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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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eine Nachricht von Euch zurückbringe.«
    Arminius war sehr aufgeregt. Wieder hörte er nicht auf Hermuts |383| Warnungen, der ihn erneut beschwor: »Geh nicht darauf ein! Es ist zu gefährlich!«
    Inaja allein bemerkte den verschlagenen Blick des Händlers, der dafür sorgte, dass Arminius nicht zum Nachdenken kam. Ehe
     er etwas auf die Warnungen seines Freundes erwidern konnte, erwähnte der Händler, dass er auch eine schöne blonde Frau und
     einen kleinen blonden Jungen gesehen habe. »Sie sprachen von Euch, Herr! Das habe ich genau gehört.«
    Nun wurde auch Hermut unsicher. Trotzdem fragte er ein weiteres Mal: »Warum kommen sie nicht einfach zur Teutoburg? Wozu dieses
     heimliche Treffen?«
    Arminius zeigte auf das letzte Wort der Nachricht. »Diesmal trägt sie eine Unterschrift.« Er runzelte die Stirn. »Severina«,
     sagte er leise. Und dann noch einmal. »Severina?«
    »Kennst du eine Frau mit diesem Namen?«, fragte Hermut aufgeregt.
    Arminius schüttelte langsam den Kopf. »Nein! Oder …« Er dachte noch einmal intensiv nach, dann erschien in seinen Augen etwas,
     was Inaja aufmerksam machte. Von einer Erinnerung war da etwas zu lesen, obwohl Arminius heftig den Kopf schüttelte. »Sie
     war keine Händlerin, sondern … etwas ganz anderes.«
    »Sie muss keine Händlerin sein«, sagte Hermut. »Vielleicht hat sie sich einer Händlergruppe angeschlossen und sich als eine
     der ihren ausgegeben. In einem Tross von Händlern reist es sich am sichersten.«
    Arminius blickte über Inaja und Hermut hinweg. Sah er eine Frau namens Severina vor sich? Inaja wartete mit angehaltenem Atem
     auf eine Erklärung. Aber plötzlich winkte Arminius ab. »Ich will nichts mehr davon hören. Beim nächsten Vollmond werde ich
     auf dieser Waldlichtung stehen, wie sie es verlangt.«
    Der Händler wurde üppig bewirtet. Auf Arminius’ Geheiß setzte Inaja ihm Brotfladen mit Käse vor und füllte sein Trinkhorn
     bis zum Rande mit Met.
    Der Händler betrachtete sie eingehend, dann sah er sich vorsichtig um. »Bist du Inaja?«, fragte er flüsternd.
    |384| Inaja nickte. »Ja, das bin ich.«
    »Dann habe ich auch für dich eine Nachricht …«
     
    Die höchsten Zweige des Waldes griffen nach dem Mond. Knöcherne schwarze Finger, die sich nach ihm reckten. Sein silbernes
     Licht stand über den Bäumen, doch je länger sie sich im Wald aufhielten, desto tiefer sickerte es hinab. Als sie den Planwagen
     tief ins Gebüsch geschoben hatten, waren ihre Augen bereits mit dem Mondlicht vertraut, es war hell genug, sie fanden sich
     in der Umgebung zurecht.
    Silvanus schlief im Planwagen, er hatte sich längst daran gewöhnt, während der Reise zu schlafen, und liebte mittlerweile
     sogar das Rumpeln und Schaukeln des Wagens. Zwar hätte er gerne Sosia bei sich gehabt, von der er sich am liebsten in den
     Schlaf singen ließ, aber schließlich fand er sich damit ab, dass Sosia bei dem Bauern bleiben musste, bei dem sie Quartier
     bezogen hatten. Der größte Teil ihres Gefolges musste dort warten, Severinas Koch mit seinen Gehilfen, ihr Schneider, ihr
     Friseur, ihre Haarentfernerin und etliche Sklavinnen, die für ihre persönliche Bedienung notwendig waren. Nur die bewaffnete
     Truppe, die der Kaiser ihnen mitgegeben hatte, war ihnen zu der Lichtung gefolgt und wurde nun von Flavus in Stellung gebracht.
     Außerdem war Gaviana bei ihnen, die Silvanus’ Schlaf zu bewachen hatte und für alle anderen Wünsche ihrer Herrin zuständig
     war.
    Severina lehnte am Planwagen und starrte in die Wildnis, die sie umgab. »Was für ein schreckliches Land!«, sagte sie zu Gaviana.
     »Keine Straßen, keine Städte! Nur Wälder und Sümpfe, Dreck und Finsternis!« Sie schüttelte sich. »Aber bald ist es ja vorbei.
     Dann kannst du Thusnelda etwas von ihrer wunderschönen Heimat erzählen.«
    Sie begann zu lachen und hörte erst auf, als es im Gebüsch knackte und Flavus neben ihr erschien. »Meine Männer sind bereit.
     Sie warten auf Euer Zeichen, dann werden sie herausstürmen und Arminius überwältigen. Er hat keine Chance.«
    |385| Severina nickte zufrieden. »Also sind wir endlich am Ziel angekommen.«
    Flavus betrachtete sie nachdenklich. »An Eurem Ziel, ja. Aber auch an meinem?«
    »Wir haben ein gemeinsames Ziel.«
    »Haben wir das wirklich? Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass es ein Ziel gibt, von dem ich nichts weiß? Eins, das nur
     Ihr und der Kaiser kennt?«
    Severina stieß sich von dem Planwagen ab und machte ein

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