleiten, und ebenso
     Dr.   Thurner, der genauso misstrauisch wie Frederick war und die Vollmacht lesen wollte, die man Louise zum Unterschreiben hinlegen
     würde.
    Dr.   Tafferts Kanzlei lag am Gänsemarkt, unweit des Jungfernstiegs. Ein Dienstmädchen öffnete und führte die Gesellschaft die Treppe
     hinauf in ein Wartezimmer. Kaum waren sie angemeldet, wurde die Tür zum Arbeitszimmer geöffnet, und heraus blickte ein langer,
     magerer Mann mit Kneifer und für sein junges Alter beachtlich tiefen Geheimratsecken.
    »Frau Paquin?«, fragte er. »Herzlich willkommen. Treten Sie ein. Vorderhand nur Sie allein. Wenn die übrigen Herrschaften
     so lange draußen warten würden.«
    Frederick trotzte. »Mein Name ist Frederick Hansen. Ich war der Privatsekretär und engste Vertraute von Raoul Paquin. Nach
     dem Tod ihres Gatten sehe ich es als meine Pflicht, Frau Paquin auf ihren Wegen zu begleiten und ihre Interessen öffentlich
     zu vertreten. Ich werde an ihrer Stelle das Gespräch mit Ihnen führen, Dr.   Taffert.« Frederick hatte ganz selbstverständlich angenommen, dass ein Mann für Louise sprechen, also er die wichtigen Dinge
     für sie regeln musste.
    Louise wurde rot vor Wut, die Miene des Juristen verfinsterte sich. »Herr Hansen, Sie haben offenbar vergessen, mit wem Sie
     es hier zu tun haben! Ich bin von Berufs wegen Vertreter der Frauensache. Und ich nehme die Rechte der Frauen sehr ernst.
     Diese beginnen eben damit, dass Frauen für sich selbst sprechen, wenn Sie verstehen. Also wird Frau Paquinihr Anliegen selbst vortragen. Ich möchte es nämlich aus ihrem Mund hören.« Dann zuckte er die Achseln. »Wenn Frau Paquin
     allerdings nichts dagegen hat, dürfen Sie gerne mit hereinkommen. Aber eins noch, junger Mann: Sie helfen meiner Klientin
     nicht gerade, wenn Sie sie auf Schritt und Tritt begleiten. Das ist die Aufgabe einer Zofe. Wenn eine junge Witwe zu oft mit
     einem jungen Herrn gesehen wird, könnten sich manche darauf einen Reim machen   … Und außerdem liefern Sie so dem Staatsanwalt ein überzeugendes Motiv.«
    Frederick errötete, als ihm klar wurde, welchen gefährlichen Fehler er begangen hatte. Ein Glück, dass sie hier unter Freunden
     waren!
    Dr.   Taffert wies auf eine üppige, aber schon reichlich schäbige Sitzgarnitur aus braunem Leder und wählte selbst seinen Platz
     in einem der tiefen Sessel. »Setzen Sie sich. Rauchen Sie, wenn Sie wollen. Wenn Sie mir Ihre Sorgen anvertrauen wollen, Frau
     Paquin, bin ich bereit, Sie im Rahmen des Rechtsschutzvereines für Frauen zu vertreten – zu den Bedingungen, die Ihnen Lady
     Harrington schon genannt hat. Unterzeichnen Sie in diesem Fall bitte die Vollmacht hier.«
    »Louise, lass mich das lesen!« Frederick streckte erregt die Hand aus. »Ich will wissen, was du da unterschreiben sollst.
     Er ist Jurist, er kann dich mühelos mit seinen komplizierten Formulierungen hineinlegen, und dann bist du die Dumme.«
    Der Anwalt lächelte schmal. »Ohne rechtliche Vertretung ist Frau

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