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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das er nur zu Mauer weisen konnte.
    Mit ein paar Sätzen war Inaja dort, Hermut folgte ihr augenblicklich. Nur Arminius blieb in der Tür seines Hauses stehen und
     schien nicht glauben zu können, dass ein Bote aus Rom ihn etwas anging.
    »Tatsächlich«, flüsterte Inaja. »Er führt ein römisches Banner mit sich.«
    »Was kann das zu bedeuten haben?«, flüsterte Hermut zurück und tastete nach Inajas Hand. Dann drehte er sich zu Arminius um.
     »Komm her, und sieh dir das an!«
    Doch an Arminius’ Gleichgültigkeit änderte sich erst etwas, als der Kurier vor ihm stand und ihm einen Papyrus hinhielt.
    »Thusnelda!«, stieß Arminius hervor. »Es muss um Thusnelda gehen.«
    Hermut und Inaja, die beide nicht lesen konnten, starrten ihn an, während er den Papyrus studierte, und das Lächeln, das sich
     auf Arminius’ Gesicht ausbreitete, als er aufsah, bekam einen Widerschein in den Gesichtern der beiden.
    »Eine gute Nachricht?«, fragte Hermut atemlos.
    Arminius nickte, aber bevor er eine Erklärung abgab, sorgte er dafür, dass der Kurier bewirtet wurde, ein anständiges Nachtlager
     erhielt und Zeit, um sich auszuruhen.
    »Ich muss so schnell wie möglich nach Rom zurück«, sagte der Kurier. Er war aber doch dankbar für das weiche Schlaffell, das
     ihm angeboten wurde. Den Getreidebrei, den Inaja ihm vorsetzte, löffelte er so gierig, als hätte er lange nichts in den Magen
     bekommen. Während er aß, erfuhren sie, dass dieser Kurier bereits der vierte war, der die Nachricht weiterbeförderte. »Der
     Weg ist weit«, erklärte er. »Und der Transport ist sicherer, wenn immer wieder ein frischer Kurier die Nachricht übernimmt
     und weiterträgt.«
    »Vor allem liegt am Ende der Absender der Nachricht im Dunkeln«, ergänzte Hermut misstrauisch.
    Der Kurier zuckte mit den Schultern. »Ich kenne den Namen des Absenders nicht.«
    |366| Erst als er in den Stall geführt worden war und sich schlafen gelegt hatte, erfuhren Hermut und Inaja, was in dem Brief stand.
     »Er kommt von einer Römerin«, berichtete Arminius zögernd, »die mich aus meiner Zeit in Rom kennt.«
    »Und?« Hermut beugte sich gespannt vor. »Wie heißt sie? Was will sie von dir?«
    Arminius zuckte mit den Schultern. »Ihren Namen verrät sie nicht. Sie schreibt, sie hätte Angst, dass der Kurier überfallen,
     dass ihm der Papyrus abgenommen wird und jemand, der lesen kann, ihren Namen erfährt. Das dürfe nicht geschehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man sie in Rom dafür verachten würde, dass sie mir helfen will.«
    »Und warum will sie dir trotzdem helfen?«, fragte Inaja.
    Arminius lächelte, wie er schon lange nicht mehr gelächelt hatte. »Sie schreibt, schon immer hätte sie auf der Seite der Germanen
     gestanden, weil sie klüger und mutiger seien als die Römer. Und erst recht wäre sie auf meiner Seite und hätte niemals Varus’
     Dummheit beklagt, sondern nur heimlich meine Klugheit gerühmt, mit der ich ihn überlistet habe.«
    Hermut runzelte die Stirn. Was er von diesem Brief hielt, war unschwer zu erkennen. »Was will sie von dir? Da steckt doch
     etwas dahinter!«
    Nun schien Arminius endlich glauben zu können, dass diese Nachricht sein Leben veränderte. Seine Stimme wurde eifrig, sein
     Gesicht leuchtete. »Sie will nichts von mir, sie macht mir ein Angebot.« Aufgeregt klopfte er auf den Papyrus. »Sie weiß,
     wo Thusnelda sich befindet. Und sie schreibt, dass ich einen Sohn habe.« Er schwieg einen Augenblick, dann wiederholte er
     mit weicher Stimme: »Einen Sohn! Er heißt Thumelicus, er lebt und ist gesund. Und Thusnelda auch!«
    Inaja wurde ungeduldig. »Was ist das für ein Angebot, das sie Euch macht?«
    Arminius’ Stimme zitterte. »Sie schreibt, sie könne mir Thusnelda und meinen Sohn zurückbringen, sie hätte sich für beide |367| eingesetzt und erreicht, dass sie freigelassen werden. In Kürze wolle sie sich mit ihnen auf den Weg nach Germanien machen.«
    Arminius sah seinen Freund an, dann blickte er Inaja ins Gesicht. In seinen Augen war etwas von dem Wunder zu lesen, auf das
     jeder hofft, dem großes Leid widerfahren ist, und an das er glaubt, weil es nichts anderes gibt, woran er glauben kann.
    Hermut sprang auf. »Das ist eine Falle!«
    »Wer sollte mir eine Falle stellen?« Arminius sah Hermut erstaunt an. »Ich bin für Rom keine Gefahr mehr.«
    »Aber es gibt noch viele, die sich an dir rächen wollen«, antwortete Hermut. »Glaub nicht, dass die Schlacht gegen Varus in
     Rom schon vergessen

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