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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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auf dem Asphalt zu Bruch. „Oh!“ Mein Gesicht beginnt heiß zu glühen, während ich nur dastehe und die Bescherung betrachte. Die Gäste im Café werfen mir mitleidige Blicke zu, und der Kellner beschimpft mich auf Französisch. Verzweifelt dränge ich mich an dem Mann vorbei und laufe los, aber bereits im nächsten Moment höre ich die schweren Schritte des Kellners hinter mir. Ich gerate in Panik. Will er, dass ich für das zerbrochene Porzellan bezahle? Wird er die Polizei rufen? Ich renne schneller.
    „Marta, so warte doch!“ Das ist nicht der Kellner. Das ist Paul. Er muss mich erkannt haben, als ich den Mann umrannte. Ich laufe weiter, da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Mit seinen weiten Schritten hat Paul mich natürlich schnell eingeholt, er bekommt meinen Arm zu fassen und dreht mich zu sich um. „Marta!“ Das Ganze ist mir so peinlich, dass ich ihm nicht ins Gesicht sehen kann. „Ist alles in Ordnung?“ Ich nicke. „Ich bin so froh … und sehr überrascht …“ Er hält inne. Offenbar fehlen ihm die Worte. „Was um alles in der Welt machst du hier in Paris?“
    „Ich … ich …“ Es hat keinen Zweck, in diesem Moment ist mir alles Englisch abhandengekommen. Erst nachdem ich tief durchgeatmet habe, setze ich noch einmal an. „Ich war auf dem Weg nach London. Ich musste hier einen Zwischenhalt einlegen, weil mein Visum verlängert werden muss.“
    „Welches Visum?“
    Ich zögere, dann sehe ich Paul an, und mein Herz macht einen Satz. „Roses Visum.“
    „Ich verstehe nicht …“
    „Sie starb, kurz nachdem du weggegangen bist.“
    „Oh, Marta, das tut mir leid.“ Er legt eine Hand auf meine Schulter, aber ich weiche zurück. Ich will sein Mitgefühl nicht.
    „Sie hatte ein Visum für London, und Dava hat dafür gesorgt, dass ich es benutzen kann.“
    „Und jetzt reist du ganz allein nach England?“ Wieder nicke ich, kann mich aber nicht dazu durchringen, ihm die Wahrheit über den Verfall meines Visums zu sagen.
    „Wir sind erst vor ein paar Stunden hier eingetroffen.“ Wie in Salzburg trägt er eine Uniform, sein Haar ist frisch gekämmt, und trotz meiner Verärgerung weckt sein Anblick eine wohlige Wärme in mir. „Wir haben drei Tage Sonderurlaub, bevor wir uns auf den Weg in den Pazifik machen.“
    Also verlässt er mich schon wieder. Er wird tatsächlich in den Pazifik gehen, das ist Tausende Kilometer weit weg. Ich dagegen sitze hier in Paris fest, habe kein Visum und noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Plötzlich breche ich in Tränen aus. „Marta, was ist denn los? Stimmt etwas nicht?“
    Ich kann nicht länger schweigen. Hastig und von Schluchzern unterbrochen erzähle ich ihm von meinem abgelaufenen Visum und davon, dass man mir in der Botschaft nicht helfen wollte. „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, bringe ich schließlich heraus.
    „Sie wollten das Visum also nicht verlängern?“
    Ich schüttele den Kopf. „Die Frau hat gesagt, dass sie das nicht darf.“
    Pauls Miene verdüstert sich. Als er auf seine Armbanduhr sieht, erkenne ich, dass er etwas vorhat. „Komm mit“, sagt er knapp und geht mit mir in Richtung der Straße, die zum Servicemen’s Hotel zurückführt.
    Ich folge ihm und blicke kurz über die Schulter hinweg zum Café, wo die Französin von ihrem Tisch aufgestanden ist. „Paul? Wo willst du hin?“
    Er antwortet nicht, sondern geht weiter bis zum Hotel. Am Eingang fasst er wieder meinen Arm. Diesmal weiche ich nicht aus. Die beruhigende Wärme seiner Hand durchdringt den Baumwollstoff meines Ärmels, während Paul mit mir die Lobby durchquert. „Wo ist Mickey?“, fragt er den Barkeeper und muss brüllen, um über den Lärm aus Musik und Stimmen hinweg gehört zu werden. Der Mann zeigt auf einen blonden Soldaten, der am anderen Ende der Theke sitzt. Er hat uns den Rücken zugewandt und scheint ein paar Kameraden irgendeine Geschichte zu erzählen. „Gib mir dein Visum“, fordert mich Paul auf. Ich hole es schnell aus der Tasche und reiche es ihm. „Gut, und jetzt warte hier.“
    Er verschwindet in der Menge, derweil bleibe ich allein zurück und bin mir nur zu bewusst, dass ich die einzige Frau weit und breit bin. Augenblicke später taucht Paul neben dem blonden Soldaten auf, zieht ihn von seinem Hocker und drückt ihm meine Papiere in die Hand. Während ich ihn beobachte, muss ich an unseren Abschiedskuss denken und daran, wie er mich festhielt, als ich schlief. Wieder wird mir warm ums Herz, doch dann sehe ich, wie

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