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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihm
     versöhnt.
    »Inaja wird sich um mich sorgen«, sagte sie leise. »Sie weiß ja nicht, dass du mich geholt hast, um mich zu beschützen.«
    »Ich bin dein Vater«, brummte Segestes. »Aus welchem Grunde sollte ich dich sonst hergeholt haben?«
    Thusnelda zögerte. »Um mich von Arminius zu trennen«, sagte sie dann und sah ihren Vater ängstlich an.
    Auch diesmal antwortete er nicht, obwohl es ihr viel bedeutet hätte. Sie wollte endlich hören, dass er bereit war, sich nicht
     nur mit ihr, sondern auch mit Arminius auszusöhnen. Aber jedes Mal, wenn sie davon sprach, wich er ihr aus. Wie würde er auf
     Arminius zugehen, wenn er kam, um sie zu holen? Oder rechnete ihr Vater damit, dass Arminius in dieser Schlacht unterlag?
     Wusste er gar etwas, was er ihr verschwieg?
    Sie wagte nicht, diese Fragen auszusprechen. Thordis hatte ihr kurz nach ihrem Einzug in die Teutoburg eingeschärft, niemals
     den Gedanken zuzulassen, dass der geliebte Mann nicht aus der Schlacht zurückkehren könnte. Teiwaz, der Gott des Krieges,
     war leicht zu beeinflussen. Ängstliche Gedanken machten das Schwert stumpf und die Rüstung schwer.
     
    Nun hielt es sie doch nicht mehr im Haus. Der erste Schreck, das Entsetzen war überwunden. Sie wollte sehen, was zu Füßen
     der Burgmauern geschah. Sie musste es sehen, und sie musste von ihrem Vater erfahren, wie es zu diesem Gemetzel gekommen war.
    Eilig verließ sie das Haus, blieb auf der Schwelle stehen, hocherhobenen Hauptes, damit niemand wagte, sie aufzuhalten. Sie
     wich Ammas Blick aus, die sie flehentlich ansah, und ging dann |318| mit großen Schritten auf die Burgmauer zu, wo Fürst Segestes hinter den Speerwerfern stand und dafür sorgte, dass sie ihr
     Ziel nicht verfehlten.
     
    Am Morgen, gleich nach dem Aufwachen, war es gewesen. Da hatte sie endlich gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Wie am Tag zuvor
     war sie früh aufgestanden, hatte das Haus verlassen und war zu ihrem Lieblingsplatz an der Burgmauer gegangen, wo alles zu
     beobachten war, was sich von der Teutoburg her näherte. Sie wollte die Erste sein, die Arminius entdeckte, sie wollte ihm
     zuwinken, ihm zeigen, dass alles in Ordnung war, dass es ihr gut ging, dass ihr Vater sie geholt hatte, weil er in Sorge um
     sie war, weil er sie beschützen wollte. Nur deshalb! Und dann würde sie zum Tor laufen, Arminius ein paar Schritte entgegengehen,
     ihn in die Eresburg führen … und dabei sein, wenn Arminius und ihr Vater sich die Hand reichten.
    Die Burgmauer war kalt, das Moos, das aus den Ritzen wuchs, hatte sich mit Feuchtigkeit vollgesogen. Thusnelda setzte sich
     nicht, wie sie es gern getan hätte, sondern lehnte sich an die Mauer, die bis zu ihren Achseln reichte, und kreuzte die Arme
     vor der Brust. Es war kalt. Sie hätte sich ein Wolltuch umlegen sollen. Zwar hatte sie während des Ritts zur Eresburg ihr
     Tuch verloren, aber in der Truhe gab es ein zweites, das dort geblieben war, als sie vor der Hochzeit mit Fürst Aristan geflohen
     war. Doch bisher hatte sie nichts angerührt, was in der Truhe lag. Es wäre ihr wie ein Verrat an Arminius vorgekommen, wenn
     sie sich wieder an ihr altes Leben angeschmiegt hätte. Sie hatte den Deckel der Truhe gleich wieder fallen lassen und ihn
     nicht noch einmal angehoben. Nein, ihr Leben in der Eresburg war vorbei, hier konnte sie nur noch zu Gast sein. Es tat gut,
     dass ihr Vater sich um sie sorgte, dass er sie in Sicherheit gebracht hatte, als er glaubte, sie sei in Gefahr. Aber ihr Zuhause
     war bei Arminius. Und er würde sie holen. Bald!
    Der Nebel stand noch über den Wiesen, er deckte die Sümpfe zu, strich in langgezogenen Fetzen über die Bäume. Eine milchige |319| Herbstsonne drängte sich hindurch, konnte den Nebel aber nicht lichten, sondern machte ihn nur noch undurchdringlicher.
    Still war der Morgen. Zwar hörte Thusnelda die Knechte und Mägde hantieren, hörte sie reden und lachen, das vertraute Geräusch
     der Stalltür, das Knarren der Zäune, das Klappern des Eimers, in dem Amma das Wasser ins Haus trug, außerhalb der Eresburg
     aber war es still, ganz still. Kein Wind regte sich, nur gelegentlich stach ein Vogel aus dem Nebel, alle Geräusche jedoch
     blieben unter ihm verborgen.
    Später hätte sie nicht mehr sagen können, wann sie die dunklen Bewegungen hinter dem Nebelvorhang bemerkt hatte. Zarte Schatten
     waren sie zunächst gewesen, aber dann schärften sich ihre Konturen, und schließlich war das stete Auf und Ab zu erkennen,
     das

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