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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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daran, dass Germanicus’ Rachefeldzug gelang.
     Sie war es, der die Rache gehören sollte, sie wollte es sein, die dem Kaiser Arminius’ Kopf präsentierte.
    »Er wird wissen, dass er eine Übermacht entsenden muss.« Sie nahm Gaviana die Teeschale ab und reichte sie Agrippina persönlich.
     »Das Heer der Germanen ist klein.«
    Agrippinas Antwort war so heftig, dass sie die Hälfte des Tees verschüttete. »Das ist es ja! Er hat Angst vor großen Verlusten
     und hat Germanicus deswegen nur ein paar kleine Einheiten zugestanden. Und das, nachdem Arminius drei Legionen vernichtet
     hat!«
    Severina konnte sich eine gewisse Rührung nicht verwehren, als sie beobachtete, wie sehr Agrippina sich um ihren Mann sorgte.
     Severina wusste nicht von vielen Liebesheiraten in Rom, aber die Ehe ihres Bruders gehörte zweifellos dazu.
    »Welchen Auftrag hat Germanicus?«, fragte sie vorsichtig. »Soll er das Land vernichten, das Volk oder … oder seinen Anführer?«
    Von Agrippina fiel die Erregung schlagartig ab. »Verzeih, Severina! Ich vergaß, was es für dich bedeuten muss, wenn Arminius
     der Rache des neuen Kaisers zum Opfer fällt.«
    »Was soll es schon für mich bedeuten?«, gab Severina gleichmütig zurück. »Rache bedeutet es. Sonst nichts! Jeder Römer denkt
     an Rache, wenn Arminius’ Name fällt. An nichts anderes.«
    »Und Silvanus?«, fragte Agrippina leise. »Was ist mit ihm?«
    Severina stand auf und sah wütend auf ihre Schwägerin hinab. |309| »Wann wirst du endlich aufhören …?« Sie unterbrach sich selbst und gab Gaviana einen Wink, damit sie den Saum ihrer Tunika
     so um ihre Füße legte, dass sie sich umdrehen und ins Haus zurückkehren konnte, ohne zu stolpern. »Rache ist ein wunderbares
     Wort«, sagte sie in Agrippinas erschrockenes Gesicht. »Das unterscheidet uns von den Tieren und den Sklaven. Die Tiere wissen
     nichts von Rache, und die Sklaven können sie sich nicht leisten.«
    Sie überließ Agrippina Varus’ Witwe, die auf die Bank zusteuerte und schon von weitem damit begann, ihre Anteilnahme herauszuzwitschern.
     »Ich hoffe, meine Liebe, dass Euch nicht das gleiche Schicksal erwartet wie mich!«
    »Bring mir ein Glas Honigwasser«, sagte Severina zu Gaviana, als sie im Säulengang angekommen waren, in dem mehrere weich
     gepolsterte Stühle standen. Auf einem von ihnen saß der Juwelier, den Severina in Pollios Bordell beim Verlassen der Hure
     Myrtis überrascht hatte. Als er Severinas gewahr wurde, sprang er auf, verbeugte sich vor ihr und bot ihr seinen Platz an,
     obwohl sämtliche anderen Stühle nicht besetzt waren. »Es wäre mir eine Ehre, wenn ich Euch diesen besonders weich gepolsterten
     Stuhl überlassen dürfte …«
    Severina brachte ihn zum Verstummen, indem sie sich auf einen anderen Stuhl setzte und ihm demonstrativ den Rücken zukehrte.
     »Die einzige Ehre, die ich Euch erweisen könnte, wäre der Kauf von Schmuckstücken zum halben Preis. Oder soll ich Eurer Gemahlin
     vorschlagen, Eure nächstgeborene Tochter Myrtis zu nennen?«
    Sie blickte nicht hinter sich, weil sie dem Juwelier keine Gelegenheit geben wollte, seine Demut mit einem Kniefall zu bezeugen,
     sondern herrschte Gaviana an: »Was ist? Habe ich dir nicht gesagt, dass ich Honigwasser will? Aber nicht zu kalt!«
    Sie folgte Gaviana mit den Augen, wandte sich jedoch ab, als sie merkte, dass der Juwelier es aufgegeben hatte, sich mit vielen
     Verbeugungen auf das schlechte Geschäft einzulassen. So sah sie nicht, das Gaviana ihr kurz den Rücken zukehrte, bevor sie
     ihr |310| das Honigwasser reichte. Und als Severina in großen Zügen trank, weil sie durstig war, konnte sie nicht ahnen, dass Sklaven
     erfindungsreich waren, wenn es darum ging, sich eine Rache zu leisten. Severina schmeckte das Honigwasser gut, obwohl Gaviana
     kurz vorher hineingespuckt hatte.

19.
    I naja blieb ängstlich im Eingangstor stehen, die Wächter, die versucht hatten, Thusnelda aufzuhalten, wichen zurück, als sie
     den Reiter und seine Gefolgsleute erkannten. In ihren Gesichtern stand Unsicherheit. War das die Gefahr, vor der ihr Herr
     sie gewarnt hatte, bevor er aufgebrochen war? Aber würde ihre Herrin einen Reiter, der ihr gefährlich werden konnte, so freudig,
     so überschwänglich begrüßen?
    Inaja stellte sich ähnliche Fragen. Was führte Fürst Segestes im Schilde? War er gekommen, um sich mit seiner Tochter zu versöhnen?
     Hatte die Nachricht, dass Thusnelda schwanger war, die Eresburg erreicht und den Vater

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