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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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Die Szene, die das Licht des
     Kronleuchters erhellte, hatte die Unwirklichkeit eines Theaterstücks – nur dass Louise nicht im Zuschauerraum stand, sondern
     auf der Bühne! Sechs Männer trugen ein Ehebett die Eingangstreppe herauf, komplett mit Laken, Decken und Kissen. In der Halle
     stellten sie es ab und schoben es quer durch den Raum ins Gartenzimmer. Den Bettenträgern folgte der Mann, für den das breite
     Lager gedacht war.
    Louise hatte ihn nur ein einziges Mal, kurz nach ihrer Hochzeit, gesehen und war erschrocken, wie weit der Verfall inzwischen
     um sich gegriffen hatte. Damals schon ein Wrack, schien er jetzt mit einem Bein im Grab zu stehen. Durch die Tür schob sich
     ein ursprünglich herkulisch gebauter, aber bis zur Gestaltlosigkeit aufgedunsener Mann, den seine kraftlosen,wurstförmig aufgeschwollenen Beine kaum tragen wollten. Er musste sich auf zwei Stöcke stützen, und sein Sohn hielt sich dicht
     an seiner Seite, um ihn aufzufangen, falls er stolpern sollte. Den bodenlangen Pelzmantel, den er trug, hatte er einfach über
     sein Nachthemd gezogen. Der Weg von der Villa der Pritz-Toggenaus zum Haus der Paquins schien für ihn nur ein lästiges Intermezzo
     zwischen zwei Räuschen zu sein. Mit quälender Schwerfälligkeit kroch er wie eine Riesenqualle quer durch die Halle, kaum fähig,
     die formlosen Füße vom Boden zu heben. Seltsamerweise zeigte der mächtige blondbärtige Kopf auf diesem verrottenden Körper
     kaum Spuren von Verfall – als hätte man den Mann vom Hals abwärts in ein verderbliches Bad getaucht. Das Haupt des Baron von
     Pritz-Toggenau strahlte die ganze Würde einer jahrhundertealten Familie aus.
    Jetzt erst kam Louise, der die bizarre Szene die Sprache verschlagen hatte, wieder zu sich. Mit einem Aufschrei rannte sie
     die Treppe hinunter, auf den Fersen gefolgt von Frederick. Sie stürzte auf Hermine zu. »Was fällt dir ein, deinen Mann hier
     einfach abzuladen? Und du, Eugenie? Was willst du mit all den Koffern?«
    Paula Hahne, die gewittert hatte, dass etwas in der Luft lag, das für sie von Interesse sein mochte, war ebenfalls auf der
     Galerie erschienen. Nicht weniger verblüfft als Louise kam sie mit zusammengerafften Röcken die Treppe heruntergerannt.
    Eugenie stieß das helle, perlende Lachen aus, das bei ihr so oft eine Antwort ersetzte, und wandte sich den Dienstmädchen
     zu, die den Abschluss der Prozession bildeten. Ohne sich weiter um Louise zu kümmern, zählte sie nach, ob auch alle Koffer,
     Kisten, Körbe und Hutschachteln vollzählig waren.
    Hermine musterte ihre Schwägerin mit gekräuselten Lippen. Ihr Gesicht glänzte vor boshaftem Triumph. »Oh   … Habe ich vergessen, dir das zu sagen? Dr.   Schelling hat uns das Testament ausgehändigt. Dieses Testament hier. Es betrifft meinen Gatten.«
    Sie reichte dem Baron, der ächzend unter der Last seines unförmigen Leibes auf eine Bank gesunken war, einen steifen Briefumschlag
     mit dem Siegel der Anwaltskanzlei. Er entnahm ihm einen Bogen Papier, und dann deklamierte er mit einer Bassstimme, die seinem
     körperlichen Umfang in nichts nachstand: »Ich, Raoul Paquin und so weiter und so weiter, wurde von allen, die sich meine Nächsten
     und Liebsten nannten, getäuscht und misshandelt. Daher vermache ich mein gesamtes Vermögen zu ungeteilter Hand demjenigen
     meiner Verwandten, der sich zum Unterschied von allen anderen nie die Mühe gemacht hat, mich mit Schmeichelworten und heuchlerischen
     Liebesbeteuerungen hinters Licht zu führen, nämlich meinem Schwager Julius Aloysius von Pritz-Toggenau, unter der einen Bedingung,
     dass er es weder seiner Frau Hermine noch seinen Kindern Emil und Eugenie, noch jemandem von den anderen genannten Personen
     weitervererben darf   …«
    Es folgte eine Liste, die zu den Verwandten auch den Arzt, den Provisor und den Privatsekretär hinzuzählte. Der so überraschend
     zum Alleinerben eingesetzte Baron wedelte mit dem Dokument in der Luft herum zum Zeichen, dass er alles bis auf den letzten
     Buchstaben vorgelesen hatte, und reichte es weiter, damit sich Louise, Frederick und Paula vergewissern konnten, dass es tatsächlich
     in Raouls Schrift abgefasst war. Der Baron kicherte in sich hinein. Zweifellos verstand er, was dieses Testament zu bedeuten
     hatte, nämlich dass er mit einem Schlag zum Millionär geworden war. Was ihn momentanaber viel mehr interessierte, war die nächste Gelegenheit, seine Drogen zu konsumieren.
    Louise hörte die Worte wie

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